Aufstand der Kleinen: Außenseiter wittern EM-Chance

Die EM-Ausscheidung entpuppt sich keineswegs, wie von vielen befürchtet, als Langweiler. Die Aufstockung der EURO 2016 auf 24 Teams hat vor allem den Fußball-Mittelstand mobilisiert.
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Auf und davon? - Island (hier im Spiel gegen Lettland) startet fulminant in die EM-Qualifikation.
dpa Auf und davon? - Island (hier im Spiel gegen Lettland) startet fulminant in die EM-Qualifikation.

Die EM-Ausscheidung entpuppt sich keineswegs, wie von vielen befürchtet, als Langweiler. Die Aufstockung der EURO 2016 auf 24 Teams hat vor allem den Fußball-Mittelstand mobilisiert. Die Etablierten tun sich schwer.

Frankfurt/Main - Der Aufstand der Kleinen bringt Europas Fußball-Establishment in der EM-Qualifikation gehörig ins Schwitzen und dürfte bei UEFA-Boss Michel Platini für Hochstimmung sorgen. Mit seiner von den Großmächten kritisierten Aufstockung der EURO 2016 hat der Präsident der Europäischen Fußball-Union den Mittelstand offenbar aus dem Dornröschenschlaf geweckt. Beflügelt von den verbesserten Aussichten auf eine Teilnahme an der Endrunde in Frankreich haben zahlreiche Außenseiter wie Albanien, Island, Nordirland und nicht zuletzt Polen die Arrivierten um Weltmeister Deutschland in der Frühphase der Ausscheidung geschockt und eigene Ambitionen angemeldet.

Schon an diesem Montag plant Island gegen den WM-Dritten Niederlande den nächsten Coup eines Underdogs. Das vom Schweden Lars Lagerbäck trainierte Team aus dem hohen Norden geht nach dem 3:0 in Lettland als ungeschlagener Tabellenführer (6 Punkte) der Gruppe A in die Partie. Die Holländer sind also gewarnt, zumal sie am Freitagabend beim 3:1 gegen Kasachstan wahrlich keine Bäume ausrissen. Robin van Persie sprach danach von einem "bizarren Abend", die Zeitung "de Volkskrant" bilanzierte ein zähes Spiel. Zur Halbzeit drohte nach dem Gegentor von Renat Abdulin sogar die zweite Pleite nach der Startniederlage gegen Tschechien, doch Klaas-Jan Huntelaar, Ibrahim Afellay und van Persie drehten die Partie. "Wir haben die Ruhe bewahrt", lobte Trainer Guus Hiddink und Rückkehrer Arjen Robben stellte fest: "Wir haben Selbstvertrauen getankt."

Die Tschechen, zum Auftakt 2:1-Sieger gegen die Niederlande, schockten am 2. Spieltag auch die Türkei. Umut Bulut brachte den EM-Dritten von 2008 zwar früh in Führung, doch nach den Treffern von Tomáš Sivok und Boøek Doèkal stehen die Tschechen mit sechs Zählern auf Rang zwei und die Türken mit null Punkten als Letzter da. "Wir müssen schnell wieder auf die Beine kommen und dürfen die Hoffnung nicht begraben", appellierte Trainer Fatih Terim vor der Partie in Lettland.

Ganz anders ist die Stimmungslage in Albanien. Nach dem Auftaktsieg in Portugal trotzten die Skipetaren beim 1:1 gegen Dänemark dem nächsten Favoriten und träumen bereits von der ersten EM-Teilnahme der Historie. Nur neun Minuten fehlten zum ersten Sieg gegen die Skandinavier seit 51 Jahren. Der eingewechselte Lasse Vibe glich in der 81. Minute die Führung der Gastgeber durch Ermir Lanjani (38.) aus. "Wir haben großartig gespielt", lobte Trainer Giovanni de Biasi. Mit jeweils vier Zählern führen Dänemark und Albanien die Gruppe I an.

Serbien vermied beim 1:1 in Armenien nur mit Mühe einen Fehlstart unter dem neuen Trainer Dick Advocaat. Zoran Tošiæ rettete mit dem späten Ausgleich in der 89. Minute zumindest einen Punkt, sechs Minuten zuvor hatte Serbiens Torwart Vladimir Stojkovic sein Team mit einem gehaltenen Elfmeter vor dem Knockout bewahrt. "Ich würde nicht von einem Fiasko sprechen, aber das war keines unserer besseren Spiele. Wir wissen nun, dass es keine leichten Aufgaben gibt", sagte Advocaat.

In der Gruppe F übernahm Nordirland durch ein 2:0 gegen Färöer mit sechs Punkten die Tabellenführung vor Finnland und Rumänien (je 4). WM-Teilnehmer Griechenland tat sich beim 1:1 in Finnland erneut schwer und steht mit nur einem Zähler als Fünfter bereits unter Druck. "Unser Ziel bleibt die EURO. Ich habe vom ersten Tag an gesagt, wenn wir uns nicht qualifizieren, wäre das ein Desaster", sagte Griechenlands Trainer Claudio Ranieri. Mit einer blütenweißen Weste steht dagegen ausgerechnet WM-Versager Italien da. Beim 2:1 gegen Aserbaidschan mit Trainer Berti Vogts bekleckerten sich die Azzurri allerdings nicht mit Ruhm. Giorgio Chiellini war der Mann des Abends. Der Abwehrspieler von Juventus Turin traf gleich dreimal - zweimal auf der richtigen Seite und einmal ins eigene Netz. "Heute habe ich alles übernommen", stellte der Matchwinner lachend fest. "Eine Nacht als König für Giorgio", urteilte die "Gazzetta dello Sport". "Aber der Weg zum Ruhm war mit Dornen gepflastert."

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