Auf Mallorca: Stuttgart bündelt die Kräfte

Das erste Montagsspiel der Fußball-Bundesliga ist für die beteiligten Mannschaften eines gegen den Abstieg. Der VfB Stuttgart ging auf Mallorca ins Kurz-Trainingslager, Werder Bremen setzt auf stehende Fans.
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Szene aus dem Hinspiel in Stuttgart: VfB-Spieler Filip Kostic (links) und der Bremer Clemens Fritz liegen am Boden. Stuttgart gewann die Partie mit 1:0.
dpa Szene aus dem Hinspiel in Stuttgart: VfB-Spieler Filip Kostic (links) und der Bremer Clemens Fritz liegen am Boden. Stuttgart gewann die Partie mit 1:0.

Stuttgart/Bremen - Mit einem Tapetenwechsel will der VfB Stuttgart die Wende im Abstiegskampf erzwingen. Der Tabellen-15. der Fußball-Bundesliga bereitet sich auf das vorentscheidende Kellerduell bei Werder Bremen mit einem dreitägigen Trainingslager auf Mallorca vor.

"Wir wollen die Kräfte bündeln, die Sinne schärfen und einen guten Geist für das Bremen-Spiel entwickeln", begründete Sportvorstand Robin Dutt den kurzfristig anberaumten Arbeitsausflug in das Urlauberparadies. "Es ist wichtig, dass wir aus dem üblichen Trott rauskommen."

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Im Winter hatte dieser Kniff schon einmal gewirkt. Nach einem Trainingslager in der Türkei starteten die damals ebenfalls auf dem 15. Platz vor Bremen dümpelnden Schwaben in der Rückrunde mit vier Siegen in Serie und einem Remis phänomenal durch. "Es war ein gutes Trainingslager in der Winterpause. Daran wollen wir jetzt anknüpfen", sagte der Manager am Dienstag in einer Medienrunde.

Angesichts der prekären Situation ist dies auch bitter nötig. Um den ersten Absturz in die Zweitklassigkeit nach 41 Jahren zu vermeiden, kann sich Stuttgart in Bremen eigentlich keine Pleite erlauben. Sollte der VfB am Montagabend bei den Hanseaten dennoch verlieren und der Vorletzte Eintracht Frankfurt am Samstag in Darmstadt gewinnen, droht sogar der tiefe Fall auf einen direkten Abstiegsplatz.

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Denn die Schwaben liegen vor dem 32. Spieltag nur zwei Zähler vor Werder und drei vor Frankfurt.

Um sich optimal auf dieses Schlüsselspiel vorbereiten zu können, fiel nun kurzfristig die Entscheidung für das Trainingslager von Mittwoch bis Freitag. "Es geht jetzt darum, dass wir uns in Ruhe und intensiv auf Bremen vorbereiten", sagte Dutt.

 

"Ganz normales Trainingslager ohne Hokuspokus"

 

Der Manager stellte aber auch klar, dass es auf Mallorca keine Sondermaßnahmen gebe. "Das ist ein ganz normales Trainingslager ohne Hokuspokus."

Die VfB-Verantwortlichen versprechen sich durch den vorübergehenden Umzug einen entscheidenden Effekt. "Es ist wichtig, positive Gedanken und ein positives Feeling zu entwickeln. Kämpfen und spielen geht nur, wenn man locker im Kopf ist", sagte Dutt, der dies aus seiner ehemaligen Trainertätigkeit bestens kennt. "So blöd sich das anhört, Kampf um den Klassenerhalt und positive Gefühle, aber das ist so."

Ursprünglich plante der VfB, für drei Tage ins Allgäu zu gehen. Aber wegen des dort schlechten Wetters mit Schneefällen fliegt Trainer Jürgen Kramny mit einem 22 Mann großen Kader, Dutt und Sportpsychologe Philipp Laux auf die Balearen.

Und trotz zuletzt sechs sieglosen Spielen und nur zwei Punkten hält Dutt eisern an Kramny fest. Sein jüngstes klares Bekenntnis zum Coach nach der 0:3-Niederlage gegen Dortmund verteidigte er nachhaltig: "Das war keine politische Aussage, sondern steht für unser hundertprozentiges Vertrauen in Jürgen."

 

Werder-Aktion "Mors hoch"

 

Die Anhänger von Werder Bremen machen vor dem Kellerduell mobil. Im Rahmen einer Aktion unter dem Motto "Mors hoch" werden die Zuschauer auf den Sitzplätzen im Weserstadion dazu aufgefordert, die Partie im Stehen zu verfolgen.

 

Schon beim 3:2 gegen den VfL Wolfsburg wurde bei Twitter unter #greenwhitewonderwall in Anlehnung an den Oasis-Klassiker "Wonderwall" mobil gemacht. Tausende Fans empfingen den Mannschaftsbus vor dem Weserstadion und machten 90 Minuten Stimmung während des Spiels.

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Die Stuttgarter reisen aus Protest gegen den Montagstermin nur mit etwa 650 Fans an. Damit kann Werder die Tickets im 4100 Plätze fassenden Gästeblock in der Westkurve weiterverkaufen. In der Ostkurve werden die rund 400 Mitglieder der mit Werder sympathisierenden Ultra-Gruppierungen fehlen.

Unterdessen mischten Claudio Pizarro und Clemens Fritz wieder im Mannschaftstraining mit. Bei den Laktattests zur Leistungsüberprüfung am Montag hatten die Leistungsträger des Tabellen-16. gefehlt. Individuelle Übungen absolvierten am Dienstag Sambou Yatabaré, Santiago Garcia, Zlatko Junuzovic und Theodor Gebre Selassie.

 

 

Das Große Zittern: So steht's im Abstiegskampf

 

Wer begleitet den Fix-Absteiger Hannover 96 in die 2. Liga? Die Situation im Tabellen-Keller der Fußball-Bundesliga.

FC Augsburg (12. Platz/36 Punkte):
Mit drei Siegen in Serie hat sich der FC Augsburg aus der unmittelbaren Gefahrenzone befreit. Zwei Heimspiele hat das Team von Markus Weinzierl noch. Schon am Freitag soll gegen den 1. FC Köln der finale Schritt gemacht werden. "Das Polster von fünf Punkten ist okay, aber wir wollen jetzt zu Hause nachlegen", sagt Abwehrspieler Ragnar Klavan. Den FCA zeichnet im Abstiegskampf wieder einmal Ruhe aus, Drucksituationen meistern Trainer und Mannschaft. Auch Ausfälle werden kompensiert: Verhaegh und Baier verletzten sich in Wolfsburg.

Darmstadt 98 (13./35):
Beim Aufsteiger gilt der Fokus ganz dem Derby gegen Eintracht Frankfurt. Im Falle eines Sieges könnten die Südhessen nicht mehr direkt absteigen und wären bei einer Pleite von Werder Bremen gegen Stuttgart sogar vorzeitig gerettet. "Das wird das brisanteste Derby, das es je gegeben hat", kündigt Lilien"-Torwart Christian Mathenia an. Trainer Dirk Schuster glaubt, dass sein Team trotz des jüngsten 1:4 in Köln für die Aufgabe gerüstet ist: "Wir können diese Scharte gegen Frankfurt auswetzen."

1899 Hoffenheim (14./34):
Die Niederlage in Mönchengladbach tut weh, wirft die Kraichgauer aber nicht um. "Das ist kein großer Rückschlag für unser Ziel, den Klassenverbleib zu erreichen", sagt TSG-Trainer Julian Nagelsmann. Seine Hochrechnung für den Saisonendspurt: "Wenn wir noch vier Punkte holen, könnten wir in der Liga bleiben. Wir holen aber auch gerne mehr." Damit beginnen will sein Team am kommenden Spieltag gegen Aufsteiger FC Ingolstadt. "Da gilt es, die drei Punkte zu Hause zu behalten", so Innenverteidiger Niklas Süle.

VfB Stuttgart (15./33):
Nach dem sechsten sieglosen Spiel in Serie werden Druck und Frust immer größer. Dennoch richtet Sportvorstand Robin Dutt seinen Blick ausschließlich nach vorne. Am nächsten Montag kommt es zum hochbrisanten Duell mit seinem Ex-Club Werder Bremen. Nur zwei Punkte trennen den VfB von den Norddeutschen, die auf dem Relegationsplatz stehen. Trainer Jürgen Kramny hat von Dutt dennoch eine Jobgarantie - auch für die kommende Spielzeit. "Wir vertrauen ihm zu hundert Prozent", sagt der ehemalige Werder-Coach.

Werder Bremen (16./31):
Die Woche vor dem ersten von drei Endspielen hat bei Werder Bremen mit einem Laktattest und den Gedanken an die Derby-Niederlage in Hamburg begonnen. "Es wird länger dauern, das zu verdauen", sagt Claudio Pizarro, der im Nord-Derby einen Elfmeter verschoss. Genug Zeit haben die Bremer, denn das Spiel gegen den VfB Stuttgart wird erst am kommenden Montag ausgetragen. Wegen des umstrittenen Termins streiten in Bremen einige Fangruppierungen, ob sie das Spiel boykottieren oder ihr Team unterstützen sollen.

Eintracht Frankfurt (17./30):
Der Sieg gegen Mainz 05 hat beim Tabellenvorletzten für Euphorie gesorgt. Plötzlich glauben am Main wieder alle an die Rettung, die mit einem weiteren Erfolg in Darmstadt näherrücken würde. "Wir müssen über den Kampf, die Laufbereitschaft und den Willen kommen", fordert Trainer Niko Kovac. Als Blaupause soll das Fußball-Wunder von 1999 dienen, als die Eintracht mit vier Siegen in den letzten vier Spielen den Sturz in die Zweitklassigkeit abgewendet hatte.

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