Auf die Bayern, fertig, los!
Die Konkurrenz hat mit Millionen aufgerüstet. Mindestens fünf Klubs machen Jagd auf das Team von Louis van Gaal. Hier lesen Sie, wie die Magaths, Babbels & Co. den Titel anpeilen.
MÜNCHEN Louis van Gaal sagt: „Mein Ziel ist ein Titel – und besseren Fußball spielen zu lassen. Ich denke nicht, dass das so einfach ist. Wir müssen um die Meisterschaft hart streiten.“ Seine 17 Trainerkollegen machen es sich einfach und schieben dem FC Bayern die Favoritenrolle zu – wie jedes Jahr. Bundestrainer Jogi Löw aber sagt: „Ich sehe keinen Alleingang der Bayern. Es gibt einige Mannschaften, die an Qualität und Konstanz zugelegt haben.“ Auf die Bayern, fertig, los! Hier sind die Bayern-Jäger:
Schalke 04: Felix Magath war noch gar nicht richtig angekommen auf Schalke, da teilte er die erste Bayern-Watschn aus: Manuel Neuer? Bekommt ihr nicht! Dass der Keeper tatsächlich blieb, mag für den Bayern-Quälix ein innerer Vorbeimarsch gewesen sein. Als Trainer, Manager und Vorstandsmitglied ist er so allmächtig wie in Wolfsburg. Nur dass auf Schalke die Erwartungen größer und die Geldbeutel kleiner sind: drei Millionen für den Aachener Lewis Holtby (18), dazu noch ein paar Ergänzungsspieler – das war’s. Jermaine Jones fällt länger aus (Haarriss im Schienbein), was die Mittelfeldstatik ins Wanken bringt. Wie sehr er Schalke antreibt, wies sich in einem Testspiel, als er seine Spieler anschrie: „Habt ihr nur Sch*** im Hirn?“ Dass die ARD dies sendete, hat Magath geärgert. Aber er muss nicht bang sein: Wer es in Wolfsburg schafft, schafft’s überall.
VfL Wolfsburg: Gerade wurde gewählt, und der Meister sahnte ordentlich ab: Fußballer des Jahres (Grafite), Trainer des Jahres (Magath), und gäbe es den Titel Management des Jahres, er hätte auch an Wolfsburg gehen dürfen. Alle Stars gehalten und noch für 20 Millionen Euro eingekauft – der VfL macht da weiter, wo er aufgehört hat. Die Konkurrenz im Mittelfeld beleben Thomas Kahlenberg (für 3,7 Millionen Euro von Auxerre) und Karim Ziani (für 5 Millionen von Marseille). Hinten links verspricht man sich viel von Löwen-Talent Fabian Johnson, vorne ist Obafemi Martins (Newcastle) Back-up für den Paradesturm. Beruhigend für Neu-Trainer Armin Veh: Die Bosse erwarten nicht einmal die Titelverteidigung. Wundersames Wolfsburg.
Hamburger SV: Turbulent ging es bei den Hanseaten zuletzt nicht nur in der Führungsetage („Dukaten-Didi“ Beiersdorfer raus, noch kein neuer Sport-Chef rein), sondern auch gleich beim ersten Pflichtspiel: 3:3 im Pokalfight gegen Düsseldorf, Dusel-Sieg im Elferschießen dank Keeper Frank Rost. Bruno Labbadia, der Neue auf der Bank, wird kräftig durchgeatmet haben. Denn nach den beachtlichen Transfers (der vom FC Bayern verprellte Zé Roberto, Marcus Berg für 9,5 Millionen Euro von Groningen, Eljero Elia für 8,5 Millionen Euro vom FC Twente, David Rozehnal für 4,9 Millionen Euro von Lazio Rom) erwartet man so einiges von Labbadia.
VfB Stuttgart: Lange sah es aus, als würden die Schwaben auf ihrem Schatzkästlein sitzen bleiben. Halb Europa sollte den 35-Millionen-Mann Mario Gomez ersetzen: Patrick Helmes, Demba Ba, Klaas-Jan Huntelaar, Alvaro Negredo, Vagner Love. Nun übernimmt der Russe Pawel Pogrebnjak den Job. Vor zwei Jahren hat er im Uefa-Cup mit St. Petersburg die Bayern geärgert und nun endlich den ersehnten Wechsel ins Ausland geschafft. Alex Hleb kam eher aus Verzweiflung: kein Platz für ihn bei Barca. Dann lieber zurück in die zweite Heimat. Teamchef Markus Babbel wird derweil die Autobahn nach Köln gut kennenlernen: Jeweils die halbe Woche muss er zum Trainerlehrgang. Für Misserfolge ist da keine Zeit.
Werder Bremen: Die Bremer Raute – Historiker sind sich uneins, was zuerst da war: Das zackige Klubwappen oder das in Stein gemeißelte 4-4-2 von Trainer Thomas Schaaf. Im Jahr 1 nach Diego mutiert Schaafs spitze Mittelfeldformation zur flachen Vier: ohne Spielmacher, dafür mit den Ex-Bayern Frings und Borowski als Doppel-Sechs sowie den Kreativwuselern Özil und Marin. Trotz Pokalsieg und verlorenem Uefa-Cup-Finale kann es in diesem Jahr nur besser werden für Werder nach Rang zehn im Vorjahr. Die Offensiv-Besetzung ist immer noch offen: Marcelo Moreno wurde von Donezk ausgeliehen; ob Claudio Pizarro künftig wieder in Chelsea Tore schießt oder in Bremen, ist offen.
Thomas Becker