Kommentar

EM-Aus gegen Spanien: Die Nationalmannschaft hat etwas erreicht, das vielleicht noch wichtiger als der Titel ist

AZ-Sportchef Krischan Kaufmann über das bittere Aus der deutschen Nationalmannschaft gegen Spanien.
von  Krischan Kaufmann
Enttäuscht stehen Toni Kroos und Julian Nagelsmann nach dem verlorenen Viertelfinale gegen Spanien bei der Fußball-EM auf dem Platz. Dennoch kann man stolz auf das Abschneiden bei der Heim-EM sein.
Enttäuscht stehen Toni Kroos und Julian Nagelsmann nach dem verlorenen Viertelfinale gegen Spanien bei der Fußball-EM auf dem Platz. Dennoch kann man stolz auf das Abschneiden bei der Heim-EM sein. © Christian Charisius/dpa

Im Augenblick der vermeintlich größten Niederlage hilft es manchmal, kurz innezuhalten und sich zu erinnern, wie alles begann. Diesen Moment der inneren Einkehr wird sich auch Julian Nagelsmann nach dem 1:2 gegen Spanien genommen haben. Schließlich muss dem immer noch gerade mal neun Monate amtierenden Bundestrainer seine Reise mit der DFB-Elf bis hierhin ins Viertelfinale dieser Heim-EM beinahe wie im Zeitraffer vorgekommen sein.

Nagelsmann hat die DFB-Elf wieder in den Kreis der großen Fußball-Nationen zurückgeführt

Von der USA-Reise im letzten Herbst über die zwei krachenden Testspiel-Niederlagen gegen die Türkei und Österreich im November und die Erweckungserlebnisse mit den famosen Siegen gegen Frankreich und die Niederlande im vergangenen März hat der 36-Jährige bis heute in Rekordzeit Deutschlands wichtigste Mannschaft wiederbelebt und in den Kreis der großen Fußball-Nationen zurückgeführt. Daran ändert auch diese unglaublich bittere Niederlage gegen den womöglich künftigen Europameister nichts.

Noch höher ist Nagelsmann allerdings anzurechnen, die immer drastischere Entfremdung zwischen der DFB-Elf und ihren Fans in kürzester Zeit in eine gewaltige Euphorie umgewandelt zu haben.

Nagelsmann hat eine Mannschaft geformt, mit der man sich wieder identifizieren kann

Der sichtbar gereifte ehemalige Bayern-Trainer hat mit teils streitbaren, aber immer konsequent-transparenten Entscheidungen ein Team geformt, das den Namen Mannschaft verdient und noch viel wichtiger: Mit dem sich die Anhänger - wie die rauschenden Fußballfeste in München, Dortmund und zweimal Stuttgart gezeigt haben - endlich wieder identifizieren können.

Diese Stimmungswende ist (bislang!) der größte Erfolg des Bundestrainers Nagelsmann - womöglich wird er das selbst gestern Abend bereits erkannt haben.

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