Auch Kloses Lazio in Verdacht

Italiens Fußball versinkt im Manipulationssumpf. Immer umfangreichere Ermittlungen gegen Spieler und Vereine bringen neue Erkenntnisse ans Licht.
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ROM – Mehrere Festnahmen und besonders Geständnisse korrupter Profis machen die Macht asiatischer und osteuropäischer Wettmafia-Organisationen Tag für Tag deutlicher und lassen die Befürchtungen der Tifosi immer mehr zu Gewissheit werden: Durch das illegale Millionengeschäft sind auf dem Apennin Absprachen für Spiele bis hinauf zur Serie A Teil des Alltags und längst nicht mehr die oft beschworenen Einzelfälle.

Aufgrund von Aussagen des inhaftierten Ex-Zweitligaspielers Carlo Gervasoni muss der deutsche Nationalspieler Miroslav Klose beim Erstligisten Lazio Rom unruhige Zeiten für seinen Klub fürchten. Lazio steht inzwischen im Verdacht, vor Kloses Wechsel nach Rom an zwei von angeblich drei manipulierten Spielen der vergangenen Serie-A-Saison beteiligt gewesen zu sein. Kloses Verein ist jedoch nicht der einzige Klub, der bei den bezeichnenderweise „Last Bet“ genannten Untersuchungen im Fokus der Staatsanwaltschaft steht.

Die Ermittler prüfen Dutzende von Spielen auf allen höheren Ebenen seit 2009, darunter auch 20 Erstliga-Begegnungen mit Spielen des FC Genua, des FC Bologna, US Cagliari, des SSC Neapel und Aufsteiger Atalanta Bergamo. Der Rückkehrer in die Serie A ist durch das Geständnis seines nach Untersuchungshaft unter Hausarrest stehenden Ex-Kapitäns Cristiano Doni, in der vergangenen Aufstiegssaison an der Manipulation von drei Atalanta-Spielen beteiligt gewesen zu sein, ins Zwielicht geraten.

Mehr aber noch als Doni entpuppt sich der ebenfalls geständige Gervasoni für die Behörden scheinbar als wertvolle Informationsquelle. Nach den Vernehmungen des früheren Verteidigers des FC Piacenza nahmen die Ermittler schon sieben Personen fest und suchen zehn weitere Verdächtige per Haftbefehl. Zittern dürften wohl auch einige von Gervasonis einstigen Kollegen: Neben acht Managern stehen auch insgesamt 20 Profis, darunter zehn Erstliga-Kicker zum Teil mit Nationalspieler-Status, unter Manipulationsverdacht.

Der Vorwurf gegen alle lautet auf Sportbetrug und Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung. Sollten die Beweise ausreichen, drohen den Beschuldigten bis zu 17 Jahren Gefängnis. Als Schlüsselfiguren in dem Skandal, in den auch eine Mitarbeiterin aus der Liga-Zentrale verstrickt scheint, kristallisieren sich inzwischen immer mehr zwei bereits verhaftete Drittliga-Spieler heraus. Das Duo soll mehrfach mit sechsstelligen Geldsummen versucht haben, einzelne Profis zur Manipulation von ausgesuchten Begegnungen zu bewegen.

Bei allen Teilerfolgen ist der leitende Staatsanwalt Roberto di Martino, der bereits im vorigen Sommer die erste Welle der Anti-Manipulations-Ermittlungen mit der spektakulären Verhaftung von Ex-Nationalspieler Giuseppe Signori und 16 weiterer Personen durchführte, in Bezug auf die Chancen zur Trockenlegung des Sumpfes eher skeptisch: „Die führenden Köpfe, die den Geldfluss steuern, sitzen in Singapur.“ Di Martinos Einschätzung zufolge offenbart sich in Italien allerdings nur die Spitze eines Eisbergs.

Der Chefermittler geht nach seinen bisherigen Erkenntnissen davon aus, dass die Mafia-Banden in weiteren europäischen Ländern, darunter auch Deutschland, aktiv sind.

 

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