Amerell schlägt zurück

Der DFB und sein Ex-Schiedsrichter-Beobachter einigen sich außergerichtlich. Nun jedoch will Amerell seine Gegner verklagen. Sein Vorwurf: „Ich wurde erpresst!“
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Manfred Amerell
dpa Manfred Amerell

MÜNCHEN - Der DFB und sein Ex-Schiedsrichter-Beobachter einigen sich außergerichtlich. Nun jedoch will Amerell seine Gegner verklagen. Sein Vorwurf: „Ich wurde erpresst!“

Die große öffentliche Schlammschlacht im Gerichtssaal blieb aus. Doch als die Verhandlung vorbei war, wurde nachgetreten. Im Schiedsrichterskandal um angebliche sexuelle Belästigung einigten sich Ex-Schiedsrichter-Beobachter Manfred Amerell und der DFB gestern nach Stunden zäher Verhandlung hinter verschlossenen Türen auf einen Vergleich.

Eine Niederlage für Amerell – so schien es zunächst. Doch dann schlug der 63-Jährige zurück. In der Sendung „Kerner“ kündigte er an, den Hauptbelastungszeugen Michael Kempter und drei weitere Schiedsrichter zu verklagen. „Alle vier werden demnächst vom Staatsanwaltschaft hören“, sagte Amerell. Die Behauptung, er sei freiwillig von seinen DFB-Ämtern zurückgetreten, sei eine „glatte Lüge. Ich wurde erpresst, das so zu machen“, sagte Amerell. Der 63-Jährige bekannte sich bei Kerner als bisexuell und räumte auch „körperliche Beziehungen mit Kempter ein. Aber: „Einvernehmlichkeit war vorhanden“, sagte Amerell. Warum Kempter an die Öffentlichkeit gegangen sei, wisse er nicht. „Vielleicht war er eifersüchtig, ich habe keine Ahnung.“

Amerell will offenbar keinen Schlussstrich unter die Affäre ziehen – im Gegensatz zum DFB. Vor Gericht waren zuvor unter Ausschluss der Öffentlichkeit die eidesstattlichen Erklärungen der vier Schiedsrichter verlesen worden. Darin hatten sie Amerell belastet. Die neuen Vorwürfe werden wegen des Vergleichs aber nicht öffentlich gemacht.

Ein Erfolg für Amerell: „Ich bin zufrieden“, sagte er nach dem Gerichtstermin. „Der Sinn der Sache war, dass wir die Namen kriegen.“ Andererseits wurde Amerell vom Gericht zum Schweigen verpflichtet. Er müsste 25 000 Euro zahlen, sollte er die Namen der Schiedsrichter an andere Personen als seine Ehefrau oder seine Anwälte weitergeben. Und noch eine Kröte musste er schlucken: Die Vorwürfe gegen Amerell dürfen vom DFB weiter verbreitet werden. Das hatte Amerell eigentlich gerichtlich unterbinden wollen. In einer Pressemitteilung hatte der Verband Amerells Rücktritt von seinen Posten begrüßt. Darin ist von „sexueller Belästigung und Übergriffen“ Amerells die Rede. Mehrere junge Schiedsrichter seien „von Herrn Amerell bedrängt und/oder belästigt worden“. Am Ende des Tages ist Amarells Antrag vom Tisch.

Aber die Auseinandersetzung mit dem DFB geht weiter – von einem Schlusspfiff kann keine Rede sein. Mittlerweile sieht sich auch Kempter mit Vorwürfen konfrontiert. Ein Schiedsrichterassistent erklärte, dass Kempter sich diesem am 13. Mai 2009 „genähert“ haben soll.

Für Amerell ist der eigentlich Schuldige in der Affäre aber ein ganz anderer: DFB-Präsident Theo Zwanziger. „Seine Amtspflicht wäre gewesen, beide Parteien aus dem Verkehr zu ziehen. Er hat zwei Menschen auf dem Altar seines Amtes ausgeliefert.“

John Schneider

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