Als Weltmeister in Frankreich: Titel verpflichtet!

München/Paris - Nach der magischen Nacht im Sommer 2014 in Rio de Janeiro soll 2016 am 10. Juli in Paris die nächste Sternstunde der deutschen Nationalmannschaft folgen – und weil Titel (wie Adel) bekanntlich verpflichten, soll nach dem WM- nun der EM-Pokal her. Knapp über 70 Prozent dieses Turniers sind schon rum, 36 von 51 Partien ausgetragen.
Doch jetzt, nach der zum Teil wenig unterhaltsamen und mageren Vorrunde mit lediglich 69 Treffern (im Schnitt 1,92), beginnt die K.o.-Runde. Bislang war die EM in Italien 1980 mit durchschnittlich 1,93 Treffern die torärmste EM. Bitte nicht nachmachen! Die Zeit der ultra-defensiv eingestellten Mannschaften dürfte ohnehin vorbei sein.
Am Sonntag geht es für die deutsche Nationalelf in Lille gegen die Slowakei (18 Uhr, ZDF), es soll das erste von vier Eins-gegen-Eins-Duellen werden, inklusive des Endspiels. „Jetzt beginnt die K.o.-Phase, jetzt müssen die anderen Teams auch etwas nach vorne tun, um weiterzukommen“, sagt Mittelstürmer Mario Gomez und hofft, „dass es jetzt ein anderer Fußball, und die Spiele dadurch anders werden.“ Eine Kurzzusammenfassung der Vorrunde lieferte Thomas Müller: „Wir haben drei Mal zu null gespielt, sind Gruppensieger, ergebnistechnisch war es sicher noch nicht brillant.“ Abgehakt. Neues Spiel, neues Glück.
Neuer vor EM-Achtelfinale: "Würde mich freuen, wenn Basti von Anfang an spielt"
Champagner oder Frustbier
Das Achtelfinale wird an drei Tagen durchgezogen. Von nun an geht es in jedem Spiel ums Ganze – Champagner oder Frustbier, Höhenflug oder Rückflug, hopp oder topp. Duelle wie Kroatien gegen Portugal (Samstag) sollen die Fans begeistern, am Montag steigt der Kracher des Achtelfinals Italien gegen Spanien – nicht weniger als die Neuauflage des Finals von Kiew 2012.
Der deutsche Weg, er wird kein leichter sein. Weil eben der Sieger aus Italien/Spanien im Viertelfinale dann am kommenden Samstag (2. Juli) in Bordeaux wartet. „Wir sind gut unterwegs und gut gerüstet für die K.o.-Spiele“, gibt Müller, selbst immer noch ohne EM-Treffer, den Mutmacher, „die Grundzutaten für den Erfolg sind da, die Basis stimmt. Jetzt müssen wir es einfach Spiel für Spiel umsetzen.“
Gegen die Slowakei könnte Kapitän Bastian Schweinsteiger für Sami Khedira in die Startelf zurückkehren. Für Manuel Neuer wäre „ein klarer Sieg eine Initialzündung“. Der Torhüter gibt sich siegessicher vor dem Duell mit den Slowaken, die dem DFB-Team Ende Mai eine 1:3-Pleite in einem Test (teils irregulär und irrelevant durch einen Wolkenbruch) beschert hatte: „Wir sind gut vorbereitet und gehen das Spiel so an, dass wir es so früh wie möglich entscheiden wollen.“ So klingt Entschlossenheit.
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Franzosen sehen Deutschland nicht als EM-Favorit
Die französische Sporttageszeitung „L’Équipe“ hat das deutsche Team in einem Vorrunden-Ranking nur auf Rang fünf eingestuft (Kroatien steht ganz oben, die Slowakei ist Elfter). Als bester deutscher Spieler wird Mats Hummels auf Rang 13 gelistet. An der Spitze steht Kroatiens Ivan Perisic. Doch Einzelwertungen interessieren beim DFB nicht. „Wir arbeiten als Team gut zusammen, das ist die Hauptsache“, meinte Müller, „deswegen werden wir auch die Mannschaft genannt und dafür auf der ganzen Welt beneidet“. Und Gomez sagte: „Mit unserer Mannschaft ist alles möglich, das hat sie oft genug gezeigt. Ich bin Fan dieser Mannschaft, das sollten wir alle wieder ein bisschen mehr sein.“
Ein Weiterkommen lohnt sich für die Nationalspieler nun auch finanziell. Für das Überstehen der Gruppenphase gab es nur Anerkennung, der Viertelfinal-Einzug wird mit 50 000 Euro belohnt. Holen die Weltmeister um Neuer & Co. am 10. Juli in Paris Saint-Denis den Titel, gibt es – wie 2014 in Brasilien – pro Kopf je 300 000 Euro.
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