Allzweckwaffe Kroos: Links, rechts, vorn, hinten
Er gilt als hochveranlagt, doch den Durchbruch hat Toni Kroos weder beim FC Bayern noch in der Nationalelf geschafft. Auch, weil er lange keine feste Position hatte. Nun hofft Kroos auf Heynckes
FRANKFURT/MAIN Gegen Uruguay durfte Toni Kroos von Beginn an ran. Mal wieder. In der Zentrale spielte er neben Simon Rolfes. Doch das kann gegen Österreich am Freitag wieder anders sein. Falls Sami Khedira fit ist. Denn der gilt, wie der verletzte Bastian Schweinsteiger, auf dieser Position als gesetzt bei Bundestrainer Joachim Löw. Kroos müsste in diesem Fall wieder auf die Bank. Ein Schicksal, das der 21-Jährige nicht nur von Reisen mit der Fußballnationalelf, sondern auch vom FC Bayern bestens kennt.
„Gegen die Türkei hat Toni ein sehr sehr gutes Spiel auf der Sechs gemacht“, lobte Joachim Löws Assistenztrainer Hansi Flick zwar und wurde grundsätzlich: „Er hat eine sehr gute Entwicklung genommen, enorm viel dazu gelernt. Auf jeden Fall einer, den man gut gebrauchen kann.“
Wenn man ihn denn braucht. Das ist der Status von Toni Kroos, der als hochveranlagt gilt, beim DFB und beim FC Bayern: „Vom Gedankengut her eher offensiv, kann auch hinter den Spitzen spielen, ist aber flexibel einsetzbar“, meint Flick, „ein großer Vorteil für uns Trainer.“ Der Nachteil für den gelobten Spieler: Er hat seinen Platz noch nicht gefunden.
Die Wanderungen des Toni K.: offensiv und torgefährlich meist über links in seiner Zeit bei Bayer Leverkusen (zehn Tore in 48 Spielen), rechtslinksmitteoffensivdefensiv beim FC Bayern (vier Tore in 66 Spielen) – unter Trainer Louis van Gaal geriet Kroos zur Verschiebemasse, je nachdem, wer aus der Stammformation ersetzt werden musste.
Kein Wunder, dass er sich nun auf den neuen Bayern-Trainer freut: „Ich kenne Jupp Heynckes natürlich sehr gut, hatte in Leverkusen ein sehr gutes Verhältnis zu ihm. Er war einer der ersten Trainer, der mir zu hundert Prozent vertraut hat. Da hat man gesehen, was möglich ist.“ Das klingt als wäre das Vertrauen in Prozent beim eigenwilligen Ex-Bayern-Coach aus Holland deutlich geringer gewesen.
Was ist die beste Position für einen Vielbegabten wie Kroos? Im offensiven Mittelfeld hat er im Verein links Franck Ribéry, rechts Arjen Robben und in der Mitte Thomas Müller vor der Nase, auf der Sechs sind in der DFB-Elf eben Bastian Schweinsteiger und Sami Khedira gesetzt. Sein Debüt als Doppel-Sechs mit Simon Rolfes gegen Uruguay fand er selbst „sehr ordentlich“. Sollte der nach einer Muskelverletzung wieder hergestellte Sami Khedira im EM-Qualifikationsspiel gegen Österreich (Freitag, 20.30 Uhr, Wien) wieder mit von der Partie sein (Flick: „Es ist alles gut verheilt bei Sami“), muss entweder Kroos oder Rolfes weichen. Kroos sagt: „Ich kann mich nur für die Positionen, die in Frage kommen, anbieten.“
Will sagen: Ich spiele da, wo mich der Trainer hinstellt. Von seinem neuen Trainer weiß er: „Heynckes hat in Leverkusen viel rotiert. Mal sehen, ob er das bei Bayern auch macht. Auf jeden Fall bin ich mir sicher, dass wir mit ihm eine gute Saison spielen werden.“ Kroos meint: mit Heynckes und ihm. Auf welcher Position auch immer.