Allofs: Warum ich jubeln werde
Klaus Allofs, neuer Sportchef des VfL Wolfsburg, trifft auf seinen Ex-Klub Werder Bremen. Hier erklärt er, wie er seinem Spezl Thomas Schaaf begegnen wird und was er von Vorgänger Felix Magath hält.
AZ: Herr Allofs, wie werden Sie am Samstag beim Heimspiel Ihres neuen Klubs VfL Wolfsburg Ihren langjährigen Bremer Weggefährten Thomas Schaaf begrüßen, der plötzlich Ihr Gegner ist?
KLAUS ALLOFS: Ganz normal. Wir haben uns sonst vor einem Spiel auch nicht innig umarmt. Und wir werden uns bei unserem Wiedersehen nicht auf den Präsentierteller begeben. Ich weiß: Jede Gefühlsregung von mir wird wohl medial beobachtet und interpretiert. Was macht er, wenn Werder spielt? Wie jubelt er für Wolfsburg?
Werden Sie, wenn Wolfsburg ein Tor gegen Bremen schießt, sich das Jubeln verkneifen?
Nein. Ich verstehe das auch bei Spielern nicht, die den Verein wechseln, gegen ihren Ex-Klub ein Tor schießen und nicht jubeln wollen. Wenn man für sein Team jubelt, ist das keine Respektlosigkeit gegenüber dem Gegner.
Kann man sagen, dass Sie in einer Branche arbeiten, in der man nicht immer die Wahrheit sagen kann?
Gegenfrage: In welcher Branche wird denn immer die Wahrheit gesagt? In meinem Fall ist an den bedeutenden Stellen immer offen gesprochen worden - also in der Zusammenarbeit mit Thomas Schaaf, mit der Geschäftsführung, dem Aufsichtsrat. In der Öffentlichkeit stand im Vordergrund, die Ruhe zu bewahren. Deshalb habe ich auch kein schlechtes Gewissen.
Können Sie die Debatte verstehen, dass der Wechsel eines Managers mitten in der Saison verboten gehört?
Bedeutet das denn auch, dass kein Manager mehr mitten in der Saison entlassen werden darf? Aus meiner Sicht macht es keinen Sinn, über Wechselfristen für Manager nachzudenken. Mitten in der Saison zu gehen, hat es mir und ich glaube auch dem Verein sogar leichter gemacht. Ich denke, dass es ein guter Moment war. Die Arbeit für Werder war in dieser Saison weitestgehend getan. Es gab einen Umbruch.
Zu Ihrem neuen Klub. Wie beurteilen Sie die Trainerfrage?
Das Erste, was ich hier getan habe, war ein Gespräch mit Lorenz-Günther Köstner zu führen. Ich habe ihm gesagt, dass das vollste Vertrauen da ist. Die Mannschaft ist bei ihm in guten Händen. Wir gehen ganz offen miteinander um.
Hat es die Transferpolitik von Felix Magath den Spielern und Fans erschwert, sich mit dem VfL zu identifizieren?
Ich werde die Arbeit meines Vorgängers nicht bewerten. Aber was die Größe unseres Kaders betrifft, glaube ich schon, dass die Gruppe zu groß ist. Sie muss so groß sein, dass am Ende jeder Spieler eine reelle Chance hat, auch mal zu spielen, und dass junge Spieler herangeführt werden.
Sie gelten als charmant und erfolgreich zugleich. Sind Sie in Wolfsburg jetzt der Gegenentwurf zu Magath?
Ich arbeite sicherlich anders als Felix Magath. Aber sicher auch etwas anders als andere Kollegen aus der Bundesliga.
Wollen Sie aus dem VfL Wolfsburg ein neues Werder Bremen machen?
Ganz sicher nicht - auch wenn Werder in einigen Bereichen ein Vorbild sein kann. Jeder Klub hat seine Eigenschaften und Eigenheiten. Natürlich werde ich versuchen, meine Erfahrung aus den letzten Jahren hier einzusetzen und Gutes auf den VfL zu übertragen. Aber einige Dinge werden auch nicht hierher hinpassen.
Ihnen wird wegen der Finanzkraft von VW unterstellt, Sie seien im Paradies gelandet. Haben Sie vor Ihrem Wechsel nachgefragt, welche Budgets zur Verfügung stehen?
Ich bin auch deshalb nach Wolfsburg gewechselt, weil mir versichert worden ist, dass die Möglichkeiten und die Ziele hier ambitioniert bleiben.