Akutes Diego-Fieber in München

Maradonas Besuch verzaubert Bayerns Argentinier Martin Demichelis und Jose Ernesto Sosa: "Wir haben ihn schon als Kinder vergöttert!"
von  Abendzeitung
Diego Maradona
Diego Maradona © dpa

MÜNCHEN - Maradonas Besuch verzaubert Bayerns Argentinier Martin Demichelis und Jose Ernesto Sosa: "Wir haben ihn schon als Kinder vergöttert!"

Er wirkte auch am Freitag noch regelrecht erleuchtet. Dieses Strahlen in den Augen, feuchte Hände vom Schütteln der Hand Gottes, das gewisse Schwärmen in der Stimme. So wie Bayern-Verteidiger Martin Demichelis (27) fühlt sich einer, dessen Kindheitsidol plötzlich zu seinem Vorgesetzten wird und einem eine wichtige Aufgabe anvertraut. Am Donnerstagabend war Diego Armando Maradona, der neue Nationaltrainer Argentiniens, nach München gekommen, um sich mit Demichelis und José Ernesto Sosa (23) zu treffen.

Eine Dreiviertelstunde unterhielten sie sich mit Blick auf die Qualifikation für die WM 2010 in Südafrika, an Maradonas Seite Teammanager Carlos Bilardo. „Wenn das größte argentinische Idol und der letzte Weltmeister-Trainer nach München kommen, um José und mich zu besuchen, mehr kann man nicht verlangen“, schwärmte Demichelis, der bisher 14 Mal für Argentinien spielte. Er und Sosa (drei Länderspiele, mit der U23 wurde er in Peking Olympiasieger) sind von Maradona für dessen erstes Spiel am 19. November in Glasgow gegen Schottland nominiert worden.

Und beide sind Maradona nach diesem ersten, längeren Treffen verfallen. „Allein seine Präsenz und seine Aura übt er eine unheimliche Motivation auf alle Spieler aus“, sagte Demichelis, der als Kind Maradona-Poster in seinem Zimmer aufgehängt hatte: „Da war alles voll von Diego. Für jedes Kind, das in den 80er oder 90er Jahren in Argentinien aufgewachsen ist, war Maradona der Größte. Wir alle haben ihn vergöttert als er 1986 in Mexiko Weltmeister wurde und mit ihm gelitten, als er sein Leben nicht im Griff hatte.“ Alkoholsucht, Drogen – Maradona wurde herzkrank.

Nun ist er zurück und versucht sich – wie Jürgen Klinsmann 2006 beim DFB – als Trainer-Novize. Und setzt auf zwei Bayern. „Micho ist einer der Schlüsselspieler, bei uns und in Argentinien“, sagte Klinsmann, „aber dass Maradona auch ein Auge auf Sosa hat, das freut uns.“ Obwohl der bei Bayern Dauer-Reservist ist? Bilardo war Sosas Trainer bei Estudiantes. „Er war wie ein Vater für mich“, erzählte Sosa, der von Bilardo als Jugendlicher finanziell unterstützte wurde, „er tat das alles, weil er an mich glaubte.“

Nun haben Demichelis und Sosa Südafrika 2010 im Viser. „Für mich ginge mit der WM ein Traum in Erfüllung“, sagte Demichelis, der nach seiner kurzfristigen Ausbootung aus dem Kader 2006 geklagt hatte: „Es ist nicht nur, dass ich keine Lust mehr zum Spielen habe. Ich habe keine Lust mehr am Leben“. Jetzt ist sie zurück.

ps, dm

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