Aktuell stehen andere im Mittelpunkt: Wann wirbelt Florian Wirtz wieder?

Der Offensivstar der DFB-Elf steht aktuell etwas im Schatten von Musiala und Gündogan, doch Völler verteidigt ihn: "Wir brauchen diesen Mut, dieses Risiko." Sané wartet auf seine Startelf-Chance.
von  Maximilian Koch
Im Eröffnungsspiel gegen Schottland mit dem ersten Tor dieser EM, danach ein bisschen im Schatten von Jamal Musiala und Ilkay Gündogan: Leverkusens Meister Florian Wirtz, der bislang in jedem Spiel in der Startelf stand - auch im Achtelfinale gegen Dänemark?
Im Eröffnungsspiel gegen Schottland mit dem ersten Tor dieser EM, danach ein bisschen im Schatten von Jamal Musiala und Ilkay Gündogan: Leverkusens Meister Florian Wirtz, der bislang in jedem Spiel in der Startelf stand - auch im Achtelfinale gegen Dänemark? © IMAGO/Laci Perenyi

Herzogenaurach - Diesen einen großen Wirtz-Moment gab es bereits, ganz zu Beginn der EM. Im Eröffnungsspiel gegen Schottland (5:1) erzielte Florian Wirtz nach einem Pass von Joshua Kimmich das 1:0, gerade zehn Minuten waren da gespielt. Nur neun Minuten später erhöhte Jamal Musiala auf 2:0 - und die ersten "Wusiala"-Hymnen wurden geschrieben.

Doch während der eine DFB-Youngster (Musiala) auch in den Partien gegen Ungarn (2:0) und die Schweiz (1:1) immer wieder Glanzmomente hatte, agierte der andere (Wirtz) fortan etwas unauffälliger. Immer noch auf hohem Niveau zwar, aber ohne weitere Torbeteiligung. Und mit teilweise einfachen Ballverlusten.

Völler stellt sich hinter Wirtz: "Es ist ein Genuss, Florian zu erleben"

Daher lautet die Frage vor dem Achtelfinale am Samstag in Dortmund gegen Dänemark (21 Uhr/ZDF, MagentaTV und AZ-Liveticker): Wirtz wieder was? Rudi Völler hat da eine klare Meinung. "Es ist ein Genuss, Florian zu erleben, ihn zu sehen bei jeder Trainingseinheit, auch in den Spielen", sagte der DFB-Sportdirektor zu Beginn seines Wirtz-Plädoyers in Herzogenaurach. Es sei beim Offensivstar "so ein bisschen der Fluch der guten Tat", ergänzte Völler: "Wenn du so abgeliefert hast in Leverkusen im letzten Jahr, wird ein Spiel wie in Frankfurt durchschnittlich gewertet bei ihm - obwohl er da auch überragende Momente hatte."

Völler erinnerte an zwei Szenen in der zweiten Halbzeit gegen die Schweiz, als Wirtz seinen Partner Musiala mit einem Traumpass freispielte, und an ein Dribbling im Strafraum mit anschließendem Zuspiel für Joshua Kimmich. Allein: Der Bayern-Profi traf den Ball nicht richtig. Hier hätte Wirtz beinahe eine Torvorlage geliefert.

Auch die Daten zeigen, dass der 21-Jährige eine ordentliche bis gute EM spielt. Wirtz hat durchschnittlich 56,3 Ballkontakte pro Partie, 92 Prozent seiner Pässe kommen beim Mitspieler an. Das sind ähnliche Werte wie bei Musiala. Zudem bestreitet Wirtz 67 Prozent seiner Dribblings erfolgreich, er gewinnt 35 Prozent seiner Zweikämpfe und verliert 6,7 Mal pro Spiel den Ball. Was vor allem fehlt, sind aktuell die Torbeteiligungen. Daher vertraut Völler weiter voll auf Wirtz.

Völler fordert Spieler, "die ins Dribbling gehen und die Gegner nass machen"

"Natürlich ist sein Spiel immer mit einem gewissen Risiko verbunden - genauso wie bei Jamal", betonte der Sportdirektor: "Aber das ist ja das, was wir brauchen: diesen Mut, dieses Risiko, in die Dribblings zu gehen." Auch gegen kompakt stehende Dänen am Samstag. Spieler wie Wirtz und Musiala, "die ins Dribbling gehen und die Gegner nass machen", so Völler, seien unverzichtbar.

Auch Leroy Sané vom FC Bayern ist ein solcher Spieler, der 28-Jährige kommt noch mehr als Wirtz und Musiala über den Faktor Schnelligkeit. Bislang hatte Sané nach seinen drei Einwechslungen aber nicht entscheidend Einfluss auf das deutsche Spiel. Ob sich das ändert? "Leroy hat eine Qualität, da haben wir eine große Waffe auf der Bank", sagte Völler: "Auch wenn er sie noch nicht so gezeigt hat, wie beim FC Bayern. Aber diese Qualität auf der Bank, das gilt ja auch für einen Maxi Beier, einen Chris Führich, das kann eine große Waffe sein."

Und dennoch: In der Startelf wird wohl erneut Wirtz stehen. "Er wird nie ein Lautsprecher sein, aber wie ich ihn jetzt erlebe, zwischen den Spielen, mit seinen Mitspielern - Florian ist absolut angekommen", sagte Völler: "Ein überragender Fußballer. Wir wollen ihn alle sehen. Wie am Ende die Aufstellung sein wird, da möchte ich nicht vorgreifen. Aber ich kann mir im Moment schwer vorstellen, dass er nicht aufläuft."

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