Ärger über Schiedsrichter Undiano: Die spanische Spaßbremse
PORT ELIZABETH - "Kleinlich! Lächerlich! Wahnsinn!“ Nach dem 0:1 der deutschen Nationalelf gegen Serbien richtet sich die Wut gegen Schiedsrichter Undiano, der Klose vom Platz stellte. Fünf deutschen Stars droht nun eine Gelbsperre.
So hatte man Bastian Schweinsteiger lange nicht gesehen: den Tränen nahe, nach Fassung ringend nach dem 0:1 gegen Serbien. Eine geschwollene Ader an der Schläfe verriet seine Erregung: „Wenn es in jedem Spiel eine Rote Karte gibt, muss man sich überlegen, ob es überhaupt noch Sinn macht. So macht es keinen Spaß. Das zerstört den Fußball. Ich verspüre Wut und Enttäuschung. So was hab’ ich nie erlebt. Es ist einfach nur traurig.“
Es war ja auch zum Verzweifeln mit diesem Alberto Undiano. Ein unbeschriebenes Blatt ist der spanische Schiedsrichter nicht. Ein paar Zahlen beschreiben ihn gut: In 47 internationalen Spielen verteilte er 194 Gelbe Karten, in 168 Spielen der Primera División 796 Gelbe Karten, 28 Gelb-Rote und 16 Rote Karten.
Das deutsche Team hätte gewarnt sein müssen. War es offenbar nicht. Und so wurde Miroslav Klose nach 37 Minuten rausgekartelt, sah nach einem Tritt Gelb-Rot. Kein Wunder, dass es harsche Kritik am spanischen Kartenfetischisten gab. Es herrschte Einigkeit, dass Undianos Entscheidungen überzogen waren. Auch bei den Serben. Neven Subotic sagte: „Er hat ein bisschen zu frei die Dinger verteilt. Ich bin es nicht gewohnt, dass sie so harmlose Fouls mit Gelb ahnden.“ Serbens Kapitän Stankovic: „Ich habe dem Schiedsrichter schon nach den ersten Karten gesagt: Bleib ruhig, sonst sind wir bald alle mit Rot draußen. Es war nicht logisch, wie er gepfiffen hat." Und Oliver Kahn meinte: „Wenn man sich die vergangenen Weltmeisterschaften anschaut, ist es der Wahnsinn, wie schnell man heute Gelb bekommt. Für jeden Blödsinn. Das hat ja mit Fußball nichts mehr zu tun.“
Kloses erstes Foul gegen Ivanovic war nur bedingt gelb-würdig, es folgte die Attacke kurz darauf gegen Stankovic. Schweinsteiger meinte: „Für mich ist das ein Witz. Er geht zweimal hin und will zum Ball. Das ist doch lächerlich!“
Franz Beckenbauer sagte: „Er pfiff kleinlich. Aber der Schiri sagt: Attacke von hinten, da gebe ich Gelb.“ Klose selbst meinte: „Ich bin ja nicht doof, ich hab’ doch gesehen, dass der schnell Gelb zieht. Ich habe versucht, den Ball zu spielen. Es war kein böses Foul. Der Schiedsrichter hätte mich auch nochmal ermahnen können, statt Gelb zu zeigen. Fußball ist ein Kampfsport. Da gehören Zweikämpfe dazu.“
Die Karten-Wut des Referees traf nicht nur Klose: Achtmal zog er Gelb, auch für Lahm, Khedira und Schweinsteiger. Gelbe Gefahr fürs Achtelfinale! Auch Özil und Cacau wären bei einer weiteren Gelben gegen Ghana im Achtelfinale nicht dabei. Erst nach dem Viertelfinale werden die Karten gestrichen.
Bundestrainer Joachim Löw schäumte ob der Kartenflut, lief nach der Verwarnung für Schweinsteiger aufgebracht zum vierten Unparteiischen, Co-Trainer Hansi Flick musste ihn wegziehen. Löw äffte den Referee nach, wie er eine Karte nach der anderen aus der Brusttasche zieht. Später sagte er: „Es war kein unfaires Spiel. Es war unnötig, so viele Gelbe Karten zu zeigen. Das waren keine bösen Fouls, aber natürlich hätte Miro das in dieser Situation vermeiden können.“ Beckenbauer bestätigte: „Er hätte vorsichtiger sein müssen“. Zumal bei einem Kartenspieler wie Undiano.
Nach der Partie füllte sich dessen Facebook-Seite mit wüsten Beschimpfungen. Ein Wütender empfahl: „Schiri, kauf dir mal eine Brille, dann siehst du, was man als Foul bezeichnet!“
Thomas Becker