Ägypten verteidigt den Titel

Die ägyptische Nationalmannschaft hat in Accra die Afrika-Meisterschaft gewonnen. Das entscheidende Tor im Finale gelang wie 2006 Mohamed Aboutrika, der damit auch einen Deutschen um den Sieg brachte.
Mohamed Zidan vom Hamburger SV hat mit Rekordchampion Ägypten den Afrika Cup gewonnen und den Titeltraum von Otto Pfisters Kamerunern jäh zerstört. Der eingewechselte Bundesliga-Profi gab am Sonntag beim 1:0 (0:0) im Finale von Accra den Pass zum Siegtreffer durch Mohamed Aboutrika (77. Minute) und hatte damit maßgeblichen Anteil am sechsten Kontinental-Erfolg der Nordafrikaner. Die vom deutschen Coach Pfister betreuten Kameruner mussten sich hingegen mit Timothee Atouba (Hamburger SV ) und Joel Epallé (VfL Bochum) in ihren Reihen vor den Augen von FIFA-Präsident Joseph Blatter geschlagen geben und warten weiter auf ihren fünften Sieg beim Afrika Cup. Pfister hatte bereits 1992 mit Ghana eine Final-Niederlage beim Afrika Cup hinnehmen müssen.
Steinmeier: «Wir drücken Pfister die Daumen»
Auch die Unterstützung des in Ghana im Stadion weilenden deutschen Außenministers Frank Walter Steinmeier («Wir drücken Pfister die Daumen») nützte dem deutschen Coach und seinen «unbezähmbaren Löwen» nichts. In einem weitgehend ausgeglichenen Endspiel zwischen zwei nicht für die Weltmeisterschaft 2006 qualifizierten Mannschaften setzte sich mit Titelverteidiger Ägypten das cleverere und effizientere Team durch. Ägyptens Meistertrainer Hassan Sheata hatte kurz vor dem Sieg seinen Vertrag bis 2010 verlängert und will das Team nun zur WM 2010 in Südafrika führen.
Ausgerechnet Kameruns Routinier Rigobert Song unterlief vor dem Siegtor der entscheidende Fehler. In einer stürmischen Schlussphase konnte Kamerun das Blatt nicht mehr wenden. Shootingstar Alexandre Song hatte bereits in der Anfangsphase wegen seiner im Halbfinale erlittenen Verletzung das Feld verlassen müssen. Atouba spielte trotz einer Oberschenkelblessur durch.
Kaffeekränzchen statt Taktik
Für Pfister war der Afrika Cup dennoch ein Erfolg. Mit seinem unkonventionellen Strategiekurs ohne großes taktisches Korsett hatte er sein Team überraschend ins Finale geführt. Aufregende Grenzenlosigkeit der afrikanischen Fußball-Kunst», nannte Frankreichs Sport-Tageszeitung «L'Équipe» das dreiwöchige Spektakel in Ghana. 3,2 Tore fielen im Schnitt pro Partie bis zum Finale, und am Ende bleibt vor allem die Erinnerung an die ungewöhnlichen Methoden des Otto P., der vor Spielbeginn lieber Kuchen in der Kabine verteilt als System-Analysen anstellt. Den erneuten Erfolg Ägyptens konnte er aber nicht verhindern.
«Ich weiß, wie es in Afrika läuft. Du kannst einen afrikanischen Spieler nicht in ein taktisches Konzept zwingen», sagt Pfister und erklärte das Turnier zugleich zu einem rundum gelungenen Fest. 16 Jahre nach seiner ersten Final-Teilnahme als Ghanas Coach weiß der Kölner bei seiner inzwischen neunten Trainer-Station in Afrika, wovon er spricht. «Ich versuche, die Stärken herauszuarbeiten und befasse mich erst am Ende ein wenig mit dem Gegner», erzählt der 70 Jahre alte Globetrotter, «taktisches Training gibt es nicht bei mir.» (dpa)