Abenteuer Färöer: Schafe, Kliffs und Wollmützen
Auf den Inseln ist Fußball ein Erlebnis. Was man alles über die Färöer wissen muss.
Tórshavn - Die Färöer sind ein Abenteuer. Nördlich von Schottland taucht die Inselgruppe irgendwo im Atlantik auf, es ist neblig, die grünen Hügel um die Hauptstadt Tórshavn zeugen von Enthaltsamkeit, das Thermometer übersteigt selten zehn Grad. „Das wichtige ist, sich den Umständen anzupassen. Ich will niemanden jammern hören”, sagt Bundestrainer Joachim Löw vor dem Spiel am Dienstagabend (20.45 Uhr/ARD).
Die AZ zeigt, was man übers DFB-Abenteuer wissen muss:
HOTEL: Weil Tórshavn überhaupt nur zwei Vier-Sterne-Unterkünfte hat, wohnen beide Nationalteams im „Hotel Føroyar” (Doppelzimmer 240 Euro). Der Speisesaal ist in der Mitte getrennt, damit man sich nicht begegnet. Per Mertesacker nimmt’s gelassen: „Wir werden’s verkraften können, dass man Tür an Tür mit einem Färinger wohnt.”
KUNSTRASEN: Das Tórsvøllur-Stadion (6040 Plätze) hat dank der Fifa seit ein paar Jahren einen wetterfesten Kunstrasen und seit 2011 auch Flutlicht. „Modern”, findet das der Bundestrainer. „Die Atmosphäre ist etwas anders, hinter dem einen Tor Glas, hinter dem anderen Beton”, sagt Löw. „Ich hoffe, dass wir trotzdem das Tor treffen.” Fürs Spiel sind mäßiger Wind, Wolken und elf Grad Celsius angesagt. Wärmer wird’s selbst im Hochsommer bei nur drei Sonnenstunden pro Tag kaum.
BILANZ: Gegen den aktuell 175. der Weltrangliste hat das DFB-Team schon dreimal gespielt und immer gewonnen. Das einzige Spiel in Tórshavn 2003 entschied man allerdings erst in den letzten zwei Minuten mit 2:0 für sich (Miroslav Klose traf auch), das 3:0 im Hinspiel war eher schmucklos. „Wir haben es mit toughen Spielern zu tun”, weiß Löw, „sie können hervorragend verteidigen.”
URKNALL: Ein Holzhändler namens Torkil Nielsen war es, der den Färingern am 12. September 1990 beim 1:0 gegen Österreich den ersten Sieg bescherte – bis heute folgten in 152 Spielen 16 weitere. Bekannt wurde Torwart Jens Martin Knudsen, eigentlich ein Gabelstaplerfahrer, der mit weißen Wollmütze fantastisch hielt. Premierminister Johannesen saß damals als sein Ersatzmann auf der Bank. „Mit diesem Spiel hat alles angefangen”, sagt Johannesen.
LAND & LEUTE: Färöer heißt auf färöisch Føroyar (= Schafsinseln). Tatsächlich gibt es auf den Inseln deutlich mehr Schafe als Einwohner. Die Inselgruppe ist 118 km lang und 75 km breit, kein Punkt jedoch mehr als fünf Kilometer vom Meer weg. Auf den Färöern leben knapp 50 000 Einwohner – also ungefähr so viele wie in Passau. Ein fußballverrücktes Völkchen, fast zehn Prozent sind in Fußballvereinen gemeldet. „Der Fußball ist ein wunderbarer Eisbrecher”, sagt Johannesen über den Volkssport. Worauf man stolz ist: Mit dem Kap Enniberg besitzen die Färöer das höchste Kliff der Welt (754 Meter), das senkrecht aus dem Meer ragt.