Abend der Versöhnung: Flicks DFB-Team erinnert an die Triple-Bayern

Stuttgart - Solche Liebesbekundungen waren die deutschen Nationalspieler gar nicht mehr gewöhnt.
Nach dem glanzvollen 6:0-Sieg in der WM-Qualifikation gegen Armenien, der das Team von Bundestrainer Hansi Flick auf Platz eins in der Gruppe J katapultierte, ging kaum einer der 18.086 Fans in der Stuttgarter Arena nach Hause.
Stehende Ovationen für die Stars um den Doppeltorschützen Serge Gnabry, schwarz-rot-goldener Jubel und jede Menge Euphorie: Dieser Auftritt machte Hoffnung, dass mit Flick bei der WM 2022 tatsächlich etwas Großes möglich ist - und erst recht dann bei der Heim-EM 2024. Es war ein spätsommerlicher Abend der Versöhnung im Schwabenland.
Hansi Flick: "Das hat man lange nicht erlebt"
"Die Mannschaft hat eine tolle Leistung gezeigt, und die Zuschauer haben für eine begeisternde Atmosphäre gesorgt", sagte Flick: "Das war ein Miteinander, das hat man lange nicht erlebt. Da hat man ein bisschen Gänsehaut bekommen."
Leon Goretzka sogar ein bisschen mehr. Der Mittelfeldspieler vom FC Bayern gehörte mit zwei Torvorlagen und einer läuferisch überragenden Leistung zu den Matchwinnern.

DFB-Auftritt gegen Armenien: Mitreißend, leidenschaftlich
"Den Start unter Hansi hatten wir uns eigentlich so vorgestellt wie heute", sagte Goretzka über das schlappe 2:0 gegen Liechtenstein zuletzt. "Heute haben wir viel davon gezeigt, was wir uns vorgenommen haben." Im Detail: Frühes Pressing, aggressives Zweikampfverhalten, harmonisches Passspiel, eine hohe Laufbereitschaft und eiskalte Torabschlüsse. Die Nationalelf spielte ähnlich wie Flicks FC Bayern im Triple Jahr 2020.
Mitreißend, leidenschaftlich - deshalb waren die Zuschauer auch so begeistert. "Wir machen nach dem Spiel die Runde, man sieht die Fahnen schwenken, blickt in strahlende Augen und leuchtende Gesichter", gab Goretzka einen Einblick in seine Gefühlswelt: "Das war Balsam für unsere Seele, das ist das, worum es im Fußball geht."
Flick sorgt für dringend benötigte Veränderungen
Und wovon seit Jahren im DFB-Team so viel gefehlt hat. Das Vorrunden-Aus bei der WM 2018 hat die Fans ebenso von Deutschlands wichtigster Mannschaft entfernt wie misslungene Marketingaktionen und die jüngste Enttäuschung bei der EM. Die Ablösung von Joachim Löw war überfällig, Nachfolger Flick sorgt nun für die dringend benötigten Veränderungen.
Gegen Armenien ging etwa sein Plan auf, Thilo Kehrer und Jonas Hofmann als Außenverteidiger spielen zu lassen. Beide überzeugten auf ihren ungewohnten Positionen. Plötzlich hat das DFB-Team sogar in den Problemzonen Alternativen - auch im Sturm.

Timo Werner gefiel im Zusammenspiel mit Gnabry, Leroy Sané und Marco Reus, von der Bank konnte Flick mit Jamal Musiala, Florian Wirtz und Torschütze Karim Adeyemi noch reichlich Qualität und jugendliche Unbekümmertheit nachlegen. Dieses Team steht am Anfang einer womöglich sehr erfolgreichen Reise...
Goretzkas Ziel: "Konstant auf einem so hohen Level performen"
Doch nun braucht es regelmäßig solche Spiele, um die Fans wieder komplett hinter sich zu bringen. Goretzka gab als Ziel aus, "dass wir jetzt konstant auf einem so hohen Level performen."
Und Flick, der in Island wohl wieder auf Kai Havertz und Robin Gosens setzen kann, meinte: "Das Spiel ist jetzt beendet, unser Blick geht nun nach Island. Für einen Leistungssportler ist es das Wichtigste, sich auf die nächste Aufgabe zu fokussieren."
Mit einem Sieg am Mittwoch könnte Flicks Team fast schon sicher für die WM planen. Und das soll freilich erst der Anfang sein.