3:1 gegen Belgien - Und jetzt der Titel!

Mit dem 3:1 gegen Belgien gelingt dem DFB-Team der zehnte Sieg im zehnten Spiel. Mit diesem Rekord ist die deutsche Mannschaft Favorit bei der EM. Löw freut sich schon auf die „einfache Nominierung“
DÜSSELDORF - Nach 93 Minuten und sieben Sekunden war das 3:1 gegen Belgien perfekt und damit der Rekord: 30 von 30 möglichen Punkten aus zehn Spielen, 34:7 Tore, 13 Punkte vor dem Tabellenzweiten. Was bedeuten diese historischen Zahlen für die EM im kommenden Jahr?
Thomas Müller meinte: „Mei, die Spanier und Holländer könnten auch alle Spiele gewinnen – und dann müsste es ja drei Europameister geben.“ Auch Bundestrainer Joachim Löw wollte sich von dem ungefährdeten Sieg gegen zunächst sehr mutige Belgier nicht blenden lassen und verwies sämtliche Endspielträume gegen Spanien ins Fabelreich: „Mit Blick auf die EM möchte ich mit einem aufräumen: Es stört mich, dass immer von einem Duell von Deutschland gegen Spanien um den Titel gesprochen wird. Ich glaube nicht, dass es das geben wird. Es gibt noch einige andere Nationen, die brandgefährlich sind.“
Gefährlich waren im Düsseldorfer Nieselregen zunächst mal die Gäste: 4:0 Ecken für Belgien lautete die erstaunliche Bilanz der ersten Minuten. „Die hatten nichts zu verlieren“, analysierte Löw, „für die war das das Spiel des Jahres.“ Doch ein Doppelschlag von Mesut Özil (30. Minute), der die um die EM-Qualifikation bangenden Türken mit einem Knaller unter die Latte froh machte und André Schürrle (33.) mit einem blitzsauberen Lupfer nach blitzschnellem Konter und blitzgescheiter Vorarbeit von Özil (Löw: „Weltklasse!“) und Mario Gomez sorgte für klare Verhältnisse.
Für den Podolski-Ersatz Schürrle war es schon das fünfte Tor im zehnten Länderspiel; erstmals durfte er von Beginn an ran. Löw, der seine Truppe ohne Bastian Schweinsteiger, Lukas Podolski, Miroslav Klose, Holger Badstuber, Mario Götze und Jerome Boateng spielen ließ und in der Kapitän Philipp Lahm mit 27 Jahren der Oldie war, gab zu, dass dem Sieg besondere Bedeutung zukommt: „Es war schon wichtig, dass wir das Finish durchziehen, auch als Botschaft an die Konkurrenz, dass diese Deutschen nicht nachlassen. Wir wollten uns nicht nachsagen lassen, dass wir mit einer schlechten Leistung den Wettbewerb beeinflussen. Wir haben aber nicht für die Türkei, sondern in erster Linie für uns gewonnen.“
Ein Gewinner des Abends war auch Mario Gomez. In der 48. Minute gelang dem Torjäger im dritten Anlauf sein Treffer: mit links aus 16 Metern ins lange Eck, sein 21. Länderspieltor, das sechste in der EM-Qualifikation. Löw lobte: „Das Außergewöhnliche an Gomez ist, dass er mit rechts wie links, volley oder mit dem Kopf trifft.“ Per Kopf traf dann kurz vor Schluss auch noch der Belgier Marouane Fellaini, wobei weder dessen Gegenspieler Per Mertesacker noch die Titan-Steigerung Manuel Neuer besonders gut aussahen. Letzterer sprach von einem „Konzentrationsfehler“.
So etwas passiert Löw natürlich nicht. Todsicher wechselte er auch noch Ilkay Gündogan ein und spielte diesen somit im DFB-Team fest, bevor er doch noch dem Werben der Türken erliegt. Sorgen wegen des Überangebots guter Kicker für die EM hat der Bundestrainer 248 Tage vor EM-Beginn nicht: „Noch nie war die Nominierung so einfach wie diesmal. Ich habe 20, 25 Spieler und ein unglaublich gutes Gefühl – eine sehr gute Situation.“