„Fußball ist wie der FC Bayern, Eishockey wie der TSV 1860“

Torhüter-Legende Joseph Heiß, der Co-Trainer des EHC München, prangert Verbands-Querelen an und macht sich Sorgen um die Heim-WM 2010: „Ich beneide Bundestrainer Krupp sicher nicht“
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Ein Mann mit Biss: Der deutsche Eishockey-Rekordtorhüter Peppi Heiß wird in Zukunft die EHC-Keeper trainieren.
firo/Augenklick Ein Mann mit Biss: Der deutsche Eishockey-Rekordtorhüter Peppi Heiß wird in Zukunft die EHC-Keeper trainieren.

Torhüter-Legende Joseph Heiß, der Co-Trainer des EHC München, prangert Verbands-Querelen an und macht sich Sorgen um die Heim-WM 2010: „Ich beneide Bundestrainer Krupp sicher nicht“

AZ: Herr Heiß, der Deutschland-Cup findet endlich wieder in München statt. Da freut sich der Bayer, der Co-Trainer des EHC München, sicher auch, oder?

JOSEPH HEISS: Klar freut mich das. Besonders, weil ja doch im bayerischen Raum, etwa Bad Tölz. Landshut, Rosenheim oder auch Garmisch, das deutsche Eishockey immer daheim war. Ich gehe auch selber hin zum Deutschland-Cup.

Gerade im Hinblick auf die Heim-Weltmeisterschaft 2010 in Deutschland kommt dem Deutschland-Cup eine sehr große Bedeutung zu. Trotzdem findet er weder im öffentlichen Bild der Stadt München noch sonst groß statt.

Das stimmt leider. Ich habe es mir gerade erst gedacht. Als die deutschen Frauenfußball-nationalmannschaft ein Testspiel in Augsburg machte, da hat man überall davon mitbekommen. Die finden auch regelmäßig in der Werbung statt. Dabei steigt deren Weltmeisterschaft erst 2011. Dass aber bereits in ein paar Monaten in Deutschland eine Eishockey-WM stattfindet, das ist fast schon ein Geheimnis. Klar, ich habe ein paar Plakate in den Eisstadien gesehen, aber da erreichst ja nur die, die eh schon interessiert sind. Wie du da neue Fans kreieren willst, das muss mir erst mal einer erklären.

Bundestrainer Uwe Krupp beklagte auch über die unzureichende Unterstützung seitens der DEL. Beim Fußball hingegen wird vor einer Heim-WM alles in Bewegung gesetzt, damit man auch ein intensives Trainingslager der Nationalmannschaft hinkriegt.

Ich verstehe den Uwe. So war es beim Eishockey aber leider schon so lange ich denken kann. Das war nicht anders, als ich noch ein kleiner Bua war. Jeder Verband kocht doch nur sein eigenes Süppchen, kümmert sich nur um seine eigenen Interessen. Und zwar unabhängig davon, wer da an der Macht ist. Und wenn sie sich doch zufällig mal einig sind, findet sich am Ende doch immer doch noch einer, der dagegen schießt. Dass man dadurch aber das Aushängeschild, nämlich die Nationalmannschaft, schwächt, daran denkt keiner. Wir brauchen Aushängeschilder. Früher, da kannte doch jeder einen Alois Schloder, einen Erich Kühnhackl, einen Udo Kießling. Heute kann wahrscheinlich nicht ein Prozent der Bevölkerung mehrere aktuelle Nationalspieler benennen. Und solange sich die Verbände gegenseitig hemmen, wird das auch nichts werden. Da blutet einem als Freund des Eishockeys schon manchmal das Herz.

Ist ja auch manchmal eher ein Trauerveranstaltung.

Ich beneide Bundestrainer Uwe Krupp sicher nicht um seine Aufgabe. Wenn man an Eishockey denkt, gibt es schon Momente, wo man einfach traurig dasitzt und sich fragt: wie kann das denn alles sein? Aber dann schiebt man das wieder zur Seite und freut sich, dass man einen anderen Job hat. Einen, der auch noch Spaß macht. Ich bin froh, dass ich die guten Zeiten des Eishockeys noch als aktiver Spieler miterlebt habe.

Es geht schon sehr chaotisch im deutschen Eishockey zu das erinnert manchmal an den TSV 1860.

Ja, ein bisschen hat man da das Gefühl, dass Fußball wie der FC Bayern ist und Eishockey wie der TSV 1860.

Interview: Matthias Kerber

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