Fury schlägt Chisora: "Schlampe, Blödmann, Wurst, Zwerg"
Ein Gesicht sagt mehr als 1000 Worte. Und so stand Dereck Chisora mit einem vollkommen zugeschwollenen Auge und immer wieder Blut spuckend da, als ihn Tyson Fury, der aussah, als sei er gerade der morgendlichen Dusche entstiegen, in den Arm nahm.
Ein Verlierer, der froh sein konnte, dass er nicht mehr verloren hatte als einen Kampf (und ein großes Stück Boxerwürde) auf der einen Seite und der ungeschlagene Weltmeister auf der anderen. Zehn Runden hatte Fury, der sein Comeback nach dem Rücktritt vom Comeback des Rücktritts gegeben hatte, Chisora durch den Ring geprügelt, ehe Ringrichter Victor Loughlin ein Einsehen hatte und den von Anfang an einseitigen Kampf abbrach.
Halmich: "Chisora war leider so schwach, dass man schon Mitleid hatte"
"Ich danke dem Referee. Als Kämpfer willst du nicht stoppen. Deswegen war es gut, dass der Ringrichter eingegriffen hat", sagte der 34-jährige Fury.
Chisora dankte Loughlin hingegen dafür, dass dieser nicht schon früher genug von der Abreibung vor 60.000 Fans im Tottenhamer Fußballstadion hatte. "Als Krieger willst du dein Schild bis zum Schluss hochhalten", sagte der 38-Jährige, der schon die ersten beiden Fights (2011 und 2014) gegen Fury verloren hatte, voller Boxer-Pathos.
"Ich habe etwas gebraucht, um reinzukommen. Ich habe mich aber ganz gut gefühlt. Es war eine Art Comeback für mich. Deswegen habe ich versucht, gut in Gang zu kommen", sagte Fury, für den der Fight mehr ein schöner Zahltag - er kassierte mindestens 25 Millionen Dollar, die sich mit den Anteilen aus den TV-Rechten auf 35 erhöhen können - als eine echte sportliche Herausforderung war. "Chisora war leider so schwach, dass man schon Mitleid hatte. Er sollte unbedingt aufhören", sagte die einstige Box-Queen Regina Halmich, die im Sommer als zweite Deutsche nach Max Schmeling in die internationale Ruhmeshalle des Boxens aufgenommen worden ist, der AZ.
Chisora verlor vier seiner letzten Kämpfe
Chisora hat vier seiner letzten fünf Kämpfe verloren, seine Zeit auf der großen Bühne ist definitiv vorbei. Diese will Fury, der immer wieder unter Depressionen leidet, auf keinen Fall so schnell wieder verlassen. "Ich werde die Boxwelt weiter mit eiserner Faust regieren", tönte der notorische Sprücheklopfer, der nun in all seinen 34 Profikämpfen unbesiegt ist.
"Keiner kann mich schlagen. Das nächste Jahr wird das größte meiner Karriere", verkündete Fury, der sich aber erst noch an einer Operation am rechten Ellenbogen unterziehen will und der sich an Chisoras Eisenschädel auch die rechte Hand verletzt hat. Damit 2023 wirklich zum größten Fury-Jahr werden kann, braucht er den Fight gegen Oleksandr Usyk, der die Titel der Verbände WBA, IBF und WBO hält. Der 35-jährige Ukrainer war vor Ort und stellte sich Fury und dessen Fluch-Tiraden nach dem Fight im Ring.
Kann Usyk Fury stoppen?
"Lass es uns angehen, Schlampe. Ich werde dich fertigmachen. Du wirst nichts dagegen tun können, du kleine Wurst", pöbelte der 2,09-Meter-Hüne in seiner unnachahmlichen Art los: "Du Zwerg hast nur einen Bodybuilder (Muskelmann Anthony Joshua, d. Red) besiegt, ich bin aber kein Bodybuilder, du Blödmann. Du wirst dann nicht mehr dein zahnlückiges Grinsen zeigen. Du wirst keinen Grund zum Grinsen mehr haben. Ich habe schon einen Ukrainer erledigt, Wladimir Klitschko, lass es uns angehen."
2015 hatte Fury sensationell dem damaligen Schwergesichtsdominator die WM-Titel abgenommen. "Der Fight gegen Usyk wäre eine echte Herausforderung für Fury. Nicht vergleichbar mit Chisora. Ich traue Usyk sehr viel zu", sagte Halmich. Ob Usyk verhindern kann, dass es Fury größtes Jahr wird, er 2023 stattdessen zum Usyk-Jahr machen kann?
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