„Für Vitali bin ich Vater, Bruder, bester Freund“

Fritz Sdunek coacht Klitschko seit 13 Jahren. Und erklärt, warum er Arreola schlagen wird.
LOS ANGELES Seit 13 Jahren trainiert und betreut Fritz Sdunek nun bereits Vitali Klitschko. 13 Jahre, in denen der Weltmeister und Sdunek viel zusammen durchgemacht haben. Große Siege, bittere Niederlagen. Sie haben zusammen gelacht und gefeiert, aber auch getrauert und geweint.
Im Staples Center in Los Angeles, wo Vitali am Sonntag (4.30 Uhr, RTL) nun seinen Titel gegen Chris Arreola verteidigt, haben sie einige ihrer intensivsten Momente erlebt. Den unvergessenen Blutkampf gegen Lennox Lewis, den WM-Gewinn gegen Corrie Sanders, der zuvor Vitalis Bruder Wladimir ausgeknockt hatte, die Vorbereitung auf den Kampf gegen Hasim Rahman, als sich Klitschko Tage vor dem Fight das Kreuzband riss und die Karriere für vier Jahre beendete. „All das hat uns zusammengeschweißt. Ich bin sowas wie Vater, Bruder und bester Freund in einer Person für Vitali. Und ich kenne seinen Körper wahrscheinlich besser als seine Frau ihn kennt“, sagt Sdunek, den Vitali liebevoll seinen „deutschen Vater“ nennt.
Jetzt also die Schlacht gegen Arreola. „Der hat die Hosen nicht voll, der ist ein harter Hund. Aber Vitali ist härter. Ich habe viele Boxer trainiert, aber sein Wille, sein Selbstvertrauen, das ist einzigartig. Ich kenne keinen, der im Kopf nur annähernd so stark ist. Das gibt es nur einmal in der Welt“, sagt der Weltmeister-Coach, „Arreola wird Druck machen, aber er ist nur gut, wenn er ein statisches Ziel vor sich hat. Aber Vitali wird sicher nicht als Sandsack auftreten“, sagt Sdunek.
In der Vorbereitung auf diesen Kampf musste Sdunek mit einem großen Schock fertig werden. Sein Schwiegersohn, der umstrittene Box-Promoter Ahmet Öner, wurde niedergeschossen. „Natürlich mache ich mir große Sorgen, um meine Tochter, meine Enkel. Was ist, wenn das nächste Mal alle im Auto sitzen – und sowas passiert? Ich habe Angst um meine Familie. Zu den Hintergründen des Attentats will und kann ich mich nicht äußern. Ich hoffe nur, dass dies nur eine Warnung an Ahmet war, dass man die Familie in Ruhe lässt.“
Matthias Kerber