„Für Susi tut’s mir so leid“
Der AZ-Reporter erlebte Marias Triumph mit den Eltern Riesch. Und sah „Tränen der Freude und Tränen der Trauer“. Der Vater sagt: „Wir müssen die eine feiern, die andere trösten“
VANCOUVER Schon früh waren die Eltern mit dem Sessellift ins Zielgelände in Creekside hochgefahren, mit Marcus Höfl, dem Manager von Tochter Maria (und vom Fußball-Kaiser Franz Beckenbauer), verfolgten sie dann den ersten Lauf. „Meine Nerven“, sagte Vater Siegfried Riesch, als Tochter Susi mit Startnummer 2 oben im Starthaus stand, „sind zum Zerreißen gespannt.“
Skeptisch waren Sigi und Monika Riesch, als Susi mit 0,31 Sekunden Rückstand auf die Tschechin Zahrobska ins Ziel kam, reichte am Ende aber im ersten Lauf immerhin zu Platz 4 zur Halbzeit.
Als dann Maria klare Bestzeit fuhr, klatschten sich Vater und Mutter ab, danach begann das große Zittern. Und als Susi im zweiten Durchgang ausschied, blieb nur Maria. Und die Hoffnung aufs zweite Gold. Sie ging auf.
Angereist waren die Eltern Riesch nach Marias Kombi-Gold vor einer Woche, wohnten in einem Appartement im Norden des Orts. „Eine schöne Atmosphäre“, sagte Monika Riesch, „aber es hätte noch einen Tick mehr sein können. Ich glaube, bei uns daheim beim Public Viewing am Mohrenplatz ist mehr Stimmung.“
Einen Tag machten sie einen Ausflug nach Vancouver, Ente essen in Chinatown. Am Donnerstag schauten sie erst Marias Riesenslalom an.
Einen Tag vor dem Rennen, waren sie noch bei Axel Schreyer, seiner Frau und dessen zwei Kindern zum Lachs-essen eingeladen. Schreyer ist Monikas Cousin, ein Münchner, der vor 20 Jahren nach Whistler ausgewandert war, inzwischen ist er einer der führenden Bauunternehmer der Region. Samstag geht es nun heim, der Slalom der Töchter war der letzte Wettkampf, den sie verfolgten.
Als Maria bei der Flower Ceremony stand, lagen sie sich in den Armen. Sie weinten beide. Vor Glück wegen Maria, aber auch vor Traurigkeit wegen Susi. „Wir müssen jetzt die eine feiern und die andere trösten“, sagte Monika Riesch der AZ. „Uns wäre lieber gewesen, es wären beide aufs Podest gekommen. Für die Susi tut’s mir so wahnsinnig leid.“ Und Vater Siegfried meinte: „Das sind Tränen der Freude und Tränen der Trauer. Eine auf Platz 2, eine auf Platz 3, das wäre mir lieber gewesen.“
Viel Zeit zum Feiern bleibt daheim erst einmal nicht. Schon am Dienstag, gleich nach dem Empfang der Olympioniken am Münchner Rathaus, fährt Maria Riesch weiter zum nächsten Weltcup nach Crans Montana. Dann aber in der folgenden Woche beim Weltcup-Finale, da werden sie sich dann wieder sehen. Das ist nämlich in Garmisch-Partenkirchen.
Florian Kinast
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