„Für die Susi ist es schwer“

Maria Rieschs jüngere Schwester fährt vielleicht ebenso gut Ski. Aber das merkt kaum einer. Fast wie früher bei den Mittermaier-Schwestern, findet Rosi.
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Ski-Schwestern: Maria (r.) und Susanne Riesch.
dpa Ski-Schwestern: Maria (r.) und Susanne Riesch.

Maria Rieschs jüngere Schwester fährt vielleicht ebenso gut Ski. Aber das merkt kaum einer. Fast wie früher bei den Mittermaier-Schwestern, findet Rosi.

GARMISCH-PARTENKIRCHEN Am Ende des Festabendes kam noch ein kleiner Bub zu ihr und bat um ein Autogramm auf seinem Skihelm. Susanne Riesch erfüllte den Wunsch, in aller Ruhe, denn viel mehr Unterschriften waren von ihr nicht gefragt. Anders als von Schwester Maria, der Weltmeisterin. Die stand beim feierlichen Empfang am Montag in Garmisch zehn Meter weiter noch oben auf der Bühne im Scheinwerferlicht und schrieb sich die Finger wund.

„Aber daran hab’ mich ja schon gewöhnt“, sagte Susanne Riesch, während sie selbst herunten im Dunklen stand. Gewöhnt an das Leben, im Schatten einer berühmten Schwester.

Sicher, auch die 21-Jährige durfte beim Zug durch die Ludwigstraße in der Kutsche sitzen. Aber nur in der zweiten. Vorne, im ersten, saß die Maria mit Bürgermeister, Landrat und Skiclub-Präsidenten. Im Fiaker von Susanne Riesch saßen noch Fanny Chmelar, Felix Neureuther und der Anderl Strodl. Die vom SC Partenkirchen, die auch dabei waren bei der WM in Val d’Isère. Die, die ohne Medaille heimgekommen waren.

Dabei fährt Susi Riesch ja nicht schlechter Ski als die drei Jahre ältere Maria. Manche Trainer beim DSV sagen, dass die Susi eigentlich die talentiertere der Schwestern sei. Und selbst Maria Riesch bekannte gegenüber der AZ: „Wenn wir im Training im Slalom gegeneinander fahren, da ist die Susi oft schneller.“ Im Rennen aber nie. Im Weltcup war sie in diesem Winter Zehnte in Zagreb und Siebte in Partenkirchen.

Gute Ergebnisse. Aber kein Vergleich zu zehn Weltcup-Siegen und einem WM-Gold der Schwester. Es ist Kopfsache, weil Susi Riesch die mentale Stärke der Maria fehlt. Und vielleicht hemmt die familiäre Bande ja doch.

Wie bei Rosi und Evi Mittermaier. Auch Evi, die zweieinhalb Jahre jüngere Schwester, galt als ebenso großes Talent, vor allem in der Abfahrt.

So gewann sie keine zwei Monate vor den Olympischen Spielen 1976 noch das Rennen von Cortina. „Der Evi haben sie viel mehr zugetraut als mir“, erinnert sich Rosi Mittermaier, die bis dahin im Weltcup nur Siege im Slalom und in der Kombination hatte.

Doch dann fuhr Rosi Mittermaier in der Abfahrt von Innsbruck mit Startnummer 9 sensationell Bestzeit und schockte ganz Österreich, weil sie die haushohe Salzburger Favoritin Brigitte Totschnig, die schon im Ziel war, geschlagen hatte. „Die Evi stand noch oben am Start“, erinnert sich Rosi Mittermaier, „als sie von meiner Zeit hörte, hatte sie Tränen in den Augen, da war es vorbei mit der Konzentration.“ Evi Mittermaier kam schließlich auf Platz 13 ins Ziel. 3,23 Sekunden hinter der Schwester, der es später oft unangenehm war, wenn sie auf Empfängen und bei großen Anlässen als die Gold-Rosi gefeiert wurde und die Evi nur das Anhängsel war. „Das war nicht schön, wenn man die eigene Schwester extra vorstellen musste“, sagt Rosi Mittermaier, „und wie viele dann reagierten, da sah man sehr schnell, dass es denen nur um die Erfolge ging und nicht um den Menschen. Darum kann ich mir vorstellen, dass es auch für die Susi schwer ist.“

Susanne Riesch sagt, dass sie sich vor allem freut für die Schwester und die Maria als Vorbild sieht. „Das motiviert mich eher“, sagte sie am Montag, „das treibt mich noch mehr an, dass ich auch einmal ganz weit vorne bin.“ In den Ergebnislisten. Und auch beim Festumzug. In der ersten Kutsche.

Florian Kinast

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