Führungswechsel bei der Tour - Armstrongs Traum von Gelb geplatzt

Wie Jan Ullrich zwölf Jahre zuvor hat sich Alberto Contador in Andorra-Arcalis im teaminternen Generationen-Konflikt durchgesetzt - das Gelbe Trikot aber ebenso wie Lance Armstrong verpasst. Die erste Pyrenäen-Etappe der Tour de France 2009 gewann ein junger Franzose.
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Rinaldo Nocentini jubelt über Gelb
dpa Rinaldo Nocentini jubelt über Gelb

Wie Jan Ullrich zwölf Jahre zuvor hat sich Alberto Contador in Andorra-Arcalis im teaminternen Generationen-Konflikt durchgesetzt - das Gelbe Trikot aber ebenso wie Lance Armstrong verpasst. Die erste Pyrenäen-Etappe der Tour de France 2009 gewann ein junger Franzose.

Auf der ersten Pyrenäen-Etappe zeigte der spanische Top-Favorit seinem elf Jahre älteren Astana-Rivalen Lance Armstrong die Grenzen auf und nahm dem Radsport-Rückkehrer 25 Sekunden ab. Das erhoffte Maillot Jaune streifte sich beim Tagessieg des französischen Tour-Neulings Brice Feillu aber sensationell der Italiener Rinaldo Nocentini über, der nach langer Flucht die Winzigkeit von sechs Sekunden vor Contador ins Ziel rettete und den bisherigen Spitzenreiter Fabian Cancellara vom Thron der 96. Tour de France stürzte. «Ich bin überglücklich, aber ich hatte einen großen Schreck gekriegt, als ich hörte, dass Contador attackierte. Zum Glück hat es noch zu Gelb gereicht», sagte Tour-Debütant Nocentini.

Als großer Gewinner der 7. Etappe durfte sich aber vor allem Contador fühlen. Sein Coup im Skiort auf 2240 Meter Höhe, wo Milram-Profi Johannes Fröhlinger nach überragender Kletter-Vorstellung starker Dritter wurde, dürfte für den Champion von 2007 nach den wiederholten Nadelstichen Armstrongs eine besondere Genugtuung sein. Als Gesamtzweiter liegt er nun zwei Sekunden vor Armstrong und konnte damit die Team-Hierarchie in seinem Sinne zurechtrücken.

Lange schien es so, als ob der große Showdown mit seinem Astana-Rivalen Armstrong ausbliebe. Die beiden großen Tour-Favoriten hielten sich wie Andreas Klöden, der mit 54 Sekunden Rückstand nun Sechster ist, bis 1500 Meter vor dem Ziel an Stillhalte-Abkommen. Dann aber stieg Contador, dem 2006 Verbindungen zum mutmaßlichen Dopingarzt Eufemiano Fuentes nachgesagt worden waren, aus dem Sattel und ließ alle anderen Spitzenfahrer - inklusive Armstrong und Klöden - stehen. Mit seinem Sturm hinauf in den Skiort folgte Contador dem Beispiel Ullrichs, der am 15. Juli 1997 an gleicher Stelle ins Gelbe Trikot gestürmt war und einen Radsport-Boom in Deutschland ausgelöst hatte.

Auf der mit 224 Kilometern längsten Etappe von Barcelona hinauf in den Zwergstaat Andorra startete Contador auf dem Weg durch sein Heimatland den entscheidenden Angriff auf der Schlusssteigung. Am Vortag hatte Tour-Rekordsieger Armstrong noch angekündigt: «Falls Contador geht und ihm keiner folgt, werde ich bei den anderen Kapitänen bleiben.» Daran hielt er sich - ob gewollt, oder nicht.

Als Contadors Attacke auf der 10,6 Kilometer langen und im Schnitt 7,1 Prozent steilen Steigung begann, war eine ursprünglich neunköpfige Ausreißergruppe, der auch Tour-Neuling Fröhlinger angehörte, längst geschrumpft und Feillu hatte alle Begleiter abgeschüttelt. Einzig Fröhlinger schien lange mithalten zu können. Dann aber musste auch er abreißen lassen und kam 23 Sekunden nach Feillu ins Ziel. «Heute Morgen in der Mannschaftsbesprechung hatten wir festgelegt, dass auf jeden Fall einer von uns in einer möglichen Fluchtgruppe fahren sollte. Das ist natürlich ein wunderschöner Tag für mich, aber ich betrachte ihn ein bisschen mit einem weinenden und einem lachenden Auge, denn viel hat heute nicht zum Sieg gefehlt», sagte der 24-Jährige aus Gerolstein.

Die strapaziösen 224 Kilometer der ersten Bergankunft hatten es in sich. Insgesamt fünf Steigungen mussten die verbliebenen 177 Starter erklimmen. Nicht immer lief alles nach Plan, es gab einige Stürze. Der entthronte Spitzenreiter Cancellara hatte gleich zwei Defekte, kämpfte sich aber jeweils wieder heran. 5400 Meter vor dem Ziel verließen ihn dann aber die Kräfte und er musste das Gelbe Trikot nach sieben Tagen Nocentini überlassen. (dpa)

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