„Fritz hat alles mit dem Herzen gemacht“
Hamburg – Als die Trauergäste an der Fritz-Schumacher-Halle am Friedhof Ohlsdorf in Hamburg eintrafen, da öffnete der Himmel seine Schleusen. So als wollte auch er seiner Trauer bei dem Abschied von der deutschen Boxtrainer-Legende Fritz Sdunek, der am 22. Dezember im Alter von nur 67 Jahren an einem Herzinfarkt verstorben war, Ausdruck verleihen.
Über 500 Gäste waren gekommen, um „Papa Fritz“, wie ihn seine Schützlinge liebevoll nannten, die letzte Ehre zu erweisen. Einer, den Sdunek während der gesamten Profikarriere begleitete, den der Coach zu einem der Größten des Boxsports geformt hatte, hielt die Trauerrede: Vitali Klitschko, der ehemalige Schwergewichtskönig, der jetzige Bürgermeister von Kiew. 1996 hatte Sdunek den großen Klitschko unter seine Fittiche genommen. Gemeinsam hatten sie drei Mal die WM-Krone erobert – 1999 gegen Herbie Hide, 2004 gegen Corrie Sanders und 2008 gegen Samuel Peter. „Fritz, du bist ein Vater für mich und meinen Bruder Wladimir geworden in den letzten Jahren“, sagte Klitschko, der Sdunek stets als seinen „deutschen Vater“ bezeichnet hatte, mit stockender Stimme.
Immer wieder musste Klitschko dabei die Tränen zurückbeißen, wenn er auf den Sarg vor sich blickte. 2011 hatte er seinen eigenen Vater Wladimir (64), der an einer Krebserkrankung verstorben war, zu Grabe tragen müssen.
Nun also Sdunek. Der war in einem Boxring aufgebahrt. Die Kränze seiner Frau, der Kinder und der Enkel umrahmten den Sarg. „Meine Liebe, mein Leben, mein größter Schmerz, Deine Carola. Wir seh’n uns, mein Schatz“, stand dort, und: „Im Herzen bleibst du bei mir. Dein Sohn Mario.“
Fast 20 Minuten sprach Klitschko, öffnete sein großes Boxerherz. „Wir verlieren einen Teil von uns selbst, wir fühlen uns einsam“, sagte Vitali, „Fritz war ein guter Mensch – hat alles mit dem Herzen gemacht. Er hat uns sein Herz geschenkt, dafür werde ich dir ewig dankbar sein. Seine Vision lebt, seine Wörter sind in meinen Ohren. Ich danke dem lieben Gott, dass ich Fritz getroffen habe. Ohne ihn wäre ich nie so erfolgreich geworden. Aber er hat mich nicht nur zu einem besseren Boxer, sondern auch einem besseren Menschen gemacht.“
Unter den Trauergästen befand sich fast die gesamte deutsche Boxszene. Ex-Weltmeister Dariusz Michalczewski, einer der Musterschüler Sduneks, Box-Ikone Henry Maske, die Trainerlegenden Uli Wegner und Manfred Wolke. „Fritz war einer der wichtigsten Menschen in meinem Leben“, sagte „Tiger“ Michalczewski der AZ, „er war ein großartiger Trainer, aber als Mensch war er noch viel besser. Die Welt ist ärmer ohne ihn. Viel ärmer!“ Und Wegner, der mit Sdunek zu DDR-Zeiten ein Zimmer in Trainingslagern teilte, fügte an: „Er hat mir als Mensch sehr viel gegeben!“ Maske erklärte: „Wir hatten unfassbar viel Respekt voreinander und das zeichnet die Beziehung aus.“
Das letzte Wort gebührt aber Klitschko, der mit Sdunek, einem der erfolgreichsten Trainer aller Zeiten, so eine unfassbar enge Verbindung hatte und der seinen Trainer/Freund/Ersatzvater noch eine Woche vor dessen Tod im Krankenhaus besucht hatte: „Ich habe meinen zweiten Vater verloren. Fritz, du bist gestorben, aber nicht von uns gegangen, du lebst in uns weiter. So lange ich selber lebe.“
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