Friesinger: "Ich brauche Geduld"

Nach ihrer Meniskus-Operation im Juli ist Anni Friesinger noch nicht in Topform. Deshalb rechnet sich die Eisschnelllauf-Queen aus Inzell keine Medaillen-Chancen aus.
von  Abendzeitung
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MOSKAU - Nach ihrer Meniskus-Operation im Juli ist Anni Friesinger noch nicht in Topform. Deshalb rechnet sich die Eisschnelllauf-Queen aus Inzell keine Medaillen-Chancen aus.

Nach 314 Tagen kehrt Anni Friesinger am Samstag endlich auf die große Eisschnelllauf-Bühne zurück. Die Inzellerin muss sich allerdings mit einer ungewohnten Nebenrolle bei der WM abfinden. „Eine Medaille ist für mich völlig außer Reichweite“, sagt die Team-Olympiasiegerin vor der Sprint-Weltmeisterschaft in Moskau. Bei einem Comeback nach so langer Leidenszeit sind ihr andere Dinge wichtiger.

„Zunächst einmal freue ich mich, dass ich mich wieder mit den Besten messen darf. Und das auch noch in Moskau, einer meiner Lieblingsstädte“, sagte die 32-Jährige. Friesinger macht keinen Hehl daraus, wie schwer es ihr fällt, sich selbst Zeit zu geben auf dem Weg zurück in die Weltspitze. „Ich brauche Geduld“, sagt sie, „und Geduld gehört nicht gerade zu meinen Stärken.“

Bei ihrem letzten großen Wettkampf im März 2008 hatte sie sich mit ihrem Sieg über 1000 m bei der Einzelstrecken-WM in Nagano zur erfolgreichsten Läuferin in der Geschichte der Titelkämpfe gekrönt. Nun muss sie kleinere Brötchen backen.

Es hapert am Start. Sie vertraue ihrem operierten Knie noch immer nicht zu 100 Prozent, erklärt Friesinger, auf den ersten Metern fehle es ihr an Kraft und Explosivität. Zuletzt benötigte sie bei einem Testrennen in Klobenstein für die ersten 100 m weit mehr als elf Sekunden – für sie inakzeptabel.

Kampflos will sie der Konkurrenz das Feld beim Vierkampf (2x500, 2x1000 m) in der russischen Hauptstadt, die sie seit ihrem Vier-Strecken-Sieg bei der Allround-WM 2005 ins Herz geschlossen hat, allerdings auch nicht überlassen: „Für eine ordentliche 500-m-Zeit bin ich am Start noch zu langsam, aber über 1000 m könnte es was werden mit dem Stockerl. Damit wäre ich schon zufrieden.“

Auf dem kurzen Sprint wird Friesinger voraussichtlich noch deutlichere Niederlagen einstecken müssen als im Vorjahr bei der Sprint-WM in Heerenveen. Damals nahm die Berlinerin Jenny Wolf der gesundheitlich angeschlagenen Friesinger in beiden 500-m-Läufen die Eisschnelllauf-Ewigkeit von über einer Sekunde ab und verwies die berühmte Teamkollegin am Ende überraschend auf Platz zwei.

Auch Wolf, neben der Chinesin Wang Beixing Favoritin in Moskau, traut Friesinger keine Überraschung zu: „Die 1000 m funktionieren bei ihr wieder, aber über 500 m wird ihr noch etwas fehlen.“

Wie sehr sich die Wahl-Salzburgerin Friesinger nach ihrer Meniskus-Operation im vergangenen Juli nach Eiskontakt sehnt, zeigt ihre WM-Vorbereitung. Am vergangenen Samstag, einen Tag vor ihrem 32. Geburtstag, ließ es sich die 15-malige Weltmeisterin nicht nehmen, in ihrer alten Heimat Inzell mit einem 1000-m-Lauf einen Juniorenwettkampf zu eröffnen – bei minus 15 Grad. „Es lief gut, aber es war zu kalt für mich“, meinte Friesinger.

1:19,34 Minuten benötigte sie auf der Freiluftbahn, eine Woche zuvor hatte sie den Kilometer bei besseren Bedingungen ebenfalls unter freiem Himmel in Klobenstein sogar in hervorragenden 1:17,75 Minuten bewältigt. Dennoch bleibt Friesinger, die auch bei ihrem nationalen Comeback Ende Dezember bei den trostlosen deutschen Meisterschaften in Berlin kaum verwertbare Eindrücke erhielt, zurückhaltend: „Ich weiß einfach nicht, was diese Zeiten wert sind. Mir fehlt der Vergleich mit der Weltspitze.“ Den wird sie nun in Moskau bekommen.

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