Friedsam weiter - Petkovic stürzt und scheitert

Stuttgart - Nach dem bestandenen Psycho-Test und dem Viertelfinaleinzug genoss Laura Siegemund ihre Glücksgefühle, während Andrea Petkovic beim WTA-Turnier in Stuttgart erneut zum Pechvogel wurde. Geplagt von Problemen mit dem Rücken nach einem Sturz verlor Petkovic nach bärenstarkem Beginn mit 6:1, 1:6, 2:6 gegen die topgesetzte Agnieszka Radwanska (Polen).
"Ich bin auf der Linie ausgerutscht, umgeknickt und auf das Steißbein gefallen", berichtete die "saugenervte" Petkovic über das Missgeschick Anfang des zweiten Satzes und erklärte: "Zwei Wirbel haben sich verdreht. Ich hatte das Gefühl, das Becken steht schief." Die Darmstädterin gab aber Entwarnung: "Morgen könnte ich wahrscheinlich schon wieder Marathon laufen."
Siegemund überrrascht gegen Halep
Zuvor hatte die Weltranglisten-71. Siegemund nach ihrem 6:1, 6:2 gegen die an Position vier gesetzte Simona Halep (Rumänien) eine Kusshand ins Publikum geworfen. "Klar, das war der bislang größte Sieg meiner Karriere", sagte Siegemund: "Ich muss mir das Spiel nochmal auf Video anschauen. Ich war so im Tunnel und habe wenig mitbekommen."
Neben Siegemund steht als einzige Deutsche Titelverteidigerin Angelique Kerber (Kiel/Nr. 2) im Viertelfinale. Die Australian-Open-Gewinnerin spielt am Freitag gegen Carla Suarez Navarro (Spanien/Nr. 7), die Anna-Lena Friedsam (Neuwied) aus dem Turnier warf. Siegemund bekommt es mit Roberta Vinci (Nr. 6) zu tun, die Italienerin setzte sich am Donnerstag gegen Julia Görges (Bad Oldesloe) durch.
Sturz verhindert Weiterkommen von "Petko"
Ihrem Ruf als Drama Queen machte unfreiwillig erneut Petkovic alle Ehre. Vier Tage nachdem sie den entscheidenden Punkt im Play-off des Fed Cups gegen Gastgeber Rumänien (4:1) geholt hatte, musste die 28-Jährige dem Kräfteverschleiß des Wochenendes Tribut zollen. "Solche Sachen wie der Sturz passieren, wenn man müde ist", sagte Petkovic.
Stuttgart bleibt für sie damit kein gutes Pflaster. 2012 war die ehemalige Nummer neun der Welt im Achtelfinale umgeknickt und hatte wegen eines Bänderisses im Knöchel monatelang pausieren müssen. Dadurch hatte Petkovic auch die Olympischen Spiele in London verpasst.
Siegemund indes hatte bis dato noch nie eine im Ranking derart hoch platzierte Kontrahentin wie die ehemalige Paris-Finalistin Halep bezwungen. Die Favoritin war zwar wegen einer Knöchelblessur leicht gehandicapt, aber Siegemund meisterte die mental schwierige Aufgabe vorbildlich, ihren Matchplan auch gegen eine angeschlagene Gegnerin durchzuziehen. Kein Wunder, der Titel ihrer mit 1,3 benoteten Bachelor-Arbeit in Psychologie lautete: "Versagen unter Druck".
Siegemund zeigt keine Nerven
Zwar gab die Lokalmatadorin unmittelbar nach einer medizinischen Auszeit von Halep im zweiten Satz zwei Spiele ab, doch ab dem 2:2 zeigte Siegemund keine Nerven mehr. "Natürlich kommt man ins Grübeln, wenn die Gegnerin Beschwerden hat. Aber ich habe einfach versucht, im Tritt zu bleiben", sagte die Powerspielerin mit den geflochtenen Zöpfen, die auf dem Court eigentlich immer in Bewegung ist.
Dabei hatte Siegemund ihre einst verheißungsvolle Karriere 2012 aus Frust eigentlich schon beendet. Sie war nach dem Gewinn der prestigeträchtigen Orange Bowl in Florida im Alter von zwölf Jahren als neue Steffi Graf gefeiert worden - die überzogenen Erwartungen konnte die Metzingerin nicht erfüllen.
"Vielleicht habe ich mir einfach selbst zu viel Druck gemacht", sagte Siegemund im Rückblick. Und es klang alles andere als verbittert. Mittlerweile, so glaubt sie, "habe ich eine gute Weise, mit dem Druck klarzukommen".