Friedliches Trauern, Randale und blutiges Feiern
Nach dem Scheitern der DFB-Elf im EM-Finale blieben auf den deutschen Fan-Festen Millionen Fans friedlich. In München kamen 40.000 auf die "Leo". In Magdeburg und Schwerin randalierten schlechte Verlierer, während in Madrid mehr als hundert Fans so exzessiv feierten, bis Blut floss.
In München zeigten sich die deutschen Fans als faire Verlierer und feierten mit den Spaniern gemeinsam. Rund 40 000 Menschen kamen in der zweiten Halbzeit auf die Leopoldstraße, die teilweise für Autos gesperrt war. Schon mit dem Abpfiff traten die meisten Fans den Heimweg an, wie die Polizei mitteilte. Gegen Mitternacht feierten noch rund 15 000 Menschen auf der Münchner Partymeile.
In den ostdeutschen Städten Magdeburg, Schwerin, Halle und Bautzen haben einige größere Krawalle die friedlichen Fan-Feste zum Finale der Fußball-Europameisterschaft überschattet. Die überwiegende Mehrheit der Millionen Fußball-Fans in Deutschland war nach der 0:1-Niederlage der deutschen Mannschaft gegen Spanien am Sonntagabend zwar enttäuscht und traurig. Die Menschenmassen beendeten ihre Feste auf den Fan-Meilen aber ruhig und ohne Zwischenfälle.
In Magdeburg zog nach Spielschluss eine Gruppe von Randalierern durch die Innenstadt, zündete Müllcontainer an und warf Steine und Flaschen auf Polizisten. Acht Beamte wurden leicht verletzt, mehrere Einsatzautos beschädigt.
Verabredete Blockade am Morgen
Randale und Blockaden bis in den MorgenDie Randalierer hätten sich trotz des massiven Polizei-Einsatzes immer wieder neu formiert und seien aus einer Gruppe von etwa 500 Menschen heraus auf die Beamten losgegangen, teilten die Behörden am Montagmorgen mit. Die Einsatzkräfte nahmen mehrere Randalierer in Gewahrsam. Rund 400 Menschen blockierten Montag früh über mehrere Stunden eine Bundesstraße im sächsischen Bautzen und lieferten sich Auseinandersetzungen mit der Polizei geliefert. Die größtenteils jungen Leute hätten sich offenbar gezielt zu der Aktion nach dem Ende des EM-Finales verabredet, sagte ein Sprecher der Polizeidirektion in Görlitz. Als die rund 200 Einsatzkräfte die Straße räumen wollten, seien sie beleidigt und angegriffen worden. Zwei Polizisten wurden verletzt, mehrere Einsatzfahrzeuge beschädigt. Die Beamten nahmen sieben Randalierer vorübergehend fest, neun weitere kamen in Gewahrsam.
Stilles verlassen der Fan-Zone
Die Polizei in Sachsen hatte zum Finale ihr Augenmerk verstärkt auf Rechtsextremisten gerichtet. Beim EM-Halbfinale Deutschland gegen die Türkei waren einige deutsche Extremisten auf Türken losgegangen. In der Schweriner Innenstadt randalierten nach Angaben der Polizei 300 Menschen. Die Gruppe habe Mülltonnen angezündet und mit Steinen geworfen, berichtete die Polizei. Drei Beamte wurden verletzt. In Halle kam es zu kleineren Auseinandersetzungen zwischen Randalierern und Einsatzkräften. 17 Polizisten wurden leicht verletzt, mehrere Haltestellen und Müllcontainer beschädigt. Im übrigen Deutschland war die Nacht nach dem EM-Endspiel nach übereinstimmenden Polizeiberichten weitgehend friedlich. Auch die Berliner Polizei zog am Montag eine positive Bilanz. Dort hatten die rund 600.000 Fußball-Begeisterten die größte Fan-Zone in Deutschland eher still verlassen. Es habe bis 2 Uhr lediglich 59 Festnahmen wegen Bagatellstraftaten gegeben, sagte Polizeisprecher Bernhard Schodrowski.
Verletzte bei EM-Feier in Madrid
Bei den EM-Siegesfeiern in Madrid wurden 120 junge Leute verletzt. Wie die Rettungsdienste am Montag mitteilten, wurden 25 Fans in Krankenhäuser gebracht. Bei den Blessuren handelte es sich zumeist um Schnittverletzungen, die sich die feiernden Fans zugezogen, als sie in angetrunkenen Zustand Flaschen auf den Boden schleuderten. Andere Fans mussten wegen Alkoholmissbrauchs behandelt werden - oder sie vertrugen die Hitze nicht. Am Madrider Kolumbus- Platz hatten etwa 65.000 Fans die Übertragung des EM-Finales Spanien gegen Deutschland (1:0) auf einer Großleinwand miterlebt. Am Montagabend will auf dem Platz die Nationalmannschaft mit den Anhängern den EM-Sieg feiern. (dpa)