Freund gegen Feind, DSV-Adler gegen Austria

Die Vierschanzentournee wird zum Länderkampf Deutschland-Österreich. Die AZ vergleicht die besten Skispringer der rivalisierenden Nationen.
R. Zimmermann, M. Schoft |
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Die Vierschanzentournee wird zum Länderkampf Deutschland-Österreich. Die AZ vergleicht die besten Skispringer der rivalisierenden Nationen

OBERSTDORF Vier Schanzen, zwei Sieger-Nationen in spe, sechs großartige Flieger: Bei der 61.Vierschanzentournee stehen sich die besten Skispringer aus Deutschland und Österreich gegenüber. Severin Freund, Andreas Wellinger und Richard Freitag wollen die rot-weiße Dominanz der letzten Jahre brechen. Seit dem Hannawald-Triumph 2001/02 gab es keinen deutschen Tagessieg mehr. In den vergangenen vier Jahren gewann stets ein Österreicher. Gregor Schlierenzauer, Andreas Kofler und Thomas Morgenstern wollen die Serie ausbauen. Die AZ erklärt den Zweikampf. Den gewann der DSV zuletzt – bei einer Partie Curling in Engelberg. Kofler gab zu: „Heute haben uns die Deutschen richtig weggefegt.”

Deutschland

Der Begriff „Gesamtsieg” ist tabu. Werner Schuster müht sich, den Druck von seinen Fliegern fernzuhalten. „Wir wollen die Heim-Springen nutzen, um einen Podestplatz oder Tagessieg feiern zu können”, sagt der Bundestrainer. Weitere Gedankenspiele meidet er. Schuster weiß: Tournee-Zeit ist Psycho-Zeit. Deswegen schickt der Österreicher gleich einen Seitenhieb Richtung Heimat: „Die internationale Konkurrenz ist deutlich größer. Besonders die Athleten aus Norwegen, Polen oder der Schweiz sollte man keinesfalls unterschätzen.”

Das DSV-Team glaubt jedoch an die eigene Stärke, tritt selbstbewusster auf als in den Vorjahren. Das hängt auch mit dem Teamgeist zusammen. „Dass wir auch als Mannschaft erfolgreicher sind, macht vieles einfacher”, erzählt Severin Freund, „wir pushen uns im Training, und wenn ich mal einen nicht so guten Tag habe, springt ein anderer ein.” Die Mannschaft hat auch neben der Schanze Spaß: Häufig wird Volleyball gespielt, selbst die Betreuer baggern mit.

Ein weiterer Vorteil: Kurz vor Weihnachten fand in Oberstdorf, der ersten Tournee-Station, ein Lehrgang statt. Dort arbeiteten die deutschen Adler an der Feinabstimmung, Technik und Material standen im Vordergrund. „Danach habe ich aktiv regeneriert, das Thema Skispringen komplett runtergefahren”, erzählt Freund. Der 24-Jährige ist die größte deutsche Hoffnung, liegt im Gesamtweltcup nur 18 Punkte hinter Gregor Schlierenzauer. Doch Deutschland hat noch zwei weitere Überflieger zu bieten: den 21-jährigen Richard Freitag aus Aue und den 17-jährigen Andreas Wellinger aus Weißbach. Freitag ist der ruhigere Typ, Wellinger der heranfliegende Shooting-Star. Der jüngste Adler sagt bescheiden: „Alles, was ich jetzt noch kommt, ist Zugabe.” Erfolgsdruck hat er nicht. Der Schüler ist Vierter im Weltcup, landete in Engelberg auf Rang zwei. Das ist mehr als alle zu Saisonbeginn gehofft hatten.

Was die deutsche Boygroup um Freund & Co. gemeinsam hat: Das verstärkte Athletik-Training zeigt Wirkung. Die Sprungkraft-Werte sind stark. Können die Deutschen dem Druck standhalten und den Österreichern nach elf Jahren endlich mal wieder die Stirn bieten? Ab Innsbruck werden Freund & Co. zudem von einem Mentaltrainer unterstützt, über dessen Namen man sich beim DSV jedoch noch ausschweigt. Doch auch in diesem Bereich versucht Team Germany aufzuholen.

Österreich

Doch das lässt Österreich nahezu kalt. Chef-Trainer Alexander Pointner verkündet locker: „Deutsche sind meine liebsten Gegner.” Der 41-Jährige sieht in dem Länder-Duell einen Mehrwert für die gesamte Tournee. Seine Mannschaft wirkt auf diesen Schlagabtausch mental eingestellt. Österreich setzt seit Jahren auf Psycho-Training und ständigen Leistungsdruck. Der amtierende Tournee-Sieger heizt den Nervenkitzel an: „Am liebsten wäre mir ein deutsch-österreichischen Duell, bei dem wir vorne sind, wenn es um die Wurst geht”, sagte Gregor Schlierenzauer. Der 22-Jährige kommt mit den neuen, eng anliegenden Anzügen bestens zurecht und hat keine Materialprobleme. Überhaupt dominiert Österreich die Skisprung-Szene. 13 der letzten 16 Tournee-Tagessiege wanderten nach Austria, eine Quote von mehr als 80 Prozent.

Das ÖSV-Team übte zuletzt in Innsbruck, feilte an Flughaltung und Technik. Sie sehen sich als klare Favoriten. Neben „Schlieri” haben sie mit Andreas Kofler (Gewinner 2010) und Thomas Morgenstern (2011) weitere Trümpfe an der Schanze. Alle drei Adler schwören auf dicke Kopfhörer. Ruhige Lieder hören sie zwischen den Sprüngen, um die Anspannung zu lösen. Mit treibenden Rhythmen bringen sie sich vor dem Sprung in Schwung, Kofler mag es dabei rockig. Dieses Modell praktizierten die Österreicher schon bei der letzten Tournee, mit Erfolg.

Um Deutschland zu schlagen, braucht es diesmal mehr als dicke Kopfhörer. „Die Deutschen sind immer stärker geworden, werden gleich Gas geben”, sagte der Tiroler Kofler. Das deutsch-österreichische Duell kann beginnen. 

Dieser Inhalt wurde mit Unterstützung Künstlicher Intelligenz (KI) erstellt und von der Redaktion bearbeitet und geprüft. Mehr zu unseren Richtlinien im Umgang mit KI lesen Sie hier.

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