Frenzels schwierige Olympia-Mission: Nur Gold zählt

Eric Frenzel geht als klarer Gold-Favorit in den ersten Wettbewerb der nordischen Kombinierer. Chancen haben auch die zuletzt starken Johannes Rydzek und Tino Edelmann.
von  SID
Eric Frenzel nach einem Trainingssprung. Für ihn soll es ganz nach oben aufs Podest gehen.
Eric Frenzel nach einem Trainingssprung. Für ihn soll es ganz nach oben aufs Podest gehen. © dpa

Sotschi – Am Tag vor der Gold-Jagd machte Eric Frenzel einfach früher Feierabend. Nach zwei von drei Sprüngen packte der Weltmeister der nordischen Kombination seine Sachen ein und beendete das Training. "Ich spare meine Kräfte lieber für morgen", sagte Frenzel, während auf der Anzeigetafel hinter seinem Namen eine dicke "2" aufleuchtete.

Frenzel kennt seinen Auftrag. Neben Rodler Felix Loch war er der sicherste Gold-Tipp für Sotschi. Loch hat geliefert, jetzt muss er nachziehen. "Klar bin ich Favorit, das höre ich ständig. Aber ich gebe immer die gleiche Antwort: Olympia ist Olympia. Schenken wird mit hier niemand etwas", sagte Frenzel und zählte die Namen seiner Konkurrenten auf. Jason Lamy Chappuis, Akito Watabe, die Norweger.

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Und doch: Gute Sprünge, starke Laufform, die beste Taktik – in dieser Saison spricht alles für Frenzel. Elf Weltcups hat "Effe" absolviert, sieben hat er gewonnen. "Ich muss momentan nicht viel überlegen, es funktioniert einfach", sagt Frenzel, der Deutschlands fünfter Einzel-Olympiasieger in der Kombination werden kann. Vor ihm hatten Georg Thoma (1960), Franz Keller (1968), Ulrich Wehling (1972, 1976, 1980) und zuletzt Georg Hettich (2006) triumphiert.

"Wenn man fast alle Wettkämpfe gewonnen hat, will man natürlich auch Olympiasieger werden", sagte Bundestrainer Hermann Weinbuch am Dienstag: "Die Chance ist da. Ich hoffe, dass er so locker bleiben kann." Sogar Dreifach-Gold scheint nicht ausgeschlossen, auch wenn Frenzel das nicht gerne hört. Von der Großschanze und mit der Mannschaft ist der Sachse in der kommenden Woche ebenfalls Favorit, dann werden Freundin Laura und Sohn Philipp an der Srecke stehen.

Ein Haar in der Suppe findet Frenzel dann aber doch. Seine Landung sei die "größte Baustelle", sagt er, "da muss ich graziler, entschlossener werden. Und im Flug gibt es noch Kleinigkeiten zu verbessern." Jammern auf hohem Niveau, würden das andere nennen. Doch in der Tat haben auch die anderen DSV-Starter vor Olympia das Sprungtraining in Oberstdorf noch einmal intensiviert.

Frenzel ist nicht der einzige Deutsche mit Chancen. Der dreimalige Vize-Weltmeister Johannes Rydzek (Oberstdorf) kam zuletzt immer besser in Schwung, Mitte Januar lief er in Seefeld hinter Frenzel auf Rang zwei. Einen Tag zuvor war Tino Edelmann (Zella-Mehlis) Dritter geworden. "Wir haben mehrere Eisen im Feuer", sagt Bundestrainer Weinbuch.

Besonders Rydzek spricht von einer "Wahnsinns-Saison", nun folge in Sotschi die "Zugabe". Noch bestens in Erinnerung ist dem 22-Jährigen die WM 2011 in Oslo, als er Silber von der Großschanze holte. Insgesamt vier der sechs Einzel-Medaillen gingen damals nach Deutschland. "Das wird kaum zu toppen sein", sagt Weinbuch.

In die erwähnte Suppe spucken könnte den Deutschen Frenzels Dauer-Rivale Lamy Chappuis. Der Dreifach-Weltmeister von 2013 hat seine Sprungschwäche abgelegt, auch im Zielsprint ist der Franzose stark. "Jason ist sehr gut drauf", sagte Frenzel nach den ersten Trainingstagen. Gefährlich sind zudem die Norweger um Magnus Moan und der Japaner Watabe. Am Ende werden aber alle Augen auf Eric Frenzel gerichtet sein. Schließlich hat "Super-Eric" eine Mission zu erfüllen.

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