„Freizeit hatte ich zuletzt vor drei Jahren“
Coach Paduretu über sein Leben für Hachings Volleyball und den Hit gegen Friedrichshafen.
AZ: Herr Paduretu, zuletzt gab es in sieben Spielen vier Niederlagen und das Ausscheiden im europäischen Challenge-Cup gegen Izmir. Am Sonntag (15 Uhr) kommt nun ausgerechnet Serienmeister VfB Friedrichshafen in die Halle am Utzweg...
MIHAI PADURETU: Wir sind Vierter in der Liga. Ich sehe das Ausscheiden nicht so dramatisch. Wir haben gegen einen der Topvereine in Europa verloren. Wir haben gut mitgehalten, aber die Erfahrung von zwei Spielern, einem Vize-Weltmeister und einem kanadischen Nationalspieler, hat sich bei Izmir ausgezahlt. Die Niederlage gegen Izmir hat uns aber weitergebracht.
Finanziell kann Haching mit Friedrichshafen aber noch nicht mithalten. Was ist langfristig möglich?
Unser Budget ist schon ein anderes als vor drei Jahren. Friedrichshafen ist immer noch die Nummer 1 in Deutschland. Wir hoffen, dass es Schritt für Schritt nach oben geht. Wir haben jetzt erstmal am 8. März die große Chance, einen Titel nach Haching zu holen. Hier geht es vorwärts.
Sie meinen das Pokalfinale gegen Moers. Liegt die Favoritenrolle bei Haching?
Die Chancen stehen 50:50. Auch in der Tabelle sind es nur zwei Punkte Unterschied zu Moers. Das Spiel ist ein tolles Erlebnis, schon das Halbfinale gegen Friedrichshafen war ein Highlight. Da konnte sich keiner meiner Spieler vorher und nachher auf den Alltag konzentrieren. Es wäre schön, einen Titel nach Haching zu holen, weil sieben Stammspieler deutsche Spieler sind.
Überwiegt der Ärger über das Aus im Challenge-Cup oder sind Sie angesichts des anstehenden Pokalfinales froh, dass die Dreifachbelastung vorbei ist?
Wir sind nicht froh! Es wäre unprofessionell, das zu sagen. Der Europapokal ist etwas Besonderes. Das sind andere Dimensionen, wenn du da mit einer Polizeieskorte zu den Spielen gebracht wirst. Eine andere Welt eben. Der Europapokal war sehr teuer für Haching, denn wir zahlen das aus eigener Tasche.
Sie sind Trainer und Geschäftsführer beim TSV Unterhaching. Gerüchte besagen, dass Ihr Arbeitstag bereits morgens um halb acht auf der Geschäftsstelle beginnt...
Ich habe genug Arbeit, aber es macht Spaß. Ich mache das hier jetzt schon zwölf Jahre. Wir haben 15 Abteilungen, über 100 Übungsleiter, 3000 Mitglieder, die betreut werden müssen: Hallenbelegung, Übungsleiterhonorare, Abrechnungen. Ich möchte nicht heulen wegen der vielen Arbeit.
Zu der ganzen Arbeit scouten Sie auch noch selbst Volleyballspieler.
Ja, weil ich keinem Spieleragenten vertraue. Denn diese Videos sind alle manipuliert. Macht ein Spieler ein sehr gutes Spiel, wird nur dieses Video rumgeschickt. Ich will mir die Spieler immer live anschauen. Alles, was aus eigener Kraft gemacht wird im Leben, ist besser als auf andere zu hören. Das kostet natürlich Zeit. Es ist mein Job und mein Hobby. Freizeit habe ich nicht.
Und Ihre Frau ist damit einverstanden?
Meine Frau Ofelia hat sich daran gewöhnt, dass ich ein Workaholic bin. Freizeit hatte ich zuletzt vor drei Jahren. Da war ich zum ersten Mal Skifahren, seitdem bin ich keinen einzigen Tag mehr gefahren. Ansonsten bin ich gerne abends daheim und schaue Fernsehen.
Interview: R. Franke
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