Frauen-Power hoch drei
BARCELONA - Verena Sailer ist Europas neue Sprintkönigin. Die Speerwerferinnen Stahl und Obergföll feiern Doppelsieg
Verena Sailer schlug die Hände vors Gesicht, die Augen weit aufgerissen schaute sie zur Anzeigentafel. Dorthin, wo sie die schriftliche Bestätigung für das sah, was die Sprinterin gerade vollbrachte hatte: Europameisterin! „Wahnsinn! Das ist so ein Wahnsinn, das kann ich gar nicht glauben“, sprudelte es aus der 24-Jährigen in der gleichen Stakkato-Geschwindigkeit hervor, die sie nur Sekunden zuvor auf der Laufbahn im Olympiastadion in Barcelona bei dieser Leichtathletik-EM abgefeuert hatte. In 11,10 Sekunden hatte die Allgäuerin, die bis 2008 in München trainierte, die 100 Meter zurückgelegt und sich Titel und Gold gesichert.
Das erste Edelmetall für die deutschen Athleten, die bisher bei dieser Europameisterschaft auf ganzer Linie versagt hatten. „Ich kann es gar nicht glauben. „Ich wollte einfach nur gewinnen, ich sagte mir, du machst es einfach!“
Sie hat es einfach gemacht – diesen ersten EM-Titel einer deutscher Sprinterin seit 1990. Seit Katrin Krabbe, die zwei Jahre später wegen Dopings gesperrt wurde, Gold geholt hatte. Sailer: „Ich bin so glücklich, was für ein Tag!“
Was für ein Tag für Sailer, was für ein Tag für die deutsche Leichtathletik. Denn innerhalb von nur fünf Minuten war es mit der Medaillenebbe bei den deutschen Athleten vorbei, gleich nach Sailer holten sich auch noch die Speerwerferinnen Linda Stahl und Christina Obergföll Gold und Silber ab. Drei Medaillen in fünf Minuten, das nennt man rekordverdächtige Akkord-Arbeit! „Das ist ein unglaubliches, ein umwerfendes Gefühl. Ich bin so glücklich, mit Christina auf dem Podium zu stehen“, Freude sich Stahl, deren Speer auf ihre persönliche Bestweite von 66,81 Meter gesegelt war. „Ich habe das alles nicht erwartet. Ich habe das auch erst gar nicht realisiert. Ich hatte Glück, einen rauszuhauen. Mit fast 67 Metern konnte ich nicht rechnen.“
Ihr Trainer Helge Zöllkau hatte nach dem Gold-Wurf Tränen in den Augen: Vor einem Jahr machte er Steffi Nerius zur Weltmeisterin – jetzt hat der Coach die nächste Europameisterin. Zöllkau: „Ich bin sprachlos vor Glück!“
kby
- Themen:
- Europameister