Frauen-Nationalelf: Aus Prinz wird Frau Ballack
FRANKFURT Als kürzlich auf der Frankfurter Einkaufsmeile Zeil eine Riesen-Birgit-Prinz-Figur enthüllt wurde, samt Sockel 7,80 Meter hoch, die Stürmerin in voller Aktion, stand die im wahren Leben 1,79 Meter große Ex-Weltfußballerin daneben, warf einen kritischen Blick drauf und sagte zur Oberbürgermeisterin Petra Roth lapidar: „Das ist mir schon unangenehm. Ich werde die Zeil sicher die nächsten Tage nicht betreten.”
Eine Begebenheit, die viel über Charakter aussagt. Sie mag es nicht, in Zeiten unglaublicher Erfolge überlebensgroß zu erscheinen; und sie mag es nicht, bei Rückschlägen niedergemacht zu werden. Doch nun ist sie im Mittelpunkt der Diskussion. Weil sie beim 1:0 gegen Nigeria nicht nur ausgesprochen schlecht gespielt, sondern sich auch ausnahmsweise mies betragen hatte: Erst warf sie bei der Auswechslung nach 53 Minuten zornig die Binde beiseite, dann gab sie dem Begriff Handschlag eine neue Bedeutung… Hand schlagen war das eher, was die Rekordspielerin gegenüber der Bundestrainerin vollzog. Und wer sah, wie verärgert sich die Kapitänin an den Rand der Bank hockte, wie wenig sie beim Siegtor mitjubelte, der fühlte sich an jene Randfigur erinnert, die vor fast genau einem Jahr im südafrikanischen Winter ein gewisser Michael Ballack bei der Männer-Nationalmannschaft abgab.
Birgit Prinz ist zwar nicht verletzt, aber irgendwie wirkt sie blockiert und gehemmt – oder ist sie einfach zu langsam für den athletisch geprägten Frauenfußball 2011?
„Wir haben fußballerisch wenig gezeigt, das finde ich enttäuschend”, sagte sie. Und keifte: „Ich weiß nicht, ob Birgit Prinz jetzt das Thema ist.” Und auf die unvermeidliche Frage, ob sie eher auf ihre Trainerin oder ihre Leistung sauer sei, quetschte sie hervor: „Mein Ärger ist eine Mixtur aus beidem.”
Silvia Neid hat nun ein delikates Problem – ginge es nach Leistung, müsste die alternde Anführerin dringend auf die Bank, doch das will die Trainerin ihrer Anführerin aus alter Verbundenheit nicht antun: „Wir reden immer nur von Birgit. Andere Spielerinnen haben auch nicht ihren besten Tag erwischt, von daher sollte man sie mal ein bisschen in Ruhe lassen.”
Die Mitspielerinnen tun sich schwer. „Sie ist ja keine zwölf mehr und weiß, dass es nicht so gut läuft”, erklärte Inka Grings (32). „Ich kenne die Birgit gut, sie ist einfach unzufrieden”, meinte Nadine Angerer (32). Kim Kulig (21) sagte: „Wir versprechen, dass wir alle zusammenhalten. Wir lassen niemand allein.” Das mag ja sein. Aber vielleicht ist Birgit Prinz bereits allein. Wie ihr Denkmal auf der Zeil.
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