Franz spielt John Wayne

RUPOLDING - Beckenbauer, erstmals beim Biathlon, über seine Wintersport-Affinität: Wo man ihn als Langläufer trifft, warum er erst mit 38 das Skifahren begann und wie er Eishockey ohne Schlittschuhe spielte
Die Visite war kurz. Zum Staffelrennen am Donnerstagabend schaute Franz Beckenbauer beim Biathlon-Weltcup in Ruhpolding vorbei. Am Schießstand plauderte er während des Rennens mit Bundestrainer Frank Ullrich und dann, bevor er bei der Siegerehrung im Stadion die Blumen übergab, auch noch in einem Exklusivgespräch mit der Abendzeitung.
AZ: Franz Beckenbauer beim Biathlon, ein seltener Besuch hier in Ruhpolding. Sie wirken beeindruckt von der großartigen Atmosphäre, ist ja mehr Stimmung hier als bei Bayern-Spielen in Fröttmaning.
FRANZ BECKENBAUER: Das würd’ ich nicht sagen. Ist halt anders. Wenn die Läufer an den Schießstand kommen, dann ist hier der Teufel los, das stimmt schon, aber wenn sie wieder im Wald verschwunden sind, dann wird’s auch gleich wieder ruhiger. Aber schon wahr, es ist schon ein rechtes Spektakel.
Das erste Mal, dass Sie beim Biathlon sind?
Ja, bisher hab ich’s nur im Fernsehen verfolgt, aber live dabei zu sein, ist doch was anders. Im Fußball ist’s im Stadion auch lustiger als vorm Bildschirm. Es ist gewaltig, wie sich das Biathlon entwickelt hat in den letzten Jahren. Aber es ist auch großer Sport. Schauen Sie sich mal an, wie weit weg die Scheiben hier sind, was die Sportler da leisten, ist wirklich unglaublich.
Wer gefällt Ihnen denn besonders gut? Die Lena Neuner vielleicht?
Keiner so richtig speziell. Die Mädls sind im Moment ja recht gut in Form, die wirken alle recht sympathisch, natürlich, authentisch. Die haben viel dazu beigetragen, dass Biathlon so boomt, dazu kommt das Fernsehen, das diesen Sport in den letzten Jahren so perfekt ins Bild gesetzt hat. Aber das ist beim Fußball ähnlich. Ohne Fernsehen wäre der Fußball nicht da, wo er heute ist.
Welchen Wintersport schauen Sie im Fernsehen denn am liebsten?
Langlauf, Rodeln, die Alpinen, querbeet. Nächste Woche ist ja wieder die Streif in Kitzbühel, da bin ich natürlich auch wieder vor Ort. Der Wintersport beschränkt sich bei mir aber vor allem auf das Passive. Aktiv tu’ ich hin und wieder gern Langlaufen, bei mir daheim in Oberndorf geht direkt eine Loipe am Haus vorbei, da gehe ich sehr gerne raus. Ist auch ein sehr gesunder Sport, das schont meine Gelenke.
Und wie sieht’s alpin aus?
Da war ich ein Spätstarter. Während meiner Karriere als Fußballer habe ich schon rein vertraglich nicht dürfen, da haben sie beim Verein nämlich Angst gehabt, dass wir uns verletzen. Also habe ich erst mit 38 angefangen mit dem Skifahren.
Und, geht’s?
Na gut, ich schätze mich als soliden Pistenfahrer ein. In den Tiefschnee muss ich nicht unbedingt.
Als Kind hatten Sie keine Ambitionen, eine Karriere als Wintersport-Leistungssportler einzuschlagen?
Um Himmels willen, nein. Ich bin ja in Giesing aufgewachsen und nicht in den Bergen. Mein Vater war Postler, der hat mit seinem Gehalt die ganze Familie ernähren müssen. Da war kein Drandenken, dass wir am Wochenende mal zum Skilaufen in die Berge fahren, niemals, das hätten wir uns gar nicht leisten können. Das einzige, was wir hatten, war ein Schlitten. Da sind wir dann immer am Giesinger Berg umeinandergerodelt. Und die Hacklstecker vom Großvater hatten wir auch. Mit denen haben wir dann auf der Straße vorm Haus Hockey gespielt, und wenn es eisig war, dann war es halt Eishockey, natürlich alles ohne Schlittschuhe.
Aber Biathlon haben Sie noch nie ausprobiert.
Nein.
Und wenn Sie müssten?
Dann würd’ ich wahrscheinlich hingehen wie John Wayne und ganz lässig aus der Hüfte schießen. Wurscht wäre es eh, weil treffen würde ich eh nix, es würde halt besser ausschauen.
Also dann lieber zurück an die Fußball-Torwand. Da treffen Sie mehr.
Logisch. Da sind auch die Löcher näher da. Und größer sind sie auch.
Interview: Florian Kinast