Frank Wörndl: "Felix hat den richtigen Punch"
AZ: Herr Wörndl, am Wochenende haben die DSV-Athleten Heimspiel auf der Kandahar in Garmisch. Bei der Abfahrt am Samstag gehen drei Deutsche ins Rennen, beim Riesenslalom am Sonntag sogar sechs. Der beste DSV-Fahrer war zuletzt Fritz Dopfer vom Skiclub Garmisch.
FRANK WÖRNDL: Der Fritz hat bis jetzt eine sehr schwierige Saison gehabt. Der hat sich am Anfang einen Stiefel zusammengefahren! Ich war überrascht, dass er plötzlich so breitbeinig gefahren ist: überhaupt kein moderner Slalom-Stil. Der Fritz ist halt einer, der immer alles analysiert, und vielleicht ist er dabei einer falschen Fährte gefolgt. Aber er konnte das wieder korrigieren. Das tut er manchmal sogar während eines Slalomlaufs, zum Beispiel in Santa Caterina. Das ist eine große Gabe, bedeutet aber auch, dass er während der Fahrt nachdenkt, wie er unterwegs ist – und das hindert ihn in schnellen Läufen wie in Schladming daran, die Ski auch mal gehen zu lassen, mal Glücksritter zu sein. Er fährt meist einen kontrollierten, keinen bedingungslosen Angriff. Ansonsten hat er sich aus der kleinen Krise rausgezogen und ist wieder da, wo er hingehört: ganz vorne mit dabei.
Im Slalom von Kitzbühel fuhr er in Durchgang eins sogar Bestzeit.
Er hat erkannt: Das ist ein Hang und ein Lauf, den man nicht Vollgas fahren kann. Deswegen bin ich dort auch immer gescheitert. Wenn der Lauf schnell ist und die Stangen auf dich zu fliegen, dann hatte ich meinen Spaß. Aber wenn du permanent auf der Hut sein und Tempo rausnehmen musst, mache ich das an zwei Übergängen und am dritten vergesse ich das dann und stehe draußen. Den Ganslern-Hang bin ich in meiner ganzen Karriere etwa zwei Mal runter gekommen.
Dopfers Kollege Felix Neureuther vom Skiclub Partenkirchen ist derzeit Dritter in der Riesenslalom-Wertung, verpasste beim Slalom in Schladming aber das Podest wegen eines Einfädlers.
Er hat jetzt den Skischuh gewechselt, fährt nun eine härtere Schale, hatte zunächst keine Rückmeldung vom Schuh, jetzt aber wieder den richtigen Punch auf der Kante und ist verdammt schnell. Das hat man in Schladming mit dem blanken Auge gesehen. Das war das Maximum, was man fahren kann.
Zwischenzeitlich sah es so aus, als hätte er gegen Henrik Kristoffersen und Marcel Hirscher keine Chance mehr.
Es war ein Stillstand bei ihm drin. Offenbar muss man erst mal in der Scheiße stecken und dann den Mut haben für Änderungen, wie eben den Schuhwechsel. So etwas ist bei Rennläufern eher unbeliebt, aber wenn man sich den Hirscher anschaut, der mit mehr als einem Dutzend verschiedener Schalen und Härtegrade experimentiert und den Schuh dem Schwungradius anpasst: Das ist wie in der Formel 1.
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