Fotograf Kai Pfaffenbach verhalf David Storl zu Gold
AZ: Herr Pfaffenbach, seit Samstag gelten Sie als der Mann, der David Storl die Goldmedaille gerettet hat.
KAI PFAFFENBACH: Ach, Humbug! (lacht) Er hat gewonnen, weil er am weitesten gestoßen hat und einfach der Beste war. Ich habe weder Gold gerettet, noch gewonnen – ich habe nur geholfen, dass alles mit rechten Dingen zugeht.
Wie kam’s dazu?
Ich liege seitlich am Ring, als er stößt. Ich schaue mir die Bilder an und denke mir: Mist, sie sind nichts geworden. Dann sehe ich, dass die rote Fahne hochgeht und schaue mir die Bilder nochmal an. Ich sage laut: „Das war kein Foul, er hat nicht übertreten!” Schon steht David neben mir und fragt: „Hast Du Fotos?” Und direkt danach hat er den Kampfrichter im Schlepptau und zeigt auf meine Kamera.
Ein Hoch auf den Erfinder der Digitalkamera.
Der Kampfrichter hat sich die Fotos vier, fünf Mal angesehen, David stand dabei etwas weiter hinten, hat sich clever rausgehalten. Ich war überrascht, dass es der Kampfrichter einfach akzeptiert hat und somit neben dem Video-Beweis den Foto-Beweis eingeführt hat. Wobei ich den Eindruck hatte, dass er selbst schon die Vermutung hatte, dass sein Kollege, der die rote Fahne gehoben hatte, falsch lag. Aber klar: Vor 1998, als wir bei Reuters die Digitalfotographie eingeführt haben, hätte David wohl Pech gehabt.
Ihr Foto war nicht mal gut?
Das Bild war katastrophal, ich hatte den Mikrofonpüschel eines Kollegen unten rechts drauf. Normalerweise hätte ich die ganze Sequenz fünf Sekunden später gelöscht.
So wurde gekuschelt.
David hat mich kräftig in den Arm genommen und ordentlich gedrückt. Ich habe selbst fast 100 Kilo, aber gegen ihn wirke ich doch schmächtig.
Ist der Umgang zwischen Athleten und Fotografen immer so herzlich?
Storl und der Amerikaner Reese Hoffa sind schon für alle Späße zu haben. Tomasz Majewski dagegen, der Olympiasieger aus Polen, schiebt auch gerne mal eine Kamera weg, wenn sie ihm irgendwie im Weg ist. Der ist im Umgang mit uns eher robust.
Sie haben als Fotograf auch schon aus Kriegs- und Katastrophengebieten berichtet. Standen Sie schon mal plötzlich im Mittelpunkt?
Ich habe schon öfter mal mit meiner Arbeit für Aufsehen gesorgt oder mit Bildern Preise gewonnen. Aber das Interesse an dieser Story ist wirklich extrem, damit hätte ich nicht gerechnet.
Sie waren zumindest der erste Deutsche, der Usain Bolt überholte.
Stimmt, das war bei der WM 2009 in Berlin. Nach dem 100-Meter-Finale ist der einfach weitergesprintet, aber ich habe ihm in der Kurve den Weg abgeschnitten und von vorne erwischt. Ich bin in meinem Leben noch nie so schnell gerannt! Da gab es dann ein paar Blogger, die das gesehen hatten und mich als den neuen Sprint-Star gefeiert haben. (lacht)
David Storl sagte, er werde Sie auf ein Bier einladen.
Das darf er gerne machen. RTL hat uns beide jetzt schon für den Jahresrückblick im Dezember eingeladen. Vielleicht klappt’s ja dann mit einem gemütlichen Abend in Köln.
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