Formel gaga: Hamilton disqualifiziert

Die Begründung: „Absichtliche Irreführung“ der FIA-Kommissare. Mercedes-Sportchef Norbert Haug will keine Berufung einlegen.
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Aus der Wertung des Auftaktrennens gestrichen: Lewis Hamilton.
Bongarts/Getty Images Aus der Wertung des Auftaktrennens gestrichen: Lewis Hamilton.

SEPANG - Die Begründung: „Absichtliche Irreführung“ der FIA-Kommissare. Mercedes-Sportchef Norbert Haug will keine Berufung einlegen.

Vielleicht sollte der Automobilweltverband die Rennergebnisse der Formel 1 künftig einfach auswürfeln. Vier Tage nach dem Ende des Auftaktrennens in Melbourne und drei vor dem Start des zweiten Saisonlaufs in Malaysia (11 Uhr, RTL und Premiere live) haben die FIA-Regelhüter das Rennerergebnis wieder umgeworfen. Weltmeister Lewis Hamilton wurde, genauso wie sein Team McLaren-Mercedes, nachträglich disqualifiziert und verliert somit seine – am Sonntag ohnehin schon am Grünen Tisch erhaltenen – sechs Punkte für den dritten Rang in Melbourne. Von Hamiltons Disqualifikation profitiert Toyota-Pilot Jarno Trulli, der am Sonntag erst seinen dritten Platz feiern durfte, hinterher auf Platz zwölf strafversetzt worden war – und nun wieder Dritter ist.

Endgültig entschieden ist damit aber noch lange nichts; am 14. April urteilt in Paris das FIA-Berufungsgericht über den Protest gegen die umstrittenen Doppeldiffusoren. Und weil die sowohl bei den Brawn-Flundern als auch bei Toyota und Williams verbaut sind, könnte am 14. April plötzlich Renault-Pilot Fernando Alonso zum Rennsieger erklärt werden. Alles klar? Alles gaga!

„Wenn das so weitergeht, sind die Rennkommissare bald bekannter als die Fahrer", ätzte am Donnerstag Renault-Chef Flavio Briatore. Einen richtig bösen Kommentar diktierte Formel-1-Legende Niki Lauda zu Hause in Wien seinem Haussender RTL: „Das ist absurd und der größte Witz aller Zeiten, dass man vier Tage benötigt, um das Rennen vollständig zu sichten und ein Resultat festzulegen. Wenn ein Rennen beendet ist, will der Zuschauer ein Resultat“, schimpfte Lauda.

Einstweilen sind aber alle Ergebnisse in der Formel 1 wegen der Kontrollwut der Regelhüter mittlerweile wie beim Lotto nur noch ohne Gewähr. Zumal auch die Disqualifikation Hamiltons überzogen erscheint. Der Weltmeister wurde nämlich, wie es in der Urteilsbegründung heißt, „wegen vorsätzlicher Irreführung der Rennkommissare in einer Anhörung nach dem GP Australien" bestraft. Hamilton habe die Regelhüter belogen und somit seinen Sport in Misskredit gebracht, heißt es.

Tatsächlich hatte Hamilton schon am Sonntag bei den Kommissaren vorsprechen müssen. Kurz vor Ende des Rennens hatte er den vor ihm fahrenden Trulli, als das Safety Car auf der Strecke war, überholt. Trulli war kurz von der Strecke abgekommen. Sekunden später hatte Hamilton den Italiener wieder vorbeigelassen. Den Offiziellen hatte Hamilton dem Vernehmen nach erklärt, er habe Trulli vorbeigelassen, weil er abgelenkt gewesen sei. Einem Reporter hatte Hamilton kurz vorher allerdings erzählt, dass ein Funkspruch seines Teams der Auslöser für sein Verhalten gewesen sei. Diesen Funkspruch hat es tatsächlich gegeben, die Kommissare hörten ihn sich am Donnerstag an – und disqualifizierten den Weltmeister. Auch, wenn Hamilton erwiesenermaßen nichts falsch gemacht hatte am Sonntag.

Die Silberpfeile-Bosse wiesen den Vorwurf der absichtlichen Falschaussage von sich. „In unserem Team sagt niemand absichtlich etwas Falsches“, sagte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug. „Wir dachten, die Kommissare hätten ohnehin die Konversation zwischen uns und Lewis, weil der Funkverkehr abgehört wird“, meinte McLaren-Geschäftsführer Martin Whitmarsh. „Das war ein Fehler des Teams.“

Das Urteil akzeptierten sie trotzdem. „Die Härte dieses Urteils ist unübersehbar. Wir brauchen jetzt all unsere Kraft für unsere weitere Leistungssteigerung auf der Strecke und akzeptieren die Dinge, wie sie sind“, sagte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug. Sollen doch die anderen verrückt spielen.

F. Cataldo, P. Hesseler

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