Formel Aua!

Die Vollgasbranche hat Schumacher als Retter einer völlig verkorksten Saison herbei gesehnt. Daraus wird nichts. Nun setzt das Jammern ein. Und die Kanzlerin spendet Trost.
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Michael Schumacher kehrt nicht zurück. Sein Nacken schmerzt zu sehr.
dpa Michael Schumacher kehrt nicht zurück. Sein Nacken schmerzt zu sehr.

Die Vollgasbranche hat Schumacher als Retter einer völlig verkorksten Saison herbei gesehnt. Daraus wird nichts. Nun setzt das Jammern ein. Und Bundeskanzlerin Angela Merkel spendet Trost.

MÜNCHEN Sogar die Bundeskanzlerin hatte ein paar tröstende Worte parat. „Es gibt bestimmt noch andere schöne Sachen“, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel also. Und sie hat ja Recht, irgendwie. Die Welt wird sich weiterdrehen. Auch die Formel 1 wird nicht daran sterben, dass ER jetzt doch nicht mehr helfen kann.

Und doch ist es ein Schock. 14 Tage nach seiner umjubelten und überraschenden Rückkehrsankündigung hat Michael Schumacher den Rücktritt von der Rückkehr verkündet. Sein verletzter Nacken schmerzt noch zu sehr und würde, wie Schumacher erklärte, „den extremen Belastungen der Formel 1 nicht standhalten“.

Der Rekordweltmeister zog die Reißleine, was Merkel durchaus respektabel findet: „Ich glaube, dass die Mediziner ihm doch den richtigen Tipp gegeben haben. Ich finde es richtig, dass er keine unnötigen Risiken eingegangen ist. Er hat Familie und Kinder“, stellte sie richtigerweise fest.

Doch der Formel 1 hat Schumachers malader Nacken einen Nackenschlag verpasst, von dem sich die Rennserie kaum erholen wird. Schließlich sollte der siebenmalige Weltmeister, so zumindest lautete die Hoffnung der Vollgasbranche, nicht nur den in Budapest verunglückten Felipe Massa bis zum Saisonende vertreten, sondern eine völlig verkorkste Saison retten und der Formel 1 neues Leben einhauchen.

Dazu kommt es nicht. Schumacher hat Schmerzen und die Formel 1 den Salat. Sie wird zur Formel Aua! Und die Protagonisten jammern.

„Ich bin sehr unglücklich darüber, dass dieses Problem bedeutet, das Michael nicht wieder Rennen fahren kann“, sagte Ferrari-Boss Luca di Montezemolo. Für Ferrari bedeutet Schumachers Rückzieher, dass nicht der erfolgreichste Formel-1-Fahrer aller Zeiten, sondern der erfolgloseste den verletzten Massa vertreten wird. In Valencia wird Luca Badoer im Ferrari sitzen. Ein 38 Jahre alter Italiener, der in 49 Rennen keinen einzigen Punkt holte und sich zuletzt als Tester von Rennautos und Weinen hervorgetan hat.

Ferrari wird’s verschmerzen können, die Saison war ohnehin verkorkst. Ähnlich sieht es bei BMW aus. Die Münchner hatten hoffen können, dass ihre Krise und ihr Rückzug aus der Formel 1 zum Jahresende wegen Schumi in den Hintergrund geraten würde. Und auch die Fahrer verlieren. Sebastian Vettel, Lewis Hamilton und Co. hatten sich Freude auf die Vollgas-Duelle mit dem Altstar. „Es wäre eine Ehre gewesen, gegen ihn zu fahren“, sagte Hamilton. Richtig, es wäre.

Viel schlimmer scheint noch der wirtschaftliche Schaden für die Serie. Oder besser: Der einkalkulierte Gewinn, der sich nun doch nicht einstellen wird. Schumachers Manager Willi Weber hatte schließlich schon wieder die Fanartikel-Maschinerie angeworfen wegen der Rückkehr. Daraus wird nun nichts.

Auch die Fans sind enttäuscht. Für das Rennen in Valencia waren vor Schumachers Rückkehr-Ankündigung gerade mal 12000 Karten verkauft, bis Sonntag waren es 45000. Ähnlich sieht es für Spa aus. „Für mich ist eine Welt zusammengebrochen“, sagte Reiner Ferling vom Michael–Schumacher-Fanklub Kerpen. „Ich hatte doch schon Karten gekauft und ein Hotel gebucht. Und das vor allem wegen Schumi.“ Er wird auf ihnen sitzen bleiben.

Filippo Cataldo

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