Formel 1: Kimi will Kohle - sonst streikt er

Kimi Räikkönen ist stinksauer. Weil ihm sein Arbeitgeber Lotus rund 20 Millionen Dollar Gehalt schuldet, droht der "Iceman" mit Streik.
SID, fil |
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Abu Dhabi - Lotus-Pilot Kimi Räikkönen stapfte am Wochenende besonders mies gelaunt durch das Formel-1-Fahrerlager von Abu Dhabi. Ein Lächeln im Gesicht des "Iceman" zu erkennen, war ungefähr so wahrscheinlich wie Regen in der Wüste hinter der Strecke. Der Finne ist stinksauer – Kimi will Kohle sehen.

Sofort.

Weil ihm Lotus noch Gehalt in Höhe von rund 20 Millionen Dollar schuldet, macht der Ex-Weltmeister öffentlich Druck. Räikkönen droht sogar mit einem Streik beim Saisonfinale.
 "Ich will endlich mein Geld sehen. In diesem Jahr habe ich noch kein Gehalt bekommen", schimpfte Räikkönen vor dem Rennen, das er als Letzter in Angriff nehmen muss, weil der Unterboden seines Wagens nicht dem Reglement entsprochen hatte. Ein herber Rückschlag für den kühlen Blonden im Kampf um den zweiten Platz in der WM gegen seinen baldigen Teamkollegen Fernando Alonso (Ferrari).

Doch was Räikkönen, der als größter Kumpel von Serien-Weltmeister Sebastian Vettel im Fahrerlager gilt und der Vettel oft in seinem Privatjet mit zu den Rennen nimmt,  noch mehr nervt: Lotus bezahlt seinen Superstar einfach nicht. "Du musst Vertrauen in die Menschen haben, aber wenn diese über längere Zeit immer das Gleiche sagen, ist es nicht einfach. Ich liebe es, Rennen zu fahren, aber ein großer Teil ist auch Geschäft. Irgendwo muss ich einen Strich ziehen."

Schon am Donnerstag hatte Räikkönen die obligatorischen Medientermine geschwänzt und so Unruhe in seinem Team ausgelöst. Als er dann endlich da war, sagte er auf die Frage, ob er einen Boykott der letzten beiden Saisonrennen in Betracht ziehe: "Sicher. Ich bin nur hier, weil ich hoffe, dass wir eine Lösung für gewisse Probleme finden." Die heftigen Aussagen haben bei Lotus Spuren hinterlassen, in der Formel 1 sind die Teams ja peinlich um ihr Image besorgt. Und so deutete Teameigner Gerard Lopez an, dass er das Geld demnächst überweisen wolle. "Ich habe mit Kimi gesprochen", sagte der Luxemburger Geschäftsmann der "Welt am Sonntag": "Ich gehe davon aus, dass er in Austin und Sao Paulo fahren wird, weil wir unsere Verpflichtungen erfüllen werden." Unterstützung bekam Räikkönen auch von Promoter Bernie Ecclestone. "Er hat einen Vertrag mit jemandem unterschrieben, und die müssen ihn auch bezahlen", sagte der Milliardär dem
britischen "Mirror": "Wenn er für mich fahren würde, hätte ich ihn bezahlt."

Die Beziehung zwischen Lotus und Räikkönen, einst eine Traumehe, gilt mittlerweile als zerrüttet. Schon seinen Wechsel zurück zu Ferrari zur kommenden Saison hatte der eigenwillige Finne mit finanziellen Gründen erklärt. Vor einer Woche kam es dann beim Rennen in Indien zu einem weiteren Eklat, als Lotus-Ingenieur Alan Permane Räikkönen recht rüde aufforderte, für den heranstürmenden Teamkollegen Romain Grosjean Platz zu machen. Der Funkspruch musste mit einem langen "Piep" im Fernsehen überdeckt werden. Daraufhin hatte Räikkönen beleidigt geantwortet: "Brüllt mich nicht an. Ich lasse ihn dann schon vorbei, aber doch nicht mitten in einer schnellen Kurve." Im Formel-1-Zirkus gilt es als offenes Geheimnis, dass Lotus hochverschuldet ist – mit rund 120 Millionen Euro. Wie mehr als die Hälfte aller Rennställe in der Königsklasse kämpft auch Lotus ums Überleben. "Sie sind knapp bei Kasse, was aber für den Rest des Fahrerlagers
auch gilt. Ich weiß von mindestens drei Teams, die ihre Fahrer derzeit nicht bezahlen", sagte Ex-Weltmeister Jackie Stewart dem Fachportal "formel1.de". Auch Sauber hatte Nico Hülkenberg, der bei Lotus als Nachfolger für Räikkönen hoch gehandelt wird,  im Sommer nicht bezahlen können.

Lotus hofft weiter auf baldige Rettung. Doch der angekündigte Einstieg des Investors "Quantum", hinter dem der Sultan von Brunei stehen soll, ist bisher nicht realisiert worden. Es gilt: keine Kohle, kein Kimi.

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