Formel 1: Hamilton, der lustlose Hinterherfahrer
Der Weltmeister beschädigt sein Image – weil er mit den schlechten Ergebnissen hadert
NÜRBURG Lewis Hamilton und aufgeben? „Niemals. Meine Devise lautet: nie aufgeben. Ich möchte bis zum Saisonfinale noch mal gewinnen oder einen Podiumsplatz erreichen.“ Das sagte der in diesem Jahr wegen seiner Silberpfeil-Gurke hinterherfahrende Weltmeister noch am Donnerstag im Interview mit dem „Abendblatt".
Hätte er das lieber mal nicht vergessen: „Wir sollten diesen Motor und das Getriebe schonen", funkte Hamilton Sonntagnachmittag an seine Box, als er nach einer unverschuldeten Kollision und einem geplatzten Reifen am Nürburgring als Letzter dem Pulk hinterherraste. Sein Renningenieur fauchte zurück: „Konzentrier' du dich aufs Fahren und überlass die Strategie uns! Es könnte noch regnen!“
Niki Lauda kritisierte den Weltmeister für seine Weichei-Attacke bei RTL scharf: „Ich hätte mich das nicht getraut. Ein Rennfahrer muss fahren, denn dafür wird er bezahlt. Alles andere entscheiden die Chefs. Das macht keinen guten Eindruck", sagte der dreimalige Weltmeister.
Nach und nach droht Hamilton sich sein in den letzten Jahren selbst aufgebautes Image als höflicher und Saubermann der Formel 1 selbst zu zerstören. Hamilton, der sich in Interviews gerne bescheiden gibt, Nelson Mandela als Vorbild bezeichnet und auch seinen behinderten Bruder Nicholas als Grund dafür nennt, auf dem Boden geblieben zu sein, zeigt immer wieder auch ein anderes Gesicht. Nach dem ersten Saisonrennen in Australien wurde Hamilton von den Rennkommissaren als Lügner überführt, vor drei Wochen in England forderte er schmollend, dass sich sein Rennstall auf die nächste Saison konzentrieren solle, weil sein Auto zu schlecht sei. Sky-Kommentator Marc Surer bezeichnete ihn damals „verwöhnten Bubi“, und erklärte: „Hamilton saß in seiner Karriere immer im besten Auto. Jetzt lernt er die andere Seite kennen, da muss er durch."
Doch darauf scheint Hamilton einfach keine Lust zu haben. fil