Formel 1: Ferrari-Star Sebastian Vettel führt Sündenregister der FIA an

Der Grand Prix von Aserbaidschan hat der Formel 1 die beste Unterhaltung seit langer Zeit geliefert. Doch nach dem actionreichen Spektakel stand nicht Gewinner Daniel Ricciardo im Mittelpunkt, sondern das Giftduell des WM-Spitzenduos.
Baku - Sebastian Vettel darf sich nach seinem fragwürdigen Manöver gegen Lewis Hamilton am Sonntag in Baku im nächsten Rennen am 9. Juli in Österreich keine weiteren Aussetzer erlauben, ansonsten droht dem viermaligen Weltmeister eine Sperre.
Der Ferrari-Pilot kassierte für den Rempler gegen Mercedes-Star Hamilton drei Strafpunkte vom Weltverband FIA, damit ist sein Punktekonto auf neun angewachsen. Bei drei weiteren Zählern muss er ein Rennen aussetzen. Die entsprechende Regel der FIA besagt, dass ein Fahrer, der innerhalb eines Jahres zwölf Strafpunkte sammelt, für ein Rennen gesperrt wird.
Allerdings hat Vettel ab dem 10. Juli ein bisschen mehr Spielraum, dann werden ihm zwei Punkte für ein Fehlverhalten beim britischen Grand Prix im Juli 2016 in Silverstone gestrichen. Damals hatte er im strömenden Regen Williams-Pilot Felipe Massa bei einem Überholmanöver von der Strecke gedrängt.
Vettel war während einer Safety-Car-Phase beim Großen Preis von Aserbaidschan von hinten auf den führenden Hamilton aufgefahren, weil dieser seiner Meinung nach unnötig gebremst hatte. Anschließend fuhr Vettel neben Hamilton und rempelte ihn erneut von der Seite an. Dafür bekam der Heppenheimer neben den drei Strafpunkten eine Zehn-Sekunden-Zeitstrafe. Im Rennen belegte Vettel Platz vier, Hamilton wurde Fünfter.
Die Lehren aus dem GP von Aserbaidschan
DER FRIEDEN DER TITELJÄGER IST VORBEI: Immer wieder hatten sich Vettel und Hamilton seit Saisonbeginn ihren Respekt versichert und mit Komplimenten überhäuft. Nach Vettels Rüpel-Rempler von Baku herrscht erstmal Eiszeit. "Wir sind Weltmeister, wir machen so etwas nicht", tadelte Hamilton den WM-Spitzenreiter und nannte ihn ein schlechtes Vorbild für alle Nachwuchspiloten. Vettel gab sich uneinsichtig. "Wir sind Männer hier, wir sind nicht im Kindergarten", meinte der Ferrari-Star. Zwar kündigte er ein klärendes Telefongespräch mit dem Briten für die kommenden Tage an, doch Hamilton entgegnete kühl: "Er hat doch meine Nummer gar nicht."
RED BULL WECKT VORFREUDE AUFS HEIMSPIEL: Nach einem schweren Saisonstart holte Daniel Ricciardo gerade rechtzeitig vor der Reise nach Spielberg den ersten Sieg des Jahres für das Team des österreichischen Brause-Giganten. Das gibt Schwung fürs Heimspiel. "Ich bin ein ziemlicher Glückspilz. Alle meine Siege kamen unter verrückten Umständen zustande", sagte Ricciardo, der im Chaos um ihn herum den Durchblick behalten und von Platz zehn ganz nach vorn gefahren war. Wenn jetzt auch noch die Defektserie bei Teamkollege Max Verstappen endet, könnte sich Red Bull demnächst öfter ins Titelduell zwischen Ferrari und Mercedes einmischen.
STROLL IST DOCH FORMEL-1-TAUGLICH: Mit Unfällen bei den Tests vor der Saison nährte der erst 18 Jahre alte Williams-Fahrer noch die Zweifel an seinem schnellen Aufstieg in die Königsklasse. Der Milliardärssohn aus Kanada schien den breiteren und schnelleren Boliden noch nicht gewachsen. Auch der Saisonstart misslang, die fehlende Erfahrung bremste den Grünschnabel. Doch seit er zuhause in Montréal seine ersten WM-Punkte ergatterte, ist Stroll wie ausgewechselt. Mit neuem Selbstvertrauen fuhr er in Baku ein nahezu perfektes Rennen und wurde Dritter. "Ich kann immer noch besser werden, es braucht einfach nur etwas Zeit", sagte Stroll.
BAKU BEWEIST ES ZWEIFLERN: Nach der ziemlich langweiligen Premiere im Vorjahr hatte so mancher Experte den schnellsten Stadtkurs der Formel 1 schon als eintönigen Garanten für müde Unterhaltung abgestempelt. Der spektakuläre Grand Prix vom Sonntag ließ dann das Herz jedes Motorsport-Fans hüpfen. Unfälle, gewagte Manöver, Emotionen und frische Gesichter auf dem Podium - mehr hätten sich die Formel-1-Vermarkter vom achten Saisonlauf kaum erwarten können. "Diese Strecke hat alles", schwärmte Sieger Ricciardo.