Formel 1: Fernando Alonso fährt IndyCar statt Monaco-GP

Indianapolis/Barcelona - Das waren noch Zeiten, als Fernando Alonso in seine spanische Heimat kam, als stolzer Matador, als bester Rennfahrer seines Landes – vielleicht sogar der Welt.
Das lange gezogene "Alooonsooo" schallte von den Zuschauertribünen, und der Spanier enttäuschte die Fans nicht. Zweimal gewann er seinen Heim-Grand-Prix (2006, 2013), viermal wurde er Zweiter, einmal Dritter.
Lange her! Und heute? "Ich weiß nicht so recht, was mich erwarten soll", sagt der Spanier eher gefrustet als hoffnungsfroh vor seinem 16. Rennen in der Heimat am Sonntag (14 Uhr/RTL und Sky). Zwar wurden an seinem McLaren Honda ein paar Updates vorgenommen, viel scheint er sich aber nicht davon zu versprechen.
"Das ist traurig"
Seit seinem Wechsel von Ferrari zu den Engländern dümpelt Alonso nur hinterher. In diesem Jahr ist die Beziehung zwischen dem Rennstall und dem Piloten auf einem neuen Tiefpunkt. "Ich bin noch nie in meinem Leben mit einem Auto gefahren, das so wenig Power hat", schimpfte er in Bahrain. In allen vier Rennen der Saison sah er die Zielflagge aufgrund von Ausfällen nicht. Zuletzt in Sotschi schaffte es sein Bolide nicht mal an den Start. "Das ist traurig", sagte der Spanier. "Aber was soll ich tun?" Alonso scheint angesichts der Aussichtslosigkeit dieser Ehe mit McLaren längst zu resignieren.
Schon lange flirtet er mit anderen F1-Teams. Nun aber wagt er tatsächlich den Seitensprung. Alonso geht fremd. Die neue Liebe: IndyCar. In Bahrain verkündete der 35-Jährige, er wolle bei den legendären Indy500 starten, ein Rennklassiker in den USA. Bereits in den vergangenen Wochen hat er dafür Probefahrten absolviert.
Auch nach seinem Heim-Grand-Prix setzt sich der zweimalige Weltmeister ins Flugzeug, um nach Indianapolis zu jetten zum Freien Training für den Klassiker am 28. Mai im Oval von Indianapolis. Für das neue Techtelmechtel lässt er sogar den Großen Preis von Monaco aus. Dass sein Team ihm das zweigleisige Fahren ermöglicht und im PR-trächtigsten Rennen der Saison auf ihn verzichtet, sagt einiges zum Verhältnis zwischen beiden aus.
Gutes Auto fehlt
Schuld an seiner neuen Affäre hat auch Michael Schumacher. "Wenn ich der beste Fahrer der Welt sein will, habe ich zwei Optionen: Ich gewinne acht Mal die Formel-1-WM, einmal mehr als Michael, was sehr unwahrscheinlich ist", sagte Ehrgeizling Alonso. "Die zweite ist: Ich gewinne in verschiedenen Serien und bin ein Fahrer, der Rennen fahren und gewinnen kann in jedem Auto und in jeder Serie." Bei den Indy 500 startet er im Siegerteam des letzten Jahres. Die US-Fans feiern den Newcomer bereits.
Ruhm. Erfolg. Anerkennung. In Übersee wartet all das, was die Formel 1 ihm derzeit nicht bieten kann. Dabei gilt der Asturier noch immer als einer der besten Fahrer im Feld. "Schnelligkeit, Aggressivität – darin ist er der Beste", sagte Mercedes-Aufsichtsrat Niki Lauda. Was Alonso fehlt, ist ein gutes Auto.
"Das Team arbeitet hart daran, die Situation zu verbessern. Da kann ich nicht einfach verschwinden", versicherte Alonso zuletzt zwar immer wieder. Trotzdem glaubt kaum jemand in der Formel 1, dass er seinen auslaufenden Vertrag verlängert. Die Beziehung Alonso/McLaren scheint am Ende. Übrigens hat Alonsos Seitensprung schon Opfer gefordert. Bei seinen ersten Runden im IndyCar überfuhr er ein Taubenpärchen.
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