Formel-1-Fahrer (32, kein Sieg) sucht Auto (egal welches)

Nick Heidfeld hat nach dem Aus von BMW noch keinen neuen Arbeitgeber gefunden. Und weil ein Formel-1-Cockpit für ihn fraglich geworden ist, denkt er inzwischen sogar an Tourenwagenrennen.
SPA-FRANCORCHAMPS Der Traum bleibt. „Mein Ziel ist es, in Zukunft die Meisterschaft zu gewinnen“, sagt Nick Heidfeld. Fragt sich nur: Welche? Denn langsam klingt diese Aussage des Gladbachers, der in zehn Jahren noch kein Formel-1-Rennen gewonnen hat, eher wie eine wahnwitzige Hoffnung.
Momentan weiß Heidfeld nicht einmal, ob er 2010 überhaupt noch in der Formel 1 sein wird. Sein Rennstall BMW-Sauber löst sich zum Saisonende auf, und noch hat kein anderer Rennstall gesteigertes Interesse am 32-Jährigen gezeigt, der in 161 Versuchen nie als erster ins Ziel kam. „Ich habe begonnen, mich mit anderen Teams zu unterhalten, bevor BMW die Entscheidung bekannt gegeben hat, sich zurückzuziehen“, beteuert Heidfeld und glaubt: „Es sieht bisher ganz gut aus, aber es ist natürlich noch nichts unterschrieben.“
Heidfeld ist fest entschlossen, auch nächstes Jahr wieder nach Spa zu kommen, wo am Sonntag (14 Uhr, RTL und sky live) das zwölfte Saisonrennen stattfindet. Als Formel-1-Fahrer. Ein einigermaßen gutes Ergebnis Heidfelds am Sonntag würde seine Chancen bei den Rennställen sicherlich nicht schmälern. Doch BMW steckt schon die gesamte Saison in der Krise, und die Rückzugsankündigung hat die Moral der Truppe nicht gehoben. Heidfeld beteuert zwar, dass die Stimmung nicht im Keller sei, aber er sagt auch: „Es kann niemand komplett wegstecken, dass man nicht weiß, wie es nächstes Jahr weiter geht.“ Und: „Man merkt einen Unterschied.“ Allerdings seien alle dennoch hochmotiviert. „Das Wichtigste ist im Team, dass weiter entwickelt werden kann“, betont er.
Und das geschieht erst mal. Cheftechniker Willy Rampf plant bereits das Auto für die neue Saison. Der Ur-Münchner Rampf ist schließlich bei Sauber angestellt und hofft auf eine Rettung des Rennstalls ohne BMW. „Entweder es geht mit diesem Team ohne BMW weiter, oder das war's für mich mit der Formel 1“, verriet Rampf gestern der AZ.
Auch Heidfeld würde gerne bleiben. Aber weil das nicht sicher ist, besuchte sein Manager Andre Theuerzeit gestern Toyota-Teamchef John Howett. Der hat am vorigen Wochenende seinem Piloten Jarno Trulli erklärt, dass dessen Zeit beim kölsch-japanischen Team abläuft. Heidfeld könnte bei Toyota ein Fahrergespann mit Timo Glock bilden – wenn der Rennstall nicht auch aussteigt. In Spa geisterte gestern jedenfalls dieses Gerücht wiedermal durchs Fahrerlager.
Auf Heidfelds Wunschzettel stehen aber neben Toyota auch noch Williams, wo nach dem wahrscheinlichen Weggang von Nico Rosberg wohl zwei Cockpits frei werden, und Brawn GP. Wobei sich beim WM-Führenden Brawn derzeit allerdings die Anfragen stapeln. Aber Teamchef Ross Brawn hält seit jeher viel von Heidfeld.
Und wenn das nicht reicht? Heidfeld hat Alternativen. Auch außerhalb der Formel 1. „Ich werde auf jeden Fall Rennfahrer bleiben, auch wenn es mit der Formel 1 irgendwann nicht mehr klappen sollte“, sagt er, „wo ich auf jeden Fall einmal teilnehmen möchte, sind die 24-Stunden-Rennen von Le Mans und auf der Nordschleife des Nürburgrings“. Und auch Tourenwagen seien eine Option. „Ob DTM oder Sportwagen – das kann ich noch nicht sagen“, meint Heidfeld.
Filippo Cataldo, Peter Hesseler