Formel 1: "Da kam ein Dreikäsehoch"

Mario Theissen, Ex-Motorsportdirektor bei BMW, brachte den Kartfahrer Sebastian Vettel in die Formel1. Doch schon zu Beginn seiner Karriere finanzierte Red Bull den späteren Doppelweltmeister
von  F. Cataldo
Vettel und Mario Theissen (r.).
Vettel und Mario Theissen (r.). © dpa

München - Es ist noch gar nicht so lange her, dass Sebastian Vettel regelmäßig seine Hausaufgaben abliefern musste. Parallel zu seinem Abitur, das der Doppelweltmeister am Heppenheimer Starkenburg-Gymnasium mit der Durchschnittsnote von 2,8 bestand, bekam Vettel bei BMW Privatunterricht von Mario Theissen.

Dass Vettel heute unter den Fahrern herausragt durch sein technisches Verständnis und seine präzisen Aussagen zum Fahrzeug, hat viel mit dem damaligen Motorsportdirektor des Münchner Autobauers, einem promovierten Ingenieur, zu tun. Theissen wies Vettel in die Geheimnisse der Fahrzeugabstimmung und der Aerodynamik ein – und er brachte ihn in die Formel 1.

Alles begann 2002. Vettel, damals noch Kart-Fahrer, besuchte ein Rennen der Formel BMW. „Bei einem unserer Formel-BMW-Rennen kam ein Dreikäsehoch auf mich zu, zupfte an meinem Arm und sagte ganz unbekümmert: ,Hallo, ich heiße Sebastian Vettel. Und im nächsten Jahr fahre ich auch in eurer Serie’”, erinnert sich Theissen an die erste Begegnung mit dem späteren Wunderjungen der Formel 1. Das tat Vettel dann tatsächlich – und traf dort zunächst einem anderen Förderer.

2003 fuhr Vettel, größtenteils noch von seinem Entdecker Gerhard Noack finanziert, seine erste Saison in der Nachwuchsklasse. Sein Teamchef damals war Albert Hamper. Ein erfahrener Mann, der Vettel erstmal das Rennwagen-Fahren beibringen wollte. „Er kannte ja nur Karts. Also habe ich ihn ins Auto gesetzt. Ihm gezeigt, wo das Gaspedal ist, wo die Kupplung und die Bremse sind und ihm gesagt, wie er bremsen und schalten soll.” Nötig gewesen wäre es wohl nicht. Hamper: „Sebastian ist auf die Strecke raus und war sofort am Limit. Das habe ich vorher und nachher nie mehr so erlebt.”

Am Ende der Saison wurde Vettel Zweiter – und stieg ins Nachwuchsprogramm von BMW auf. In seinem zweiten Jahr gewann er die Serie mit 18 Rennsiegen bei 20 Teilnahmen – Rekord! Theissen war da schon Vettels Mentor – und seine Familie war die finanziellen Sorgen los. BMW und Red Bull teilten sich fortan die Ausbildungskosten. Helmut Marko, ein Ex-Rennfahrer und enger Freund des Brause-Milliardärs Didi Mateschitz, hatte Vettel schon 2002 in das Förderprogramm von Red Bull aufgenommen. Nun stockte er das finanzielle Engagement deutlich auf. Für Marko war Vettel ein Segen – denn bis dahin hatte er nur eher mittelmäßige Piloten wie den US-Boy Scott Speed oder den Italiener Viotantonio Liuzzi in die Formel 1 gebracht. Nun hatte er plötzlich den talentiertesten Jungen von allen im Programm – und war klug genug, die von Theissen angebotene Hilfe anzunehmen.

„Es gab einen Dreiecksvertrag zwischen mir Red Bull und BMW”, sagte Vettel mal. Und so lernte er weiter bei Theissen, der ihn 2006 erst zum Testfahrer machte und ihm ein Jahr später zum Debüt für ein Rennen in der Formel 1 verhalf. Finanziert wurde Vettel aber auch weiter von Red Bull. Als das Red-Bull-Tochterteam Toro Rosso ein paar Wochen später einen neuen Fahrer suchte, gab Theissen, der Vettel kein Stammcockpit garantieren konnte, ihn sofort frei. Der Mentor wurde zum Freund der Familie – der Schüler zum König der Formel 1.

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