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Football-Hype: Der Wohlfühlfaktor steht im Vordergrund – anders als beim Fußball

AZ-Sportchef Matthias Kerber über das NFL-Spiel in München.
Matthias Kerber
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Der Ort, wo selbst der Kaiser zu Fuß hingeht, war ein bisschen das Sinnbild dieses American-Football-Happenings zwischen den Tampa Bay Buccaneers und den Seattle Seahawks) in der Münchner Allianz Arena. Denn in der Pissoir-Reihe der Männertoilette standen die Football-Fans in den Trikots ihrer Idole. Patrick Mahomes (Kansas City Chiefs), neben Rob Gronkowski (New England Patriots), neben Nick Bosa (San Francisco 49ers), neben Aaron Rodgers (Green Bay Packers) - flankiert wurde das außen jeweils von Tom Brady (Tampa Bay).

Beim Football steht der Wohlfühlfaktor im Vordergrund

Damit verlassen wir diesen Ort gedanklich aber lieber wieder und verbannen ihn aus den Köpfen, nur das Sinnbild soll bleiben: friedliche Eintracht, statt IQ-befreiter Zwietracht. Beim American Football wird der Sport zelebriert, das gemeinsame Erlebnis, die Party.

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Der Wohlfühlfaktor steht im Vordergrund. Anders als beim Fußball, wo das destruktive Lager-Denken die Freude am Sport in den Würgegriff genommen hat, wo Primaten-Gehabe, Macho-Attitüde und die unverhohlene Freude an der Beleidigung, der Niveaulosigkeit - und leider auch an der physischen Gewalt - die schönste Nebensache der Welt immer wieder jeglicher Schönheit beraubt, ist das Erlebnis American Football im Stadion erfrischend und befreiend.

Beim Football wird sich über die Leistung gefreut – egal von welchem Team

Da wird der Sport nicht zur Pseudo- und Quasi-Religion mit seinen oft inhärent fanatischen Entgleisungen erhoben. So martialisch dieser Sport auf dem Feld auch ist, so entwaffnend, entspannt und inkludierend ist das Treiben auf den Rängen. Da kann man sich einfach gemeinsam über eine großartige sportliche Leistung freuen - egal von welchem Team. Das tut der Stimmung keinen Abbruch - ganz im Gegenteil.

In einer Welt, in der das Proleten-Krakeele, die plakative Simplifizierung, die unverhohlen und unverfroren verbreitet wird, jede inhaltliche Auseinandersetzung immer mehr ersetzt, tut es der Seele gut, zu sehen, dass der kollektive Freudenschrei lauter und wirkungsvoller ist als jede Beleidigung, jeder Hass-Kommentar.

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  • MichiK am 16.11.2022 17:09 Uhr / Bewertung:

    Das ist jetzt aber schon ein bisschen verklärt dargestellt worden. In Europa liegt es daran, dass die NFL normalerweise hier nicht auftritt und sich jeder Footballfan darüber freut, dass hier überhaupt mal live zu sehen. In Amerika ist das schon auch ein wenig anders, wenn das Hometeam spielt. Da wird genauso gepfiffen, wenn der Gegner den Ball hat (versteckt sich halt hinter einem "Make noise") und auch Schiedsrichterentscheidungen, die einem nicht passen, werden mit entsprechenden Buh-Rufen untermalt. Wenn es in Amerika einige Fans des deutschen Handballs geben würde, würden sich alle amerikanischen Besucher des HBL-Supercups darüber freuen und einträchtig neben einander sitzen, wenn der in Kansas City ausgetragen werden würde.
    Ich will damit sagen, im Heimatland des American Football gibt es zwischen Fans der Teams genauso Rivalitäten wie bei uns und die werden auch ausgetragen.

  • .x.x. am 15.11.2022 14:19 Uhr / Bewertung:

    Mal abgesehen davon, dass beim American Football ein Spieler erst liegen bleibt, wenn er sich wirklich ernsthaft und schmerzhaft verletzt hat und nicht bei jeder kleinen Berührung des Gegners theatralisch zusammenbricht, als hätte ihn dieser soeben mit einer Machete in zwei Teile geschnitten.
    Mal abgesehen davon, dass dass beim American Football Zeitspiel nicht möglich ist, was mehr als angenehm ist.
    Mal abgesehen davon, dass dass beim American Football nicht nach jedem Pfiff des Schiedsrichters (eigentlich eher der Flaggenwurf) zuerst einmal 20 Spieler auf diesen zu rennen um die Entscheidung zu kritisieren.

    Herrlich war im Stadion am Sonntag der Moment, als auf der Leinwand Tore des FC Bayern gezeigt wurde und das Stadion unisono zu einem gellenden Pfeiffkonzert ansetzte, weil Profi-Fußball mit Sport eigentlich nichts mehr gemein hat...

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