Florett-Ass Golubytskyi mit blutiger Nase zu WM-Silber
Budapest - Die EM-Dritte steckte in der Syma-Halle von Budapest selbst die härtesten Attacken der wenig zimperlichen Fecht-Konkurrenz weg und belohnte sich mit Mut, Durchhaltevermögen und Kaltschnäuzigkeit mit WM-Platz zwei - größter Einzelerfolg ihrer Laufbahn.
Gold blieb der 27 Jahre alten Olympia-Zwölften verwehrt: Italiens Weltranglisten-Topfrau Arianna Errigo war beim 8:15 einfach zu stark für Golubytskyi, die nach der Niederlage mit müden Schritten von der Planche ging: Es war ein langer Weg an einem sehr langen Arbeitstag.
Das 13:12 im Halbfinal-Sudden-Death gegen Italiens Olympiasiegerin Elisa di Francisca war streckenweise mehr ein Faust- denn ein Fechtkampf. Eine "brutale Aktion" warf der deutsche Sportdirektor Sven Ressel der Italienerin vor: "Wir sind tief erschüttert, wie sie vorgeht."
In der Vorschlussrunde musste Golubytskyi, die schon in London mit di Francisca heftig aneinandergeraten war, wegen eines Schlags auf die Nase minutenlang behandelt werden. Di Francisca sah Rot und erhielt einen Straftreffer zum 9:7 für Golubytskyi. Danach zog die Deutsche auf 12:7 davon, musste aber noch in die Verlängerung - und schlug eiskalt zu.
Für den Deutschen Fechter-Bund ist es am ersten Entscheidungstag von Budapest die erste Medaille und zudem die erste im Florett-Dameneinzel bei einer WM seit Anja Schache 2005 in Leipzig. Damals gab es gleichfalls Silber.
"Endlich mal" - mit einem knappen Statement hatte sich Golubytskyi schon zu ihrem 15:5 im Viertelfinale gegen Carolina Erba (Italien) geäußert: Sie wusste um ihre erste WM-Einzelmedaille. "Das ist ein super Start", meinte Ressel bereits zu diesem Zeitpunkt.
Im Gegensatz zu Golubytskyi verlor der Olympia-Fünfte Nicolas Limbach schon unter den Top 16 mit 9:15 gegen den Russen Wenjamin Reschetnikow. Limbach hatte seit 2007 in St. Petersburg (Bronze) immer WM-Medaillen geholt: 2009 in Antalya Gold, 2010 und 2011 jeweils Silber. Max Hartung fehlte im Viertelfinale beim 14:15 gegen Reschetnikow ein Treffer zur Medaille.
Säbel-Coach Vilmos Szabo war auf Limbach und Hartung keineswegs sauer, wohl aber auf den Weltranglistenfünften Benedikt Wagner. "Das war kopflos wie bei einer Ente", sagte Szabo über das 13:15 Wagners unter den Top 64 gegen den ebenfalls 23 Jahre alten Weißrussen Alexej Lichatscheuski.
Und in einem Gesamtkommentar entfuhr es Szabo dann doch noch drastisch: "Das ist Scheiße" - er hatte mit seinen Dormagener Jungs Medaillen gewollt. Hartung wurde Sechster, Limbach Zehnter, Bundestrainer-Sohn Matyas Szabo 29. - und Wagner warf nach Platz 33 sein Sportgerät achtlos auf die Planche: Er war bedient.
Limbach keineswegs. Er hatte zugunsten seines Studiums auf die EM vor sieben Wochen in Zagreb verzichtet und konnte sich vor Budapest selbst nicht so recht einschätzen. "Er hat mir meine Grenzen aufgezeigt in dieser Saison", meinte Limbach zur deutlichen Niederlage gegen Reschetnikow. "Das war eine klare Angelegenheit", musste Limbach anerkennen.
Zwei Medaillen sollen es laut Zielvereinbarung mit dem DOSB in Ungarns Hauptstadt werden - 50 Prozent hiervon hat die EM-Dritte Golubytskyi dem Verband schon am ersten Entscheidungstag besorgt. Katja Wächter, WM-Neuling Anne Sauer und Sandra Bingenheimer, die ebenfalls für Tauberbischofsheim starten, waren unter den Top 32 ausgeschieden. Sauer belegte im Schlussklassement Rang 20, Wächter Rang 25 und Bingenheimer Rang 29.
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