Flirt zur falschen Zeit

Es ist eine Provokation, weil es just während der laufenden EM passiert: Der Berater von Mario Gomez hat bestätigt, dass der Nationalstürmer vor einem Transfer zum FC Bayern steht. Was wird aus Lukas Podolski?
von  Abendzeitung
Mario Gomez: bald im Trikot des FC Bayern?
Mario Gomez: bald im Trikot des FC Bayern? © dpa

WIEN - Es ist eine Provokation, weil es just während der laufenden EM passiert: Der Berater von Mario Gomez hat bestätigt, dass der Nationalstürmer vor einem Transfer zum FC Bayern steht. Was wird aus Lukas Podolski?

Jürgen Klinsmann hätte bestimmt nichts dagegen. Dass ein Transfer während eines großen Turniers eingefädelt wird, schon gar nicht wenn es um einen Spieler für seinen Klub geht. Der künftige Bayern-Trainer selbst hatte 1992 während der EM in Schweden seinen Wechsel von Inter Mailand zum AS Monaco klar gemacht. Eine Aktion, die für Unruhe sorgte.

Was nun mit Nationalstürmer Mario Gomez (23) passiert, ist ebenso unglücklich. Dass sich der FC Bayern für den Schwaben interessiert, ist bekannt. Dass Gomez-Berater Uli Ferber aber nun ausgerechnet am Montag, am Tag des entscheidenden EM-Vorrundenspiels gegen Österreich, die Gerüchte bestätigte, ist eine Provokation. Ein Flirt zur falschen Zeit.

Rummenigge: Gomez „sehr interessant“

„Nach der EM wird das mit Sicherheit ein Thema werden“, erklärte Ferber über einen Transfer seines Klienten vom VfB Stuttgart zum Rekordmeister – und sorgt so mitten während der EM für Unruhe. Zuletzt hatte Bayerns Vorstandschef Rummenigge Gomez als „sehr interessant“ bezeichnet und betont, man wolle den Angreifer während der EM in Ruhe lassen: „Es wird noch Zeit geben, darüber zu reden.“ Beide Aussagen lassen nur einen Schluss zu: Nach der EM wird der Transfer fixiert – bereits im Sommer oder aber für 2009. Laut „Stuttgarter Zeitung“ haben die Bayern den VfB um einen Gesprächstermin gebeten und seien bereit, 30 bis 35 Millionen Euro Ablöse zu zahlen.

Die Begeisterung des früheren Weltklasse-Stürmers Rummenigge für Gomez ist hinlänglich dokumentiert. Bereits im April hatte er gesagt: „Das ist ohne jede Frage ein Klassespieler. Aber wir haben mit Toni, Klose, Podolski drei Stürmer. Dazu einen Gomez zu verpflichten, würde keinen Sinn machen." Und weiter: „Jetzt zumindest nicht, wo die drei hierbleiben."

Die Frage: Wer muss gehen?

Somit stellt sich die Frage: Wer aus Bayerns Sturm-Trio darf oder muss gehen? Torschützenkönig Luca Toni scheidet aus. Ein Verkauf des Italieners wäre nicht vermittelbar. Außerdem wurde von Manager Uli Hoeneß x-mal betont, dass Toni unverkäuflich sei. Bleiben Miroslav Klose, der wegen seines hohen Gehalts für den VfB kaum finanzierbar wäre. Und Lukas Podolski.

Auch dem 23-Jährigen dürfte zu Ohren kommen, dass sein Nationalelf-Kollege vor einem Wechsel zu seinem Arbeitgeber steht. Podolski ist bei der EM bislang Deutschlands bester Torschütze, er wirkte zuletzt befreit. Befreit vom Wissen, nur Ersatzspieler zu sein. Genau dies war er in den letzten zwei Jahren beim FC Bayern. Mit der neuen Leichtigkeit dürfte es nun erstmal vorbei sein. Gomez und Podolski kämpfen nicht nur um einen Stammplatz bei Joachim Löw, sondern auch um einen Job beim FC Bayern.

Podolski: "Ich will spielen"

Was also wird aus Podolski? Er selbst hatte zuletzt in Bezug auf sein Reservistendasein beim FC Bayern gesagt: „Ich will spielen.“ Dies habe er auch seinem künftigen Vereinstrainer Klinsmann mitgeteilt. „Er weiß jetzt bei mir, woran er ist. Er hat sogar gesagt, er hätte Verständnis dafür", hatte Podolski in „Sport-Bild“ erklärt, „nach der EM wollen wir gemeinsam weitersehen."

Auch mit VfB-Manager Horst Heldt? Der hat oft betont, Podolski holen zu wollen – im Tausch mit Gomez? Podolskis Berater Kon Schramm wollte sich hierzu auf AZ-Anfrage nicht äußern

jos/thk

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