Final-Four in Berlin: Bayern Dritter – ohne Hoeneß

BERLIN Uli Hoeneß hatte den früheren Flieger genommen. Nachdem die Basketballer des FC Bayern am Samstagabend im Pokal-Halbfinale mit 83:92 an Alba Berlin gescheitert waren, schaute sich der Präsident das Spiel um Platz drei am Sonntagmittag gegen die Artland Dragons gar nicht mehr an. Der Traum vom ersten Basketball-Titel seit 1968 war sowieso schon geplatzt.
Aber immerhin: Die Bayern schlugen Artland recht überzeugend mit 88:76 - und durften dann mit einer Medaille um den Hals und einem Lächeln anstatt komplett gefrustet nach Hause fahren.
„Das war vielleicht kein ausgezeichnetes Spiel”, sagte Trainer Svetislav Pesic, „aber wir haben gut gespielt, so wie wir uns das vorstellen." Der Pokal ist damit für den FC Bayern also abgehakt – die AZ zeigt, welche Erkenntnisse für die Meisterschaft bleiben:
MEISTERSCHAFT: Die Marke FC Bayern mag zwar allzu präsent sein - die Basketballer müssen sich als Top-Team allerdings erst noch etablieren. Das hat die Halbfinale gegen Berlin gezeigt. „Wir haben den Sieg im Spiel um Platz drei gegen Artland gebraucht”, sagte Pesic. „Es war wichtig, die Reaktion der Mannschaft zu sehen." Die Bayern gehen nun zumindest mit ein bisschen Rückenwind in die letzten Spiele im Kampf um die Playoff-Platzierungen. Und müssen sich dann noch einmal komplett neu beweisen. Als Mit- aber keinesfalls Topfavorit.
VERLETZUNGEN: In der laufenden Saison sind die Bayern vor gehäuften ausfällen noch relativ verschont geblieben. Die Verletzungen von Chevon Troutman (Faserriss in der Wade) und die erheblichen Blessuren von Lawrence Roberts (Jochbogenfraktur) und Jared Homan (Bänderprobleme an beiden Füßen) haben allerdings gezeigt, dass sich das Glück schnell in Pech wandeln kann „Vielleicht hätten wir doch nachverpflichten sollen”, sagte Vizepräsident Rudolf Schels. „Aber hinterher ist man immer schlauer. Woher sollen wir wissen, dass uns die Verletzungen so treffen werden.” Gegen Artland musste zudem Brandon Thomas (Wade) pausieren. „Jetzt ist erst einmal wichtig, dass wir wieder gesund werden”, sagt Pesic.
YOTAM HALPERIN: Der Israeli, der zu den Top-Verdienern der Bundesliga gehört und Kapitän seines Landes ist, spielte sowohl gegen Berlin als auch gegen Artland stark. Der ersehnte Durchbruch des bisherigen Sorgenkindes im Kader? Pesic glaubt daran: „Der Frühling kommt und Yotam fängt endlich an zu spielen. Er hat die nötige Aggressivität gezeigt. Dass er es kann, weiß jeder."
AUSWÄRTS-PLEITEN: Viermal in Serie hatten die Bayern in fremder Halle verloren, dreimal in der Liga, dann einmal im Pokal, in und gegen Berlin. Erinnerungen an die zweistellige Pleitenserie unter dem früheren Trainer Dirk Bauermann in der vergangenen Saison wurden wach – auch wenn Svetislav Pesic das Thema sehr aktiv zu ignorieren versuchte. Jetzt der Sieg gegen Artland – quasi für beide auf neutralem Boden. Pesic: „Wir müssen jetzt ruhig bleiben. Es stehen noch viele schwere Spiele auswärts an."
POKALFINALE IN MÜNCHEN: Im kommenden Jahr findet das Turnier in Ulm statt. Pesic würden den Wettbewerb 2015 dann gerne in München sehen: Dann darf er sich sicher sein, dass bei der Pressekonferenz nach den Spielen auch ein Wasser für ihn auf dem Tisch steht, wie er scherzhaft anmerkte. Tatsächlich stünde den Bayern die Ausrichtung aber gut. Pesic: „Wir müssen uns das jetzt verdienen" - und der Verein sich bewerben.