Ferrari: Sieben Fahrer, zwei Autos, kein Titel

Ferrari holt Giancarlo Fisichella als Ersatz für den verletzten Massa. Der Italiener soll die Saison der Scuderia zu einem versöhnlichen Ende führen. Aber der nächste Ärger ist längst programmiert.
MARANELLO Manchmal werden Kinderwünsche eben doch wahr. Giancarlo Fisichella (36) dar beim nächsten Rennen in Monza (13. September) den zweiten Ferrari pilotieren und danach auch die Saison zu Ende fahren für die Scuderia. Für Fisichella, bisher Rennstallkollege des Gräfelfingers Adrian Sutil bei Force India und letzten Sonntag sensationell Zweiter in Spa, wird damit zum Ende seiner Karriere sein „Lebenstraum“ wahr. So hat er es gestern Nachmittag nach der Vertragsunterschrift in Maranello erklärt. Der Römer ersetzt Ersatzfahrer Luca Badoer, der in den letzten beiden Rennen abgeschlagen als Letzter ins Ziel rollte.
„Ich fühle mich im siebten Himmel“, sagte Fisichella. Ob das aber auch für Ferrari gilt, ist fraglich. Klar, gestern waren erstmal alle froh, in Fisichella endlich einen Piloten gefunden zu haben, der seine Sache in Monza besser machen wird als Badoer. Und in Italien träumen sie schon vom ersten Heimsieg eines Italieners seit 1966 (damals gewann ein gewisser Ludovico Scarfiotti). „Wir sind sehr stolz, in Monza einen Italiener im Ferrari zu haben“, sagte Teamchef Stefano Domenicali.
Doch im Hinblick auf die nächste Saison werden die Probleme der Roten nicht geringer. Ferrari wird im Kampf um den WM-Titel in diesem Jahr erneut ausgehen. Dafür hat der Rennstall inzwischen sieben Fahrer auf der Gehaltsliste – für nur zwei Autos.
Denn Fisichella wird ab nächsten Jahr Testfahrer werden für die Scuderia. Genauso wie es derzeit Luca Badoer (38) und der Spanier Marc Gene (34) schon sind. Vor allem Gene, der dieses Jahr immerhin die 24 Stunden von Le Mans gewann, wird die Verpflichtung Fisichellas alles andere als wohlwollend betrachten. Auch Michael Schumacher ist neben seiner Beraterfunktion offiziell noch Testfahrer für die Scuderia. Und der Rekordweltmeister denkt immer noch an sein Comeback. Sollte die FIA ein drittes Auto erlauben, könnte Schumi nächstes Jahr doch noch einen Versuch starten.
Um die zwei Stammcockpits kämpfen überdies drei Piloten. Die Verpflichtung des zweimaligen Weltmeisters Fernando Alonso (Renault) gilt als abgemacht – obwohl Ferrari den Deal wegen Fisichella und der allgemein brisanten Lage wohl nicht, wie erwartet, in Monza verkünden wird. Neben Felipe Massa hat auch Kimi Räikkönen noch einen gültigen Vertrag für 2010. Und den Finnen abzuschieben, dürfte für Ferrari nicht leicht werden. Auch weil sich kein anderer Rennstall sein Gehalt von rund 20 Millionen Euro leisten können dürfte. Außerdem gewann Räikkönen zuletzt das Rennen in Spa. „Ich weiß nicht, ob Ferrari jetzt wirklich Kimi feuern sollte“, sagte Niki Lauda, der dreimalige Weltmeister, danach.
Auf der Strecke bleiben könnte also der in Budapest verunglückte Massa, dessen Auto übergangsweise an Fisichella geht. Massa wurde diese Woche in Miami operiert. Ein plastischer Eingriff, wie er selbst mitteilte. Gerüchteweise soll ihm aber eine stabilisierende Platte in den Schädel eingesetzt worden sein.
Wie auch immer: Massa wird erst 2010 ins Rennauto zurückkehren können. Reichlich spät zum Testen. Wie gut er nach seinem Unfall noch ist, bleibt ungewiss. Doch einen rekonvaleszenten Fahrer, der letztes Jahr noch Vize-Weltmeister wurde, zu entlassen, würde nicht zum Stil Ferraris passen. Lieber gehen sie mit sieben Fahrern in die neue Saison.
Peter Hesseler, Filippo Cataldo