Ferrari auf Schienen

Rodeln will gelernt sein – zum Beispiel in Söll in Tirol. Dort erfährt man dank Kunstschnee jetzt auch die Grundzüge der rasanten Sportart.
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München - Rodelbahnen gibt es ja reichlich. Aber Rodelschulen sind Mangelware. Die erste österreichische Schule ist in Söll (15 Minuten hinter Kufstein) auf der Hohen Salve zuhause, wo auch dank Beschneiung derzeit gerodelt werden kann.

Die Ausbildung funktioniert nicht so schulmäßig wie bei den bayerischen Kollegen in Oberaudorf sondern eher als Einweisung mit Probefahrt. Los geht das Studium der Rodeltechnik mit einer Bergfahrt mit der Seilbahn. Bei der Mittelstation an der Hohen Salve bei Söll lernen die Rodeleleven von Marianne Treichl, wie sie flott und sicher um die Kurve kommen.

Treichl ist früher Rennrodlerin gewesen und die Rodelschule gehört zum Hexenwasser Freizeitpark. Geübt wird hier auf einem kurzen Teilstück direkt bei der Mittelstation. Dafür stehen 17 Rodel zur Verfügung. Hier kann sich jeder mal auf einen flotten Rennrodel setzen und das Handling kennen lernen. Selbst erleben, dass die hohe Kunst des Rodelns gar nicht so einfach ist.

So ein Rennrodel sieht cool aus, will aber bewegt werden. Der Unterschied zum braven Familienschlitten ist nicht viel anders, als der Wechsel vom Golf auf einen Ferrari. Die Technik macht’s. Das Lenken geht anfangs nur mühsam.

Treichl zeigt, wie es funktioniert: In die Kurve reinlegen, mit der äußeren Hand am Schnürl nach innen ziehen und mit der anderen in den Schnee greifen. Das sieht für den Betrachter dynamisch aus, ist für unsereins als Rodelanfänger schon eine ziemliche Verrenkung. „Wenn du das mal drauf hast, dann fahren die Rennrodel wie auf Schienen“, sagt Treichl.

Bei mir fahren sie auch wie auf Schienen, aber nur geradeaus. Das Lenken muss wohl noch trainiert werden. Oder soll ich doch lieber auf den gemütlichen Familienrodel umsteigen? Also kein Ferrari – sondern lieber Golf. Ist ja auch das bessere Fahrschulauto.

Bevor es in die Kurve geht, muss natürlich gebremst werden. Das macht der Freizeitrodler ganz nach Gusto. Der Kenner ist da technisch versierter. Er bremst schon vor und nicht erst in der Kurve, was eigentlich jeder Autofahrer wissen sollte.

Und gebremst wird nicht mit dem Absatz sondern mit der ganzen Sohle, die man nahe an den Kufen einsetzt, wo auch die Kraftübertragung am wirksamsten ist. Und wenn es mal richtig schnell wird, dann greift der Experte zur gekonnten Vollbremsung. Und die sieht so aus: Popo hoch, auf die Füße stellen und vorne den Rodel heben, dass sich die Kufen hinten in den Schnee einkratzen.

Hört sich gut an, ist in der Praxis, wenn man flott unterwegs ist, aber gar nicht so einfach. Andererseits ist es ja gut, wenn man wie hier in Söll diese Dinge versuchen und sich von der Expertin dann noch Tipps und Korrekturen geben lassen kann. Zum Beispiel, wenn es auf der Rodelbahn eisig wird.

„Da ist es am besten, wenn du den eisigen Stellen ausweichst und dir griffigere Stellen suchst“, empfiehlt Treichl. FIS-Regeln wie bei den Skifahrern gibt es auf der Rodelbahn nicht. „Beim Überholen ist immer darauf zu achten, dass der Vordermann nicht gefährdet wird“, sagt Treichl. Sicherheit ist in der Rodelschule ein wichtiges Thema. „Unbedingt mit Helm fahren“, sagt die Expertin.

Auf der Rodelbahn in Söll kann man das frisch Gelernte auch gleich selbst testen. Auf der drei Kilometer langen Hexenritt Bahn hinunter zur Talstation oder drüben bei der Stöcklalm. Dort gibt es die Mondrodelbahn, die aber nur von Mittwoch bis Samstag abends in Betrieb ist. Nachtrodeln mit Einkehrschwung.

Georg Weindl


Kurse: Dienstag bis Donnerstag und Samstag, Sonntag von 14 bis 16 Uhr sowie Mittwoch und Samstag von 19 bis 20.30 Uhr.
Treffpunkt Mittelstation Hohe Salve
Infos: www.hexenwasser.at

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