Felix Sturm: Entthront und verbeult

Der Deutsche verliert nach Punkten gegen den Australier Geale. Sven Ottke: „Er ist über den Berg, will es aber nicht wahrhaben”
Matthias Kerber |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News

OBERHAUSEN Die verbeulten Augen schimmerten feucht, die Stimme bebte. Immerhin den Kampf gegen die Tränen gewann Felix Sturm – wenn auch nur knapp. Zuvor hatte der 33-jährige WBA-Champion im Mittelgewicht den Kampf und damit den Titel an den Australier Daniel Geale verloren. „Ich wollte diesen Sieg meiner Mutter widmen”, stammelte Sturm. Seiner Mutter, die 2006 an Krebs gestorben war. „Aber so ist Boxen. Es gibt wichtigere Dinge im Leben – meinen Sohn, meine Frau. Ich werde aber sicher wieder um eine WM kämpfen”, sagte Sturm.

Das Urteil an sich – zwei Kampfrichter werteten 116:112 für Geale, einer 116:112 für Sturm – war lächerlich, am Sieg des Australiers war nicht zu rütteln. „Ich akzeptiere die Entscheidung”, sagte Sturm, „diese Niederlage tut nicht so weh, wie meine gegen Javier Castelejo im Jahre 2006.” Damals war er als Weltmeister ausgeknockt worden. Sturm ist nicht so sehr an Geale gescheitert, sondern an seinem Ego. So musste er im Vorfeld des Kampfes fast ganz auf Trainer Fritz Sdunek verzichten, der vertraglich an Vitali Klitschko, der nächsten Samstag seinen Titel gegen Manuel Charr verteidigt, gebunden ist. Sturm wollte aber unbedingt am 1. September als Kampftermin festhalten, schließlich will er die fernsehtechnisch guten Termine nicht kampflos den Klitschkos überlassen. „Felix ist viel zu viel stehen geblieben”, analysierte Sdunek.

Er blieb stehen und kämpfte genau wie Geale sich das wünschte. Statisch, mit wenig Kombinationen. Zudem hatte er sich vor dem Kampf, der einer der größten seiner Karriere werden sollte, dauernd im verbalen Fernduell mit Intimfeind Arthur Abraham geübt. „Das empfand ich als unsportlich Geale gegenüber”, sagte Box-Experte Axel Schulz, der bei Sat.1 als Experte ausgetauscht worden war – angeblich, weil er zu kritisch gegenüber Felix war, zur AZ. „Felix kümmert sich um das ganze Geschäft, dass da dann der Boxer darunter leidet, ist klar. Aber Sturm ist da ja beratungsresistent. Ich denke, wir haben den aktuellen Leistungsstand von Sturm gesehen. Es ist ein schleichender Prozess, der ja schon seit Jahren evident ist.”

Deutschlands Box-Star Sven Ottke, der 2004 als ungeschlagener Weltmeister abgetreten ist, wurde noch deutlicher: „Für mich hat Felix von seinen letzten fünf Kämpfen drei verloren. Er ist über seinen Zenit hinaus, will das aber nicht wahrhaben. Da gibt es ja nicht wenige Boxer, die sich für den Größten halten und genau an dieser Einstellung scheitern. Ich weiß nicht, ob er im Kopf nicht schon beim lukrativen Kampf gegen Abraham war. Wenn es so ist, kann ich nur sagen, wie blöd kann man eigentlich sein, dass man vor einem der wichtigsten Kämpfe der Karriere schon an den nächsten denkt? Die Frage kann aber nur Sturm beantworten.” 

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.