Felix Neureuther - "ein Botschafter des Schnees"

Das große Saison-Fazit mit Wörndl: Warum Felix Neureuthers Winter erfolgreich war – und warum Maria Höfl-Riesch kleine Makel hinterlässt.
von  Julian Galinski

 

AZ: Herr Wörndl, Strich drunter: Die Weltcup-Saison ist am Wochenende zu Ende gegangen. War das jetzt ein erfolgreicher Winter für die deutschen Skifahrer?

FRANK WÖRNDL: Wir müssen das getrennt betrachten: Bei den Frauen war die Saison insgesamt enttäuschend – abgesehen von Maria Höfl-Riesch. Sie hat ihr Soll erfüllt. Viktoria Rebensburg war krank – und hat immerhin in Sotschi noch Bronze im Riesenslalom geholt. Aber dann? Dann kommt keine Fahrerin mehr nach. Die Entwicklung ist, was das Team betrifft, nach hinten gegangen. Da muss der DSV auf die Bremse treten und dagegen arbeiten.

Und bei den Männern?

Mir ist es unerklärlich, warum es kein deutscher Fahrer in den Speed-Disziplinen unter die ersten Dreißig schafft. Auch hier muss sich dringend etwas tun. Und Alpin-Direktor Wolfgang Maier weiß das. Die Techniker-Truppe war dagegen überragend gut. Natürlich dank Felix Neureuther und seinen vier Weltcupsiegen, und auch dank Fritz Dopfer, der gut angefangen und sehr gut aufgehört hat. Auch Stefan Luitz als dritte Kraft hat überzeugt.

Wie ordnen Sie Neureuthers Saison ein? Im Weltcup war er sehr konstant auf hohem Niveau – aber bei den entscheidenden Rennen hatte er immer wieder Probleme. Bei seinem Ausfall im Olympia-Slalom von Sotschi wie im Weltcup-Finale.

Da hat sicher sein Autounfall vor Olympia eine Rolle gespielt. Davor ist er eine Wahnsinns-Saison gefahren, praktisch ohne Training. Das einzig wirklich enttäuschende Rennen war der Riesenslalom in Sotschi – wo er sich wohl nach dem Unfall kaum rühren konnte. Im olympischen Slalom war er bis zum Einfädler auf sicherem Medaillenkurs. Er musste attackieren, da kann sowas passieren. Aber klar, die Erwartungen waren wahnsinnig hoch, dementsprechend wurde das als Niederlage wahrgenommen. Und auf den Fritz Dopfer hat gar keiner mehr geschaut.

Neureuther scheint in dieser Saison zum ersten Mal richtig bewusst geworden zu sein, was es heißt, ein echter Star zu sein. Und das hat ihm nicht immer gefallen.

Mittlerweile gibt es sicher schon die ersten Groupies, der Felix ist aber eben auch ein Supertyp. Und man muss das auch mal so sehen: Wir hatten einen ganz üblen Winter. Der Winter ist, gerade in den Städten, praktisch ausgeblieben. Und Felix war derjenige, der die Leidenschaft für den Wintersport aufrechterhalten hat. Er war, dort wo keiner war, der Botschafter des Schnees. Ein Superstar. Und der Druck auf ihn ist dementsprechend unglaublich groß. Mittlerweile sind zweite Plätze schon Niederlagen, es zählen nur noch Siege. Aber das geht nicht konstant. Dafür gibt es zu viele gute Fahrer. Unter dem Strich bleibt jedenfalls die beste Saison seines Lebens. Ganz einfach.

Was Höfl-Riesch betrifft: Sie hat Olympia-Gold, Olympia-Silber und den Abfahrts-Weltcup gewonnen. Und trotzdem bleibt nach dem Sturz in Lenzerheide das Gefühl einer unvollkommenen Saison.

Insgesamt betrachtet war es ein grandioser Winter für Maria. Was sie erreicht hat, muss ihr erst mal jemand nachmachen. Allerdings wäre noch mehr möglich gewesen. Lindsey Vonn ist ausgefallen, Tina Maze war außer Form – da hätte Maria durchstarten können. In Sotschi wäre Gold in der Abfahrt sicher das Nonplusultra gewesen. Und Gold im Super-G wäre vielleicht auch ein bisschen schöner als in der Super-Kombination gewesen. Da ist bei den Frauen das Niveau nicht besonders hoch.

 

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